Geschäftsplan

Deutsche Tiscali steht kurz vor dem Verkauf

Konzern will sich auf italienischen und britischen Markt konzentrieren
Von Björn Brodersen

Der Internetanbieter Tiscali will sich in den kommenden drei Jahren stärker auf sein Kerngeschäft in Italien und Großbritannien konzentrieren und schon ab dem übernächsten Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. In diesen beiden Märkten besitzt das Unternehmen nach eigenen Angaben mehr als drei Millionen Kunden - knapp die Hälfte hat einen DSL-Vertrag abgeschlossen - und erzielt rund zwei Drittel seiner Umsätze. Laut einer Unternehmensmitteilung hat der Vorstand den neuen Dreijahresplan, der eine Neupositionierung des Unternehmens als Full-Service-Anbieter mit Tk- und Mediendiensten vorsieht, genehmigt.

Von dem Deutschland-Geschäft wird sich der hochverschuldete Provider dagegen aller Voraussicht nach trennen. Mehrere Medien berichten heute übereinstimmen, Unternehmenschef Tommaso Pompei habe bei der Präsentation des Geschäftsplans bestätigt, dass die deutsche Internettochter kurz vor dem Verkauf stehe. Die Investitionen in neue Infrastruktur sowie die Marketinganstrengungen seien bereits zurückgefahren worden, teilte Tiscali gestern mit. Gerüchte über einen Rückzug des Unternehmens aus Deutschland kursieren schon seit Wochen in der Branche. Tiscali, das zuletzt in Deutschland mit 36,4 Millionen Euro neun Prozent seiner Umsätze erzielt, hat hierzulande enorme Schwierigkeiten, neue Breitbandkunden zu gewinnen.

Tiscali Deutschland verliert DSL-Kunden

Der Provider zählte Ende Juni dieses Jahres 205 000 eigene DSL-Kunden, das sind knapp 10 000 weniger als im Juni 2005. Verdoppeln konnte Tiscali nach eigenen Angaben dagegen die Zahl der Double-Play-Kunden (Internet und Telefon in einem Paket) auf 22 200. Zu der DSL-Kundenzahl kommen den Angaben zufolge noch 324 000 Nutzer der Internet-by-Call-Zugänge des Anbieters.

Tiscali bietet seine DSL-VoIP-Pakete, bei denen ein herkömmlicher Telefonanschluss nicht mehr vorhanden sein muss, inzwischen in 123 Städten an. Allerdings hatte Tiscali diese Pakete lange Zeit nur in Frankfurt und zu unattraktiven Preisen angeboten.