Entscheidungshilfe

Weblogs: Meinung anderer beeinflusst die Kaufentscheidung

Immer mehr Menschen nutzen Weblogs als Entscheidungshilfe
Von dpa / Marie-Anne Winter

Wer heute einen neuen Drucker, einen Fernseher oder eine Versicherung sucht, hat dank des Internets mehr Möglichkeiten, sich vorab zu informieren. Preissuchmaschinen und Bewertungsportale gehören schon länger zu den Recherchequellen von Verbrauchern. Doch seit immer mehr Menschen im Internet ein eigenes Weblog führen, können auch diese eine Entscheidungshilfe vor dem Kauf sein. Ein Weblog, kurz Blog, ist ein Online-Journal, das immer neue, chronologisch sortierte Einträge enthält. Leser können meist kommentieren, und über Verlinkungen sind die Blogs gut vernetzt.

Bei einer Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos gaben 30 Prozent der befragten deutschen Internetnutzer an, bereits ein Produkt nicht gekauft oder eine Dienstleistung nicht in Anspruch genommen zu haben, nachdem sie im Internet negative Kommentare oder Kritiken privater Nutzer gelesen hatten. Im europäischen Durchschnitt umfasst diese Gruppe nach Angaben der Studienautoren sogar 34 Prozent. Aber Kaufentscheidungen können auch positiv beeinflusst werden: 56 Prozent der deutschen Studienteilnehmer gaben an, dass sie ein Produkt oder eine Dienstleistung eher kaufen würden, wenn sie dazu positive private Kommentare im Netz lesen.

Während die Mehrheit der Blogger zu verschiedenen Themen schreibt, widmet sich das Blog "Spaß mit der Deutschen Bahn" (www.bahn-spass.de) [Link entfernt] den Erlebnissen mit der Deutschen Bahn. "Zwei von uns fahren am Wochenende regelmäßig mit der Bahn. Und wir hatten jede Woche eine neue Geschichte", sagt Martin Köhler, einer der Macher des Blogs. Er und seine Freunde wollten die Geschichten festhalten und so entstand die Idee zu dem Weblog. Zwischen 400 und 1 000 Besucher am Tag interessieren sich inzwischen für die Erlebnisse, darunter auch Mitarbeiter der Deutschen Bahn selbst. "Diese fühlen sich teilweise von den Beiträgen angegriffen, obwohl dies nicht unser Ziel ist", sagt Köhler. "Ich reise gerne mit der Bahn und amüsiere mich über die Verspätungen und Missgeschicke und rege mich nicht darüber auf."

Auch Unternehmen wollen Blogs für sich nutzen

Doch die wenigsten Blogs widmen sich ausschließlich einer Firma oder einem Produkt. Wer gezielt nach Blogeinträgen zu einer Ware oder einer Firma sucht, kann Blogsuchmachinen wie Technorati (www.technorati.com), Blogpulse (www.blogpulse.com [Link entfernt] ) oder Google Blogsuche (www.google.de/blogsearch) nutzen. Die Suche liefert oft eine Vielzahl von Einträgen. Wer beispielsweise nach "IKEA" sucht, findet etliche und ganz unterschiedliche Erfahrungen mit dem schwedischen Möbelhaus.

Dass Blogs eine interessante Quelle für potenzielle Kunden sind, wissen natürlich auch die Unternehmen selbst, und so versuchen sie seit einiger Zeit, die Gemeinschaft der Blogger, die so genannte Blogosphäre, zu beeinflussen.

Die PR-Agentur Edelman berät Firmen im Umgang mit den Bloggern. "Spannend wird es dann, wenn Leute auf der Suche im Internet sind und sich in Blogs über ein Produkt informieren wollen", sagt Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach, der den Bereich "Online-Conversations" der Agentur leitet. "Blogger haben eine verhältnismäßig hohe Glaubwürdigkeit", erklärt er. "Das Spannende ist, wenn Menschen wie du und ich ihre Meinung sagen." Dafür müssten sich auch die Unternehmen interessieren. "Es ist fahrlässig, sich mit Blogs nicht zu beschäftigten", sagt er.

Verklage niemals einen Blogger

Einigen Firmen ist es wichtig geworden, ihr Produkt bei Bloggern bekannt zu machen. Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland hat Opel im vergangenen Jahr versucht, Blogger für die eigenen Produkte zu begeistern. Dafür überließ das Unternehmen einigen von ihnen ein Auto zur mehrwöchigen Probefahrt, damit sie über den Wagen schreiben. In den USA hat Microsoft gerade Notebooks an Blogger geschickt, um sie für das neue Betriebssystem Vista zu begeistern.

Während die einen Unternehmen versuchen, Blogger für sich zu gewinnen, mahnen andere die meist als Privatleute agierenden Autoren ab, wenn diese etwas Negatives über die Firma schreiben. "Verklage niemals einen Blogger", sagt hingegen Lünenbürger-Reidenbach. Denn durch die Abmahnung kann das Image eines Unternehmens weiter Schaden nehmen, sobald Blogs darüber berichten.

Laut der Ipsos-Studie haben drei Prozent der Europäer bereits ein eigenes Weblog. Wer künftig mit einem Produkt oder einer Dienstleistung unzufrieden ist, ärgert sich unter Umständen nicht mehr nur ganz alleine zu Hause, sondern teilt seine Erfahrungen mit vielen anderen, die davon profitieren können.