Infrastruktur

Studie stellt Telekom-Netzbetrieb als Geschäftsgrundlage in Frage

Detecon: Drittanbieter ohne Netz erreichen künftig gleiche Qualität
Von Thorsten Neuhetzki

Die Deutsche Telekom wird in Zukunft keinen Wettbewerbsvorteil aus dem Betrieb eines eigenen Netzes ziehen. Im Gegenteil: Drittanbieter ohne eigene, teure Netzinfrastruktur werden künftig alle Produkte in derselben Qualität anbieten können wie die Telekom. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Telekom-eigenen Unternehmensberatung Detecon, die der WirtschaftsWoche vorliegt.

Die Autoren der Detecon-Studie haben 220 verschiedene Telekom-Dienste – von der E-Mail über die Telefonie bis zur Fernsehübertragung – daraufhin untersucht, ob ein Netzbetreiber wie die Deutsche Telekom noch einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Drittanbietern ausspielen kann, weil er die Kontrolle über das Netz und damit auch über die Übertragungsqualität besitzt. Das Ergebnis stellt die Existenzberechtigung der Deutschen Telekom und aller anderen Infrastrukturbetreiber in ihrer jetzigen Form infrage: Schon heute, so das für die Telekom erschreckende Fazit, können Web-Anbieter ohne eigenes Netz einen Großteil aller Produkte mit derselben Qualität liefern wie die Infrastrukturanbieter. Diese sind nur noch bei 23 Prozent aller Angebote überlegen.

Allerdings rechnet Detecon damit, dass dieser 23-Prozent-Anteil in den nächsten Jahren weiter sinkt. "Bei den Netzen gibt es eine natürliche Entwicklung hin zu höheren Bandbreiten bei gleichzeitig fallenden Kosten pro übertragenem Bit", erklärt Detecon-Berater George Salisbury. "Wenn die Ressource Netz durch höhere Bandbreiten nahezu unbegrenzt verfügbar ist, wird die Dienstegüte im klassischen Sinn bedeutungslos." Im Extremfall werde sich die Telekom künftig nur noch auf die monatliche Grundgebühr stützen können, heißt es in der Studie. Passende Dienste werden dagegen zunehmen von Drittanbietern wie Google, Yahoo, eBay und Amazon geliefert.