Neuvorstellung

flatster verspricht echte Musik-Flatrate

Software durchsucht das Netz nach Wunschtiteln - Konkurrenz für Radio-Ripper?
Von Janko Weßlowsky

In Zeiten, in denen legale Musikdownloads aus dem Internet oftmals nur in nutzungseingeschränkten DRM-geschützten Dateien möglich sind, während bei Downloads aus fraglichen Quellen sehr teure Abmahnungen durch die Rechteinhaber drohen, klingt die Idee einer legalen Musik-Flatrate sehr verlockend. Das Internet beliebig nach den eigenen Wunschsongs durchsuchen lassen? Diese als MP3s auf der eigenen Festplatte abspeichern und beliebig privat weiterverwenden dürfen? Und das alles für nur wenige Euro im Monat? Das klingt eigentlich unglaubwürdig. Und doch verspricht "flatster" genau das.

flatster ist eine Software der gleichnamigen Düsseldorfer Firma, die im Internet nach der gewünschten Musik sucht - ganz ähnlich einer klassischen Suchmaschine wie zum Beispiel Google. Dabei werden im Internet ausgestrahlten Radiosendungen, so genannte Radio-Streams, durchforstet. Anhand der mit ausgestrahlten Track-Informationen kann die Suchmaschine dann entsprechend die gewünschten Titel identifizieren. Dies funktioniert natürlich nur dann, wenn die Radio-Station diese Informationen auch wirklich aussendet und auch nur, wenn kein Crossfading der einzelnen Songs erfolgt. Eine Suche dauert dabei natürlich so lange, bis einer der gescannten Radio-Streams den entsprechenden Titel beinhaltet. Sobald die Suche erfolgreich war, können die begehrten Musiktitel per einfachem Mausklick auf dem heimischen Rechner abgespeichert werden. Zu diesem Zweck muss der Musikfreund lediglich einen Client - die aktuelle Version 1.1 wird derzeit beworben - herunterladen und installieren, um den webbasierten Dienst nutzen zu können. Dieser bietet dann besagte Suchmaschine, einen Musicplayer fürs Anhören und Speichermöglichkeiten ohne Kopierschutz und Digital Rights Management.

Wirklich Flatrate?

flatster ist jedoch nicht ganz so flat, wie es zunächst glauben machen möchte. Tatsächlich gibt es auf der Website des Produktes derzeit drei verschiedene Angebote. Eine kostenlose Version ermöglicht das Antesten des Dienstes, bei dem bis zu drei gewünschte MP3-Songs heruntergeladen und abgespeichert werden können. Danach wird der Client nutzlos, es sei denn, man upgraded auf eine höhere Variante. Hier stehen aktuell "basic" und "genius" zur Auswahl. basic jedoch erweist sich als arg beschränkte Musik-"Flatrate". Für monatlich 4,99 Euro kann der Nutzer "täglich auf die Top-100-Charts zugreifen, die von der flatster-Redaktion jede Woche neu bereitgestellt werden", wie es das Unternehmen bewirbt. Zusätzlich ermöglicht das Programm jeden Monat die Suche nach Songs von zehn ebenfalls von der Redaktion ausgesuchten Alben-Neuvorstellungen. Das ist zwar in der Tat sehr günstig - aber eigentlich nicht wirklich flat. Zwar kann der Hörwillige beliebig oft die von der Redaktion ausgewählten Songs suchen und anhören - aber eben nicht beliebig viele verschiedene. Ganz zu schweigen davon, dass man schon viel Glück haben muss, damit sich unter den Top-100 mehr als eine Handvoll Titel befindet, die man wirklich hören will.

Der Tarif genius ermöglicht darüber hinausgehend für monatlich 9,99 Euro den Zugriff auf "Hits&Classics von 1956-Heute" sowie eine Suche nach Themen-Musik. Das ist zwar schon deutlich mehr an Auswahl, aber auch hier kann beileibe nicht nach allem gesucht werden, was das Internet an Musik hergibt - sondern nur nach von der Redaktion als "Hits&Classics" klassifizierten Musikstücken. Dabei muss man sich die redaktionelle Auswahl als eine Art Filter vorstellen, der nur vorgegebene Suchbegriffe erlaubt. Auf diese Weise schränkt sich der Interessentenkreis für flatster deutlich ein. Die Anzahl der Musik-Genres ist schier unüberschaubar und nicht alles, was gut und hörenswert ist, brachte es auch zum "Hit" bzw. "Classic". Alternative Genres wie Hard Rock, Metal, Indi oder auch Jazz und Klassik dürften hier nur in Bruchstücken vertreten sein.