Nachhaltigkeit

Vodafone startet Energiesparprogramm

Untersuchung bezeichnet Mobilfunkmasten als veraltete Stromfresser
Von Björn Brodersen

Der Mobilfunkbetreiber Vodafone will in den kommenden zwei Jahren in seinem Mobilfunknetz den Energieverbrauch um mehr als 108 Millionen Kilowattstunden und den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß um mehr als 70 000 Tonnen verringern. Das Energiespar-Konzept des Telekommunikationsunternehmens beinhaltet unter anderem den Austausch von alten Mobilfunkbasisstationen durch neue mit weniger Strombedarf sowie den Einsatz von Freikühlsystemen, die die warme Luft nicht mehr aufwändig herunterkühlen sondern nach außen abführen. Au0ßerdem sollen neue Stromsparfunktionen von Netzteilen eingeführt werden, die nicht mehr benötigt werden und im Stand-by Betrieb Strom verbrauchen. Als weitere Maßnahme deaktiviert Vodafone nicht mehr benötigte Netzteile.

"Wir nehmen unsere Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft sehr ernst. Vodafone Deutschland will seinen Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduktion des Kohlendioxid-Ausstoßes leisten. Deswegen haben wir zahlreiche konkrete Energiesparmaßnahmen eingeleitet, die bereits in diesem Jahr greifen werden. Nachhaltiges, langfristiges Handeln ist unsere Maxime auch beim Umweltschutz", so Friedrich Joussen, Vorsitzender der Geschäftsführung Vodafone Deutschland.

Die dadurch eingesparte Energiemenge soll am Ende dem Jahresstromverbrauch von rund 30 000 Vier-Personen-Haushalten in Deutschland entsprechen. Außerdem habe Vodafone Anfang dieses Monats eine Photo-Voltaik-Anlage zur Stromerzeugung in Würzburg als Pilotprojekt in Betrieb genommen. Vodafone reagiert mit dieser Ankündigung offensichtlich auf die wachsende Bedeutung der Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der Öffentlichkeit.

Vorwurf: Veraltete Technik in Bezug auf Energieeffizienz

Mit der wachsenden Verbreitung von Handys und der zunehmenden Nutzung neuerer Dienste kommt dem Stromverbrauch der Netze immer größere Bedeutung zu. Josef Lutz, Professor für Leistungselektronik und elektromagnetische Verträglichkeit an der Technischen Universität Chemnitz, hat kürzlich beispielhaft den Energiebedarf einer Sendeanlage des Mobilfunkbetreibers o2 in Chemnitz untersucht, berichtete vor kurzem der Südkurier. Sein Fazit: Die Mobilfunkmasten sind Stromfresser, der Mobilfunkbetreiber verwendet veraltete Technik in Bezug auf die Energieeffizienz.

Dem Bericht zufolge verbrauche die Sendeanlage von o2 bis zu 2 Kilowatt, im Schnitt seien es 1,3 Kilowatt. Die Sendeleistung liege währenddessen bei hohen 20 Watt für vergleichsweise kurze Übertragungsdistanzen. Zum Vergleich: Vor 35 Jahren seien die mit 8 Watt ausgesandten Signale der Raumfähre Pioneer 10 dank Richtfunk und aufwändiger Empfänger auf der Erde empfangen worden. "Wir strengen uns alle an, überall Energie zu sparen und dann kommt da jemand und baut Anlagen, die das Ganze wieder zunichte machen", zitiert der Südkurier den Forscher.

Niedrigerer Energiebedarf liegt auch im Interesse der Netzbetreiber

Niedrigerer Energiebedarf der Sendeanlangen liegt auch im Interesse der Netzbetreiber. "Das Thema Energieverbrauch beschäftigte uns schon immer. Mobilfunkanlagen brauchen Strom. Und Strom kostet. Da ist es schon in unserem eigenen Interesse, den Energieverbrauch zu senken", sagte eine Sprecherin von Vodafone der Zeitung. Auch T-Mobile arbeitet an einer Verringerung des Energieverbrauchs der Mobilfunkanlagen. Zurzeit werde die Technik abermals umgestellt, wodurch das Netz schnell genug für Handy-TV werde und der Netzbetreiber trotzdem ein Drittel der Stromkosten einspare. Ein Sprecher hält die Zahlen des Chemnitzer Wissenschaftlers allerdings für übertrieben, die Leistungen der rund 10 000 von T-Mobile betrieben Sendeanlagen selbst seien gering und betrügen meist nur 10 Watt. Allerdings würde durch die dahinter stehende Infrastruktur - Rechner und deren Kühlungsanlagen - zusätzliche Energie verbraucht.

In Reaktion auf die Untersuchung in Chemnitz hat o2 angekündigt, nach neuen Lösungen zur Senkung des Stromverbrauchs zu suchen. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2008 durch eine Reduzierung der Emissionen der Mobilfunkstationen und weiteren Netzwerkeinrichtungen, die Ausrichtung auf erneuerbare Energiequellen und den Ausgleich des "unvermeidlichen CO2-Ausstoßes durch geeignete Maßnahmen "klimaneutral" zu sein. Mit diesem Begriff bezeichnen die Münchener den Ausgleich unvermeidbarer Emissionen von Treibhausgasen an einem bestimmten Ort durch zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen an einem anderen Ort. Seit Anfang des Jahres sollen zum Beispiel rund 80 Prozent der Energieversorgung für das Mobilfunknetz von o2 aus erneuerbaren Energiequellen bezogen werden.

Der Mobilfunkbetreiber E-Plus formuliert seine Umweltschutzziele ganz allgemein: "Wir wollen wissen, wie hoch unser Energiebedarf ist. Mit Blick auf die Kohlendioxid-Emissionen, die für die Klimaveränderungen verantwortlich gemacht werden, ist es unser Ziel, den Energieverbrauch zu senken", heißt es in einer Info-Broschüre.

Unterschiedliche Sendeleistungen in GSM- und UMTS-Netzen

Die Sendeleistungen von GSM- und UMTS-Netzen unterscheiden sich: GSM-Antennen in den D- und E-Netzen senden mit 10 bis 40 Watt, UMTS-Antennen erreichen eine Sendeleistung von 20 Watt. Die Gesamtsendeleistung hängt von der Anzahl der Antennen des jeweiligen Standortes ab, in der Regel sind dies drei. Eine automatische Leistungsregelung soll dafür sorgen, dass die tatsächliche Leistung der Sender in der Praxis meist unter den maximalen Werten liegt.