Heuschreckenalarm

Angriff auf Vodafone

Aggressive Aktionärsgruppe will den Konzern umbauen
Von Janko Weßlowsky

Der weltweit operierende Mobilfunkriese Vodafone steht weiter im Visier vereinzelter Interessengruppen, die den Konzern aufspalten lassen wollen. Dies solle angeblich mehr Rendite für die Anleger bringen, da die einzelnen Konzernteile für sich allein eine größere Wertsteigerung erführen. Diesesmal kommt der Vorstoß von der Aktivistengruppe Efficient Capital Structures (ECS), die sich in einem offenen Brief an die Vodafone-Aktionäre gewandt hat.

In diesem Brief fordert ECS Vodafone Medienberichten zufolge auf, für eine Wertsteigerung von 17 bis 38 Milliarden Pfund (56 Milliarden Euro) Sorge zu tragen. Auf der nächsten Aktionärs-Vollversammlung wolle man daher eine neue Kapitalstruktur zur Abstimmung stellen. So schlägt ECS im Einzelnen vor, Vodafones Anteil am US-Mobilfunkunternehmen Verizon Wireless in Höhe von 45 Prozent durch Ausgabe einer separaten Aktienklasse zwar nicht zu veräußern, aber doch operativ vom Vodafone-Geschäft zu trennen. Dies würde dem Unternehmen einen zuverlässigen Cash-Flow ermöglichen. Dann könne Vodafone darauf Anleihen im oben genannten Finanzvolumen aufnehmen und an die Aktionäre ausschütten. Statt eines bislang unterbewerteten Vodafone-Aktienportfolios hielten die Anleger dann vielmehr drei deutlich besser bewertete Papiere.

Sprecher von Vodafone lehnten den Vorstoß aber kategorisch ab. Dies sei nicht im Interesse des Unternehmens. Medienberichten zufolge haben auch drei der größten Beteiligungsfonds den Plan kritisiert - eine höhere Verschuldung durch die Anleihe bringe nur kurzfristig Nutzen für die Aktionäre, langfristig sei dies jedoch nicht im Sinne einer Wertsteigerung und eher besorgniserregend. Auch die Börse reagierte weitgehend ungerührt - der Kurs von Vodafone stieg zunächst moderat um 2,1 Prozent, sank dann jedoch auch wieder leicht, zuletzt auf 157,50 Pence.

Auch kleine Interessengruppen können gefährlich werden

Die bislang weitgehend unbekannte Interessengruppe hält zudem lediglich rund 200 000 der über 52,9 Milliarden Aktien des Unternehmens - und damit weniger als ein Promille des Gesamtvolumens. Jedoch: ECS ist nach Informationen des Handelsblatts gezielt dazu gegründet worden, um diesen Vorstoß gegen Vodafone zu unternehmen. Trotz des geringen Aktienvolumens vereine ECS bereits etwa 100 Aktionäre und deren Interessen und versuche gerade, die Unterstützung einzelner deutlich einflussreicher Aktionäre zu gewinnen. Laut der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) ermöglicht es das britische Recht, dann einem Punkt auf die Tagesordnung einer Vollversammlung setzen zu lassen, wenn man mindestens fünf Prozent der Aktien hält oder eben ein Bündnis aus mindestens 100 Einzelaktionären vorweisen kann.

Die von ECS geplante Abstimmung liegt also durchaus im Bereich des Möglichen. Und von daher sollte sich das Management von Vodafone nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. Denn dass kleine Interessengruppen oder so genannte Hedgefonds mit nur geringerem Eigenkapital große Unternehmen ins Wanken bringen können, ist längst nichts Ungewöhnliches mehr. Es kommt lediglich darauf an, genügend andere Aktionäre von den eigenen Plänen überzeugen zu können. Das erscheint zwar angesichts der Stellungnahme der größten Beteiligungsfonds als relativ unwahrscheinlich. Doch der ähnlich gelagerte Fall der niederländischen Bank ABN Amro, bei der der Hedgefonds TCI durch langanhaltende Überzeugungsarbeit genügend Kapitalseigner überzeugte und nun gezielt die Zerschlagung der Bank betreibt, dürfte den Verantwortlichen bei Vodafone ein unangenehmes Beispiel sein.