Sicherheitsbedenken

Spionagegefahr: Französische Regierung verbietet Blackberries

Beamte nutzen Handy-Computer heimlich weiter
Von AFP / Marie-Anne Winter

Die französische Regierung hat die Nutzung von Blackberries wegen drohender Ausspionierung durch angelsächsische Geheimdienste verboten. Die Nutzung der Geräte des kanadischen Herstellers Research in Motion (RIM) sei den Mitarbeitern in allen Ministerien, im Regierungssitz Matignon und dem Elysée-Palast des Präsidenten untersagt worden, berichtete die Zeitung Le Monde. Grund sei die Tatsache, dass alle Blackberry-Daten über Server in den USA und in Großbritannien laufen. Paris fürchte, dass der US-Geheimdienst NSA, der weltweit Kommunikationswege überwacht, damit Zugriff auf geheime Regierungsdaten bekomme.

Das dem Premierminister unterstellte Generalsekretariat für nationale Verteidigung (SGDN) habe die Anweisung mehreren Regierungsstellen zugeleitet, hieß es in dem Bericht. Damit wurde demnach eine schon vor 18 Monaten gemachte Vorgabe zum Regierungswechsel im vergangenen Monat erneuert. "Ganz gleich um welche Marke es sich handelt, bei der Nutzung eines Handys muss eine gewisse Zahl von Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden", sagte SGDN-Vertreter Alain Juillet, der für Wirtschaftsspionage zuständig ist, der Nachrichtenagentur AFP. "Es gibt immer ein Risiko, dass Daten abgefangen werden, ganz gleich, ob es sich um Regierungsstellen oder Unternehmen handelt."

Unter den Mitarbeitern der neuen Regierung, die teils aus der Blackberry-begeisterten Wirtschaft kommen, erzeugt die Anweisung laut "Le Monde" großen Unmut: "Wir verlieren unheimlich viel Zeit", sagte ein Kabinettschef eines Ministeriums der Zeitung. Die Mitarbeiter müssten jetzt wieder lernen, "wie früher" zu arbeiten, als es die praktischen Helfer noch nicht gegeben habe. "Sie haben versucht, uns etwas anderes als Ersatz für unsere Blackberrys zu geben, aber das funktioniert nicht", sagte ein Mitarbeiter des Premierministers Le Monde. "Einige nutzen nun ihre Blackberries heimlich." Blackberry-Dienste werden weltweit von rund acht Millionen Abonnenten genutzt.

Reaktion von RIM

Die Informationen in dem Artikel seien missverständlich, kommentierte RIM den Zeitungsbericht. Die NSA hat keinerlei Möglichkeit, Inhalte von Informationen einzusehen, die über Blackberry-IT-Server versendet wurden, da diese verschlüsselt seien und der Ursprung der E-Mails nicht nachverfolgt sowie deren Inhalt nicht analysiert werden kann. Der Blackberry Enterprise Server verwendet für die drahtlose Datenübertragung und den Schutz der gespeicherten Daten auf dem Handheld-AES-Verschlüsselungs-Standard (256 Bit). Diese Verschlüsselung kann laut RIM nicht außer Kraft gesetzt werden und schützt Daten an allen Stellen zwischen dem internen Netzwerk einer Organistaion und dem Handheld. Es gebe keinen Punkt, an der eine Nachricht von einem unautorisierten Benutzer gelesen werden kann.