verdächtig

Software-Initiative Deutschland fordert ebenfalls Blackberry-Verbot

Es gebe auch andere E-Mail-Dienste
Von Marie-Anne Winter

Nach dem jüngsten Blackberry-Verbot für Frankreichs Regierungsstellen sei nun auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble gefordert, in Deutschland das "Sicherheitsrisiko Blackberry" schleunigst abzuschalten - das fordert die Software-Initiative Deutschland (SID). Da der mobile E-Mail-Dienst Blackberry nach eigenem Eingeständnis den gesamten elektronischen Nachrichtenverkehr über Computerzentren im Ausland abwickelt, besteht die akute Gefahr, dass sensible Daten der Bundesrepublik Deutschland in die falschen Hände geraten, warnt SID-Vorstand Helmut Blank. Die öffentliche Verwaltung sollte daher ausschließlich mobile E Mail-Dienste verwenden, bei denen nachgewiesenermaßen der Datenverkehr vollständig innerhalb Deutschlands verbleibt, fordert Verbandschef Helmut Blank.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte die Befürchtung geäußert, dass angelsächsische Geheimdienste über Blackberry Zugriff auf geheime Regierungsdaten bekommen. Insbesondere der US-Geheimdienst NSA, der weltweit Kommunikationswege abhört, wird verdächtigt, beim Blackberry-Dienst einen großen Lauschangriff gestartet zu haben. "Wenn Frankreichs neuer Präsident die Sicherheit seines Landes durch Blackberry derart akut gefährdet sieht, sollte auch der deutsche Innenminister schleunigst eine Anti-Blackberry-Anordnung auf den Weg bringen", fordert SID-Chef Helmut Blank. Das Bonner Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hatte schon 2005 vor dem Einsatz von Blackberrys "in sicherheitsempfindlichen Bereichen der öffentlichen Verwaltung und spionagegefährdeten Unternehmen" gewarnt. Das BSI befürchtete ebenfalls, dass der britische Geheimdienst mithöre und "Amtshilfe" für die NSA leiste.

Reaktionen auf vermutete Industrie-Spionage

"Mit Festplatten-Schnüffeln, der Massensammlung von Fingerabdrücken und der ausufernden Speicherung des Internetdatenverkehrs strebt Schäuble den digitalen Hochsicherheitsstaat an und lässt andererseits mit Blackberry ein scheunentor-großes Sicherheitsrisiko offen" bemängelt Helmut Blank. Er verweist darauf, dass Konzerne wie Audi und Total längst ein Blackberry-Verbot eingeführt haben, um sich vor Industrie-Spionage durch ausländische Konkurrenten zu schützen. "Es gibt deutsche Alternativen wie Message", betont SID-Vorstand Helmut Blank.

Blackberry-Anbieter RIM hat inzwischen auf die Vorwürfe der angeblichen Spionage-Möglichkeiten reagiert: Die NSA habe keinerlei Möglichkeit, Inhalte von Informationen einzusehen, die über Blackberry-IT-Server versendet wurden, weil diese verschlüsselt seien. Der Ursprung der E-Mails könne nicht nachverfolgt und deren Inhalte nicht analysiert werden. Der Blackberry Enterprise Server verwende für die drahtlose Datenübertragung und den Schutz der gespeicherten Daten auf dem Handheld-AES-Verschlüsselungs-Standard (256 Bit). Diese Verschlüsselung kann laut RIM nicht außer Kraft gesetzt werden und schützt Daten an allen Stellen zwischen dem internen Netzwerk einer Organisation und dem Handheld. Es gebe keinen Punkt, an der eine Nachricht von einem unautorisierten Benutzer gelesen werden kann.