Themenmonat IFA&Konvergenz Skepsis

eco-Verband wundert sich über IPTV-Euphorie

Durchbruch beim Internet-Fernsehen erst in 5 bis 10 Jahren
Von Marie-Anne Winter

Der Verband der deutschen Internetwirtschaft eco kann die Euphorie, die derzeit um das Fernsehen via Internet-Protokoll (IPTV) zu beobachten ist, nicht uneingeschränkt teilen und rechnet mit einer flächendeckenden Verbreitung frühestens in fünf bis zehn Jahren. "In Deutschland müssen erst noch zahlreiche Voraussetzungen erfüllt werden, um die Übertragung breitbandiger Anwendungen bis in den letzten Zipfel der Republik zu gewährleisten", so Harald A. Summa im Vorfeld der diesjährigen Internationalen Funkausstellung in Berlin (IFA [Link entfernt] ), auf der IPTV im Fokus des Interesses stehen wird. Nach Ansicht des eco-Verbandes fehle es außerdem noch an Angeboten, die die Bedürfnisse der Verbraucher zufrieden stellen könnten.

Bisher gäbe es in Deutschland zu wenige Optionen für IPTV, die zudem nur in bestimmten Regionen und damit sehr eingeschränkt nutzbar seien. "Bevor sich IPTV etablieren kann, muss es eine Vielzahl ansprechender Komplettangebote geben, die alle Komponenten - Streaming, Video on Demand und Internet-TV - zur Verfügung stellen", sagt Summa. Dabei müssten die Bedürfnisse der Verbraucher im Vordergrund stehen, die bislang durch IPTV noch nicht vollständig gedeckt würden. Einer der wesentlichen Problembereiche sei in diesem Zusammenhang die Bereitstellung von Content. Die privaten Programmanbieter verlangten hohe Entgelte für die Einspeisung ihrer Programme von den IPTV-Anbietern und die öffentlich-rechtlichen Sender hielten ihre Archive verschlossen. Dies behindere eine schnellere und weitere Verbreitung der neuen Form des Medienkonsums.

Zu viele Verbraucher bleiben außen vor

Wesentlich schwerer wiegen jedoch nach Meinung des eco-Verbandes die nach wie vor bestehenden Unzulänglichkeiten in Bezug auf die Breitbandversorgung, die in der Republik immer noch Lücken aufweise. "Viele Privathaushalte und Unternehmen in weiten Teilen Deutschlands warten weiterhin vergeblich auf einen Anschluss an das High-Speed-Internet, der aber notwendige Voraussetzung für den Abruf von IPTV ist", berichtet Summa und fordert diesbezüglich eine angemessene Aufklärung der Verbraucher, statt die Errungenschaften einer neuen Technik anzupreisen, von der bis dato ein großer Prozentsatz ausgeschlossen sei. Ein Hauptgrund, warum sich beispielsweise die öffentlich-rechtlichen Sender mit entsprechenden Angeboten zurückhielten, sei ebenfalls der Tatsache geschuldet, dass nur eine geringe Anzahl der Haushalte über eine entsprechende Ausstattung verfüge. "Bei dieser Zurückhaltung auf beiden Seiten wird es auch bleiben, wenn die genannten Probleme nicht zügig abgestellt werden", so Summa abschließend.

eco ist seit über zehn Jahren in Deutschland aktiv. Die etwa 330 Mitgliedsunternehmen beschäftigen über 200 000 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Umsatz von ca. 45 Milliarden Euro jährlich. Im eco-Verband sind die rund 190 Backbone-Betreiber des deutschen Internets vertreten. Verbandsziel ist es, die kommerzielle Nutzung des Internet voranzutreiben, um die Position Deutschlands in der Internet-Ökonomie und damit den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Der eco-Verband versteht sich als Interessenvertretung der deutschen Internetwirtschaft gegenüber der Politik, in Gesetzgebungsverfahren und in internationalen Gremien.