Regulierung

Streit um neue DSL-Vorleistungspreise der Deutschen Telekom

Internetprovider wehren sich gegen eine Preiserhöhung
Von Björn Brodersen

Die Deutsche Telekom und der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) liegen mit ihren Vorstellungen, welche Preise ab 1. Dezember für die Zuführung zum Internet Service Provider (ZISP) gelten sollen, weit auseinander. Das hat die heutige Anhörung der Bundesnetzagentur zu den künftigen Entgelten für die Bereitstellung dieses Vorleistungsprodukts durch die Telekom gezeigt. Während die Deutsche Telekom eine Erhöhung dieser Entgelte um rund 52 Prozent fordert, hofft der VATM vor allem, dass der Regulierer an der bisherigen Preisformel festhält.

Nach Auskunft des VATM sind in den vergangenen zwei Jahren die tatsächlichen Kosten der Telekom für die Bereitstellung von ZISP durch steigende Endkundenzahlen und Verkehrsmengen sowohl durch den Preisverfall bei der Übertragungstechnik und die aufgrund des stetig sinkenden Dollarkurses niedrigeren Einkaufspreise für Netztechnik gesunken. Da der Regulierer gesetzlich verpflichtet sei, bei der Festlegung der Vorleistungsentgelte die realen Kosten der effizienten Leistungsbereitstellung anzusetzen, hält der Verband den Antrag des Bonner Konzerns für nicht annehmbar.

Der VATM kritisert vor allem, dass die Telekom nicht nur den Preis für die genutzte Bandbreite (zurzeit 49 Cent je 10 kBit/s) erhöhen, sondern auch die hinter der Kapazitätsberechnung stehende Formel ändern will. Nach Ansicht einiger VATM-Unternehmen würde dadurch de facto eine vier- bis fünffache Erhöhung der ZISP-Preise auf die Internetprovider zukommen.

VATM geht von strategisch motiviertem Preisvorschlag der Telekom aus

"Der Telekom-Antrag hat mit den Kosten der effizienten Leistungsbereitstellung rein gar nichts zu tun, sondern ist ausschließlich strategisch motiviert", erklärt Verbands-Geschäftsführer Jürgen Grützner. "Eine Erhöhung der ZISP-Entgelte käme einer Strafsteuer für die Wettbewerber gleich, die mit erheblichem Aufwand ihre Netze mit dem der Telekom zusammengeschaltet haben.

ZISP ist für die Wettbewerber, die DSL-Produkte der Telekom an 73 von ihnen erschlossenen Verbindungsknoten abnehmen und an ihre Kunden liefern, eine der wichtigsten Vorleistungen. Die bislang gültigen Nutzungsentgelte für ZISP laufen zum 30. November aus. Im Oktober 2005 hatte die Bundesnetzagentur den zurzeit geltenden Vorleistungspreis in Höhe von 49 Cent je 10 kBit/s festgelegt. Zudem fallen für die Internetprovider Einmalentgelte in Höhe von 265,26 Euro für die Kündigung sowie 747,35 Euro für die Bereitstellung der ZISP-Dienstleistungen an.

Die Deutsche Telekom hat als neues Preismodell 79 Cent je 10 kBit/s genutzte Bandbreite sowie einmalig 751,18 Euro für die Bereitstellung und 331,89 Euro für die Kündigung eines T-DSL-Basic-Zugangs vorgeschlagen. Mit einer Entscheidung der Bundesnetzagentur über die neuen Entgelte wird in der zweiten Novemberhälfte gerechnet.