Terminierungsentgelte

E-Plus: Gespräche vom Festnetz zum Handy sind zu teuer

Ungleichbehandlung zum Nachteil der Verbraucher
Von Marie-Anne Winter

Über die Preise für die Weiterleitung von Gesprächen in Mobilfunk-Netze, die so genannten Terminierungsentgelte, wird schon lange und erbittert gestritten. Zum Anfang dieses Monats verordnete die Bundesnetzagentur den Mobilfunkern eine weitere, wenn auch gemäßigte Senkung dieser Weiterleitungspreise. Von diesen Preisen hängen weitere Preissenkungen bei den Handy-Tarifen, aber auch die Preise für Gespräche vom Festnetz ins Handy ab. Alle Mobilfunk-Netzbetreiber hatten allerdings höhere Terminierungsentgelte durchsetzen wollen, weil sie an diesen ordentlich verdienen. o2 hatte dabei mit 19,63 Cent pro Minute die höchste Forderung gestellt. Zusammen mit E-Plus hatte der jüngste deutsche Netzbetreiber auch eine höhere Spreizung bei den Entgelten verlangt. Die Bundesnetzagentur hat aber anders entschieden: Weil sich die Nachteile durch den späteren Markteintritt der E-Netz-Betreiber verringert hätten, sei der Abstand bei den Terminierungsentgelten sogar geringer geworden: Die Netto-Entgelte liegen aktuell bei 7,92 Cent pro Minute für T-Mobile und Vodafone und bei 8,8 Cent pro Minute für o2 und E-Plus.

Nun kritisiert E-Plus, dass die Deutsche Telekom die bisherigen Preissenkungen für die Terminierungsentgelte "in wesentlichen Basisgesprächstarifen" nicht an ihre Festnetzkunden weiter gegeben habe und stattdessen als "Mehreinnahmen in einer strapazierten Ergebnisrechnung verbuchen könne". Diese Mehreinnahmen belaufen sich nach Schätzungen von E-Plus im laufenden Jahr auf rund 200 Millionen Euro. Dieses Geld werde den Verbrauchern in Deutschland vorenthalten. Zudem verlange die Telekom in diesen Tarifen für Gespräche zu o2- und E-Plus-Handys deutlich höhere Preise, als dies durch die Entgeltunterschiede für Gespräche in die Netze der Marktführer gerechtfertigt wäre.

Auch die Telekom soll Preissenkung weitergeben

E-Plus unterstreicht diesen Umstand mit einem Zitat aus einem Schreiben der EU-Kommission: "Die Kommission ist sich bewusst, dass die Deutsche Telekom die Absenkung der Mobilfunk-Terminierungsgebühren nicht in vollem Umfang an ihre Endkunden weitergibt." E-Plus habe in den vergangenen Jahren gegenüber Politik und Medien mehrfach auf diesen verbraucherunfreundlichen Missstand hingewiesen. Die EU-Kommission habe die Bundesnetzagentur bereits aufgefordert, das Niveau der Festnetz-zu-Mobilfunk-Entgelte zu überwachen und gegebenenfalls notwendige Maßnahmen zum Schutz der Verbraucherinteressen zu prüfen.

Außerdem weist E-Plus darauf hin, dass bei der aktuellen Entscheidung zu den seit Anfang Dezember gültigen neuen Terminierungsentgelten im Mobilfunk die Marktführer bei der Absenkung der Entgelte weniger stark betroffen waren als die Verfolger E-Plus und o2. Damit werde die ungleiche Verteilung der Marktkräfte, bei der die beiden Marktführer rund 75 Prozent der Kunden und Umsätze in ihren Netzen vereinen, weiter zementiert. Eine solche Wettbewerbsschwächung ginge erfahrungsgemäß abermals zulasten der Verbraucher. Ohne wettbewerbsfördernde politische Entscheidungen könnten und können daran auch die aggressiven Preis- und Tarifinitiativen wenig ändern, die E-Plus seit Mitte 2005 initiiert habe.