Streit

TAL: Telefónica will gegen die Deutsche Telekom vorgehen

Auch die Bundesnetzagentur kündigt härtere Gangart an
Von dpa / ddp / Anja Zimmermann

Der spanische Telekommunikationskonzern Telefónica will gegen die Deutsche Telekom vorgehen. "Wir werden morgen bei der Bundesnetzagentur einen Antrag auf Eröffnung eines Missbrauchsverfahrens gegen die Deutsche Telekom einreichen", sagte der Chef von Telefónica Deutschland, Johannes Pruchnow. Das Unternehmen sieht sich im Wettbewerb um DSL-Kunden behindert, da die Telekom nicht genügend Teilnehmer-Anschlussleitungen (TAL) bereitstelle.

Die TAL, auch "letzte Meile" genannt, mietet Telefónica wie auch andere Wettbewerber bei der Telekom an und ist wichtig für die Freischaltung neuer DSL-Kunden. Die Telekom weist die Vorwürfe zurück. Es würden mehr Anschlüsse zur Verfügung gestellt, als vertraglich vereinbart. Der Marktführer muss gemäß den Verträgen pro Wettbewerber nur eine bestimmt Zahl von Anschlüssen bearbeiten.

Pruchnow forderte eine Änderung der bisherigen Regelung, damit sein Unternehmen künftig auch im größeren Umfang TAL-Anschlüsse von der Telekom erhalten kann. Die Deutsche Telekom werde nach bisherigen Ankündigungen auch 2008 nicht ausreichend Ressourcen zur Verfügung stellen, um die Nachfrage der alternativen Anbieter zu bedienen, sagte Pruchnow. Der Manager räumte aber ein, dass der Bonner Konzern mehr liefere als vertraglich verpflichtet. "Wir haben hier ein strukturelles Problem", sagte er. Telefónica stellt sein Netz den Zwischenhändlern freenet, United Internet und HanseNet zur Verfügung. Einen kleinen Teil der Kunden gewinnt die Gesellschaft auch unter dem Namen der Konzernschwester o2. Vor allem die hohe Nachfrage von United Internet führt zu Engpässen, da die Telekom die Telefonanschlüsse nicht schnell genug umschalten kann.

Die Bundesnetzagentur unterstützt die Vorwürfe

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, hat ebenfalls eine härtere Gangart gegen die Deutsche Telekom angekündigt. "Wir denken darüber nach, bei nicht gerechtfertigten Verzögerungen beim Wechsel des Anbieters Vertragsstrafen gegen die Telekom zu verhängen", sagte der Chef der Regulierungsbehörde der "Rheinischen Post". Zugleich will die Bundesnetzagentur überprüfen, ob das bisherige Standardangebot, das die Telekom ihren Wettbewerbern beim Anschlusswechsel machen muss, noch ausreichend ist.

Der Preis für die Überlassung des Anschlusses wird von der Netzagentur festgesetzt. Derzeit wechseln 300 000 Festnetz-Kunden monatlich ihren Anbieter. Inzwischen bedienen die Telekom-Konkurrenten laut Bundesnetzagentur über sieben Millionen der 38 Millionen Telefonanschlüsse. Das ist ein Marktanteil von fast 19 Prozent.