Sammelwut

handymuseum.de: Handys aus Leidenschaft

Heinz Sänger sammelt seit Jahren die Mobiltelefone von Prominenten
Von ddp / Marie-Anne Winter

Der 64-jährige Rentner Heinz Sänger aus Dortmund hat zu Mobiltelefonen ein besonderes Verhältnis entwickelt: Er sammelt die Handys von Prominenten - inklusive Autogramm auf dem Gerät als Echtheitsbeweis.

Mehr als 200 Modelle hat Sänger schon zusammengetragen - von Berühmtheiten aus der ganzen Welt. In seinem Besitz ist auch ein ausrangiertes Handy von Madonna, für das ihm schon 50 000 Euro geboten worden sind. Doch Sänger hat natürlich abgelehnt. "Ich bin ja kein Gebrauchtwarenhändler."

Aber auch der Papst, Michael Schumacher, Claudia Schiffer oder Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) haben ihre alten Telefone dem Dortmunder überlassen. Mit seinem ungewöhnlichen Hobby fing Sänger vor mehr als zehn Jahren an, als der Mobilfunk immer mehr Einzug in den Alltag hielt. Damals, 1995, wurde Sänger von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) geehrt, weil er einem Menschen das Leben gerettet hatte. Heinz Sänger mit Sammelobjekten
Bild: dpa

Bei der Verleihung der Ehrenurkunde fragte Sänger Rau kurzerhand, ob er später mal dessen Diensthandy als Sammlerstück haben könne. Rau lehnte aber ab. "Das Telefon war Staatseigentum", erinnert sich Sänger. Zwei Jahre sollte es dauern, bis er es endlich erhielt.

Auch beim diensthabenden Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) rechnet Sänger nicht mit einem schnellen Erfolg. "Solche Anfragen sind wirklich extrem außergewöhnlich", bestätigt Regierungssprecher Holger Schlienkamp. "Autogrammkarten dagegen sind kein Problem", heißt es aus der Staatskanzlei in Düsseldorf.

Durchhaltevermögen ist gefragt

Doch Sänger hat gelernt, für sein Hobby genügend Ausdauer mitzubringen. "Man muss halt irgendwie das Management und die PR-Fuzzies austricksen", verrät er einen seiner Tricks. Westfälische Sturheit schadet wohl auch nicht. So schrieb er sich beispielsweise zwei Jahre lang die Finger wund, um in den 90er Jahren ein Gerät von US-Präsident Bill Clinton zu ergattern.

Irgendwann kam der erlösende Brief, erinnert sich Sänger. Er konnte sich das Telefon in der amerikanischen Botschaft abholen. Doch das Autogramm Clintons fehlte auf dem Gerät. Und ohne die sah das Handy aus wie jedes andere Handy auch.

Kurzerhand machte sich Sänger auf den Weg nach Augsburg, wo Clinton in der Schwabenhalle auftrat. Er umschiffte die Sicherheitsleute, stand vor dem Präsidenten, griff in die Tasche und zückte das kleine schwarze Telefon. Ein bisschen Glück habe er wohl schon gehabt, dass Clintons Leibwächter nicht übernervös reagierten, räumt er ein. Sänger bekam schließlich sein Autogramm. Auswahl einiger Ausstellungsstücke
Bild: ddp

Seine Sammlung hält Sänger nicht versteckt, sondern zeigt sie in Abständen auch der Öffentlichkeit. Vom 27. April bis zum 3. Mai ist die Kollektion im Ruhr-Park Bochum zu sehen. Im Internet kann man sie sich unter handymuseum.de anschauen. Unterdessen hat Sänger seine Wunschliste schon um die nächsten Kandidaten aufgestockt. Ganz oben auf der Liste stehen Microsoft-Gründer Bill Gates und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die könnte Sängers Handy-Begeisterung vielleicht gut verstehen: Merkel gilt als eifrige SMS-Schreiberin.