Liveshopping

Liveshopping: Die Wundertüte für Erwachsene

Angebote sind nur eine bestimmte Zeit günstig zu haben
Von dpa / Anja Zimmermann

Das Grundprinzip von "Liveshopping" lautet: Ein Artikel in begrenzter Stückzahl, wird einen Tag lang besonders günstig angeboten. "Das Angebot richtet sich vor allem an Impulskäufer. Mit Glück werden auch diejenigen fündig, die sich schon lange einen bestimmten Artikel zulegen wollen", sagt Mathias Jacobs, Betreiber des Infoportals myliveshopping.de aus Stuttgart. Er verkauft selber nichts, sondern bietet einen Überblick über die laufenden Angebote der inzwischen fast unüberschaubar vielen kleinen Ein-Tages-Artikel-Shops.

Bei Myliveshopping sind zurzeit 25 Anbieter gelistet, mehr als 30 zählte die Seite liveshopping-blog.de. Die aus den USA herübergeschwappte Idee boomt, denn fast im Wochenrhythmus kommen neue Anbieter hinzu.

Bekannte Liveshopping-Anbieter

Zu den bekannteren Liveshopping-Vertretern zählen preisbock.de [Link entfernt] , guut.de [Link entfernt] und schutzgeld.de [Link entfernt] . Was morgen angeboten wird ist heute für den Kunden noch völlig unklar. "Das kommende Sortiment ist üblicherweise eine totale Wundertüte. Am nächsten Tag kann ein T-Shirt oder ein Notebook angepriesen werden", erklärt Jacobs. Seiner Beobachtung nach überwiegt allerdings Unterhaltungstechnik - MP3-Spieler etwa tauchen häufig auf. Einige Portale beginnen sich zu spezialisieren: Unter abedi.de und today-only.de gibt es nur Reisen, der Shop damagi.de vertreibt ausschließlich Parfüm.

Nachteulen und Frühaufsteher sind bei der Schnäppchenjagd im Vorteil: In der Regel wechselt das Sortiment um Mitternacht, der Shop kann aber auch einen individuellen Starttermin am Vormittag festlegen, erläutert Marktbeobachter Mathias Jacobs. Selten bieten Shops ihre Artikel länger als 24 Stunden an. Mittlerweile springen auch herkömmliche Onlineshops wie der Computerversender Alternate auf den Zug auf und verkaufen zeitlich befristete und von der Stückzahl begrenzte Produkte.

Rückgaberecht liegt auch bei 14 Tagen

Müssen angesichts des hohen Schnäppchenpotenzials an anderer Stelle Abstriche gemacht werden? "Kunden gehen bei Liveshopping-Anbietern kein Risiko ein. Sie haben die gleichen rechtlichen Ansprüche wie bei herkömmlichen Onlineshops", sagt Ronny Jahn, Jurist bei der Verbraucherzentrale Berlin. So können Kunden etwa - wie bei anderen Einkäufen im Internet auch - ihr Widerrufsrecht nutzen: Sie erhalten ihr Geld zurück, wenn sie die Ware innerhalb von 14 Tagen zurückschicken - ohne Gründe dafür nennen zu müssen.

Auch die zweijährige Gewährleistungspflicht entfällt trotz der Kurzfristangebote nicht, sagt Jahn. Das bedeutet: Ist die Ware mangelhaft, muss der Händler dafür sorgen, dass sie umgetauscht oder repariert wird. Haben die Anbieter keine Ersatzartikel mehr, müsse der Kunde auf sein Schnäppchen nicht verzichten: "Er kann sich die Ware woanders beschaffen und die Preisdifferenz erstatten lassen, sollte der Kauf dann teurer ausfallen."

Klagen hat der Verbraucherschützer aber noch nicht vernommen. Und selbst der erste Eindruck vom Shop schutzgeld.de, der sich selbst ein Mafiosi-Image verpasst, täusche. Für prinzipielle Zweifel an der Seriosität sieht Ronny Jahn keinen Grund.

Ein paar Liveshopping-Anbieter sind laut Mathias Jacobs zwar schon wieder vom Markt verschwunden. Dass Kunden wegen eines Konkurses um ihren Einkauf oder ihr Geld geprellt wurden, sei aber noch nicht bekannt geworden. Erfahrungsberichte und Tipps können Schnäppchenjäger im Forum von Jacobs' Webseite hinterlassen. Dank der Community bleibt auch über Liveshopping im Netz selten etwas geheim.

Eine neben dem Liveshopping weitere ungewöhnliche Art, im Netz einzukaufen, ermöglicht das Portal Gimahhot [Link entfernt] Es funktioniert wie eine Börse: Händler und Kaufinteressenten schlagen für ein Produkt jeweils ihre Wunschpreise vor. Wenn die Vorstellungen übereinstimmen, kommt das Geschäft zustande. Diagramme zeigen die Preisentwicklung an. Verschickt wird nur fabrikneue Ware, die Versandkosten sind im Preis enthalten.