Mobilinternet

Die Suche der Mobilfunker nach dem richtigen Datenweg

Vodafone und E-Plus verfolgen beim mobilen Internet unterschiedliche Ansätze
Von Björn Brodersen

E-Plus-Chef Dirks schlägt dagegen einen weniger technikorientierten und nicht auf Bündelprodukte ausgerichteten Kurs ein. Vielmehr setzt er auf "relevanten Mehrwert" für den Kunden, einfache Bedienbarkeit und attraktive Preismodelle. "Der Bedarf, mediale Inhalte mobil zu nutzen, ist bei den Kunden vorhanden", sagte Dirks auf der Euroforum-Konferenz. "Die Frage ist nur, wie wir die Inhalte zum Kunden bringen." Anders als Vodafone sieht sich E-Plus hier nicht als Einzelkämpfer, sondern sucht bewusst Partnerschaften mit anderen Unternehmen. Dirks von einem weiter zunehmenden Bandbreiten-Bedarf durch neue Applikationen aus und kann sich auch vorstellen, dass die Nutzer immer weniger bereit sind, für den mobilen Internetzugang viel Geld zu zahlen.

In diesem Fall würde es ein großes Risiko für die Mobilfunkbetreiber sein, neue Netze auszurollen, um den steigenden Bandbreiten-Bedarf zu decken. Bei dem UMTS- und HSDPA-Ausbau profitiere E-Plus aufgrund des späteren Einstiegs von günstigeren Einkaufskosten für HSDPA-Hardware und stromsparenderer Netzausrüstung als vor zwei Jahren. Heute fielen 40 Prozent des mobilen Datenvolumens in Deutschland im Netz von E-Plus an, Treiber sei dabei die Internet-Flatrate für 25 Euro pro Monat.

Werbung statt hoher Zugangskosten

Anders als beim langwierigen Start von UMTS-Diensten sollten die Mobilfunbetreiber diesmal besser verstehen, was der Kunde wünscht, und vom Internet lernen, lautet Dirks Ratschlag. Sein Modell für mobile Datendienste besteht aus einer Daten- und Sprach-Flatrate, kostenloser Nutzung von Anwendungen und Inhalten, kostenpflichtigen Premium-Diensten und Online-Verkäufe sowie neue Erlösquellen für den Mobilfunkbetreiber durch neue Partnerschaften mit Inhalteanbietern und Werbekunden. Bestes Beispiel für ein ähnliches Modell im Internet, Reichweite zu generieren und Werbekunden zu verkaufen, sei Google: Die Kunden zahlten nicht für Suchanfragen, trotzdem nehme Google Milliarden durch andere Unternehmen ein. Eigene Umfragen hätten zudem ergeben, dass je nach Format mindestens 60 Prozent der Handybesitzer Werbung auf dem Handy akzeptieren würden. Wichtig sei dabei allerdings, dass der Kunde aus datenschutzrechtlichen und Vertrauens-Gründen seine Zustimmung zum Anfertigen von Nutzerprofilen gebe. Einen werbefinanzierten Spiele-Dienst startete gerade erst die E-Plus-Marke simyo in Zusammenarbeit mit Greystripe.

Bedürfnisse des Nutzers sollen im Vordergrund stehen

Auf die Idee, beispielsweise über eine netzübergreifende Plattform von Beginn an eine kritische Masse an potenziellen Datendienst-Kunden zu schaffen und so bessere Voraussetzungen für neue Dienste zu schaffen, sind die Mobilfunkbetreiber noch nicht gekommen. Denn das ist klar: Ideen für neue, Erfolg versprechende Dienste sind gefragt. In einem Punkt sind sich Vodafone und E-Plus jedoch einig: Der Mobilfunkmarkt ist im Wandel, die mobile Internetnutzung hat das Potenzial zum neuen Umsatztreiber zu werden. Beide Unternehmen möchten jedoch nicht die selben Fehler wiederholen, die beim Start der UMTS-Vermarktung gemacht wurden. Vor allem wollen sie nicht noch einmal so lange warten, bis sie endlich am mobilen Internet verdienen. Wer das bessere Geschäftsmodell aufweist, wird sich noch zeigen. Der Mobilfunkkunde darf zumindest darauf hoffen, dass diesmal auf seine Bedürfnisse in jedem Fall eingegangen wird.

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