aufgeflogen

Neue Affäre: Telekom hörte Telefonkunden ab

Ex-Vorstände Hultzsch und Klinkhammer waren informiert
Von Anja Zimmermann

Die Deutsche Telekom räumt nach der bekannt gewordenen Ausspionierung von Journalisten und eines Aufsichtrats einen neuen Abhörskandal ein. Nach Informationen, die der WirtschaftsWoche und dem ZDF vorliegen, hat das Unternehmen vom 12. bis 16. Dezember 1996 insgesamt rund 120 Telefongespräche von Telefonkunden überwacht - ohne Einschaltung der Staatsanwaltschaft und ohne richterliche Anordnung. Den Unterlagen zufolge hatte der damalige Telekom-Mitarbeiter Hagen Hultzsch die Abhöraktion genehmigt. Als interner Streit über die Rechtmäßigkeit und den weiteren Umgang mit der rechtlich umstrittenen Aktion entbrannte, versuchte der damalige Personal-Vorstand Heinz Klinkhammer den Aufzeichnungen zufolge die Angelegenheit zu vertuschen. Inwieweit der damalige Telekom-Vorstandsvorsitzende Ron Sommer an der Abhörmaßnahme beteiligt war oder davon wusste, geht aus den Unterlagen nicht hervor.

Die Telekom bestätigte gegenüber der WirtschaftsWoche und dem ZDF die Überwachungsaktion aus dem Jahr 1996. Angesichts eines nach damaliger Einschätzung unmittelbar drohenden schwersten Eingriffs in die Rechnersysteme der Telekom hielt man wegen der besonderen Eilbedürftigkeit eigene Maßnahmen zur Gefahrenabwehr für unerlässlich, heißt es in einer Stellungnahme. Auslöser für die Abhöraktion mit dem Tarnnamen "Bunny" waren mutmaßliche Angriffe von Hackern auf die Computer der Telekom. Um die Verdächtigen ausfindig zu machen, gab Telekom-Vorstand Hultzsch, so die internen Papiere, grünes Licht, die Telefon-Anschlüsse auf Überwachung zu legen.

Nach dem Ende der Operation entbrannte in der Konzernzentrale ein Streit um die Rechtmäßigkeit. Einige Experten des Unternehmens hielten sie für einen schweren Verstoß gegen das Telekommunikationsgesetz und warnten, bei Bekanntwerden müsse die Telekom im Extremfall sogar den Verlust ihrer Lizenz befürchten. Der Konzern sei in jedem Fall verpflichtet, die Aufsichtsbehörden und die Betroffenen über die Abhöraktion zu informieren. Der andere Teil des Managements, allen voran der damalige Telekom-Vorstand Klinkhammer, plädierte jedoch allem Anschein nach dafür, den Vorfall unter der Decke zu halten.