13 oder 65?

Telekom: Keine Abfindung für Sommer

Sommer soll nur 13 Millionen Euro durch Vertragsansprüche erhalten haben
Von dpa /

Zwei Monate nach dem Abgang von Ron Sommer bei der Deutschen Telekom haben Spekulationen über eine angebliche Abfindung von 65 Millionen Euro am Wochenende für Wirbel gesorgt. Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus wies am Sonntag eine Abfindungszahlung an Sommer ausdrücklich zurück. Von den 65 Millionen Euro war in einer Schadenersatzklage gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Hans Eichel die Rede, über die das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete.

Nach dpa-Informationen aus Aufsichtsratskreisen erhielt Sommer bei seinem Abgang rund 13 Millionen Euro. Dies entspreche in etwa den Ansprüchen, die Sommer aus seinem bis 2005 laufenden Vertrag einschließlich einer Verlängerungsoption um drei Jahre gehabt habe. Diese Informationen stimmen in etwa mit bisherigen offiziellen Informationen überein. Die Zahlungen aus Sommers Vertrag werden von der Telekom nicht als Abfindung gesehen.

"Abfindungszahlungen hat es nicht gegeben. Die Beiträge, die als Abfindungszahlungen genannt sind, sind aus der Luft gegriffen und frei erfunden", betonte Winkhaus mit. In der Klage einer Unternehmergruppe beim Berliner Landgericht war dem "Spiegel" zufolge ohne Angaben von Quellen behauptet worden, der Aufsichtsrat habe Sommer am Tag vor dessen Rücktritt eine Abfindung zugesagt. Schröder und Eichel werde in der Klage vorgeworfen, eine Abfindung nicht verhindert zu haben, obwohl es Gründe gegeben habe, Sommer auch ohne eine solche Zahlung zu entlassen.

Vize-Regierungssprecher Bela Anda bezeichnete die Klage am Wochenende als "durchsichtigen Versuch, Wahlkampfunterstützung für eine in die Defensive geratene CDU/CSU zu leisten." Die Bundesregierung hatte stets eine Einmischung bei der Sommer-Ablösung zurückgewiesen. CSU-Landesgruppenchef Michael Glos sprach im Zusammenhang mit der Klage von einem "politischen und wirtschaftlichen Erdbeben", das ein Telekom-Skandal auslösen könne und warf Schröder und Eichel Betrug von Telekom-Aktionären vor.

Winkhaus betonte am Sonntag, eine unangemessene Einflussnahme des Bundes im Zusammenhang mit dem Rücktritt Sommers habe es nicht gegeben. "Die Meinungsbildung im Aufsichtsrat hat Herrn Dr. Sommer veranlasst, seinen Rücktritt zu erklären."

In einem vom Internet-Informationsdienst politikerscreen.de [Link entfernt] veröffentlichten Papier, bei der es sich um die Klageschrift handeln soll, ist eine Düsseldorfer Telekom-Aktionärin als einzige Klägerin eingetragen. Sie fordert, als Schadenersatz eine Million Euro an die Telekom zu überweisen. In der Klage wird zumeist lediglich auf Medienberichte und Agenturmeldungen als Beweismittel verwiesen. Der seinerzeit als Sommer-Nachfolger gehandelte Telekom-Vorstand Gerd Tenzer wird durchgehend "Tänzer" genannt. politikerscreen.de ist nach einen Angaben ein Informationsdienst für Politik in Zusammenarbeit mit dem ZDF.

Zum angeblichen Aufsichtsratsbeschluss über eine Abfindung für Sommer heißt es in der im Internet veröffentlichten Klageschrift ohne nähere Einzelheiten: "Nach langer Diskussion soll man sich schließlich darauf geeinigt haben, dass Ron Sommer für den Fall seines Rücktritts vom Amt des Vorstandsvorsitzenden am nächsten Tag ein Abfindungsbetrag von mehr als 65 Millionen Euro gezahlt wird."

Eichel hatte unmittelbar nach Sommers Rücktritt Mitte Juli mitgeteilt, der Telekom-Chef erhalte keine Abfindung, werde aber entsprechend dem Vertrag Gehalt bis zum Jahr 2005 beziehen. Sommers Jahresgehalt wurde mit 2,5 Millionen Euro angegeben. In Medienberichten war auch spekuliert worden, dass Sommer eine Option auf die Verlängerung seines Vertrags für weitere drei Jahre geltend gemacht und entsprechend mehr Geld erhalten habe.