Themenspecial Discounter in der Telekommunikation intransparent

Ungewöhnliche DSL-Flatrate: Wer früh kündigt, zahlt mehr

Nach HanseNet will ein weiterer Anbieter nachträglich den Kunden belangen
Von Björn Brodersen

Angekündigt wurde es im Februar fürs Frühjahr, auch Registrierungen dafür waren auf der Website bereits möglich. Jetzt aber erst schaltet der Internetprovider easybell sein DSL-Flatrate-Paket für den Telefonanschluss der Deutschen Telekom. Das neue DSL-Angebot von easybell wartet mit einem ungewöhnlichen Kostenmodell auf, bei dem der Kunde bei Buchung des Anschlusspakets auf Resale-DSL-Basis die tatsächlich anfallenden Kosten noch gar nicht richtig abschätzen kann. Am günstigsten fährt, wer sich lange an das als "DSL-Komplettpaket" beworbene Angebot bindet.

Bei vorzeitiger Kündigung zahlt der Kunde 2 Euro pro Monat

Im zunächst berechneten monatlichen Grundpreis von 15,99 Euro sind ein DSL-Anschluss mit einer maximalen Downstream-Rate von 16 MBit/s inklusive sowie ein Flatrate-Zugang enthalten. Weitere Grundkosten fallen nur dann nicht an, wenn der Kunde mindestens 40 Monate lang dem DSL-Anschlusspaket von easybell treu bleibt. Für jeden Monat, den er vor Ablauf dieser Frist den Vertrag kündigt, muss er 2 Euro nachzahlen. Wer also nach einem Jahr das DSL-Angebot eines anderen Providers attraktiver findet und den Vertrag mit easybell beendet, zahlt zu den bis dahin angefallenen Grundkosten von monatlich 15,99 Euro bzw. insgesamt 191,88 Euro noch 56 Euro hinzu. Grob überschlagen ist das ein Viertel der im ersten Jahr regulär bezahlten Grundkosten.

Die Kündigung des Vertrags ist mit einer Kündigungsfrist von 14 Tagen zum Quartalsende möglich. easybell berechnet Neukunden wie viele andere DSL-Anbieter auch keine einmaligen Anschluss-Bereitstellungskosten. Optional können die Kunden eine Telefon-Flatrate auf Preselection-Basis für Gespräche ins deutsche Festnetz hinzubuchen. Aufgrund des T-Home-Anschlusses ist auch die Nutzung von Call by Call möglich.

Aus Verbrauchersicht ist das Tarifmodell undurchsichtig

"Dieser Ablösebetrag ist fairer, als den Kunden lange in einen Vertrag zu zwingen, den er vielleicht irgendwann nicht mehr haben will", begründet Geschäftsführer Andreas Bahr die ungewöhnliche Tarifstruktur. "Gleichzeitig kann der Anbieter eine niedrige monatliche Gebühr kalkulieren, weil er nicht befürchten muss, auf den Anschaltkosten sitzen zu bleiben." Aus Verbrauchersicht ist dies Tarifmodell jedoch wesentlich undurchsichtiger als DSL-Angebote, bei denen der Provider alle anfallenden Einmal- und Monatsentgelte deutlich benennt. Welcher Nutzer weiß schon, wie hoch das Preisniveau auf dem DSL-Markt in ein oder zwei Jahren sein wird und ob er dann den Anbieter wechseln möchte?

Eine ähnliche - stillschweigend eingeführte, aber von teltarif.de aufgedeckte - Maßnahme des Hamburger Anbieters HanseNet, der frühzeitig abwandernden Kunden nachträglich das Anschluss-Bereitstellungsentgelt in Rechnung stellen wollte, hatte vor Kurzem zur Empörung unter den Kunden geführt. HanseNet nahm daraufhin diesen Bestandteil seiner Tarifkonditionen wieder zurück.