Kinderschutz

HanseNet sperrt DSL-Anschluss für Pädophilen-Plattform

Kinderschützer: Nicht jeder Internetprovider kooperiert
Von Björn Brodersen

Der Telefon- und DSL-Anbieter HanseNet hat nach einem Hinweis des Vereins CareChild Betreibern eines Kinderschänder-Forums den DSL-Anschluss gesperrt. In dem Forum tauschten nach Angaben des gegen Kindesmissbrauchs vorgehenden Vereins Pädophile Tipps aus, wie und wo sie am besten Kontakt zu Mädchen und Jungen herstellen können. "Grundsätzlich sind unsere Kunden nach unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen verpflichtet, über die zur Verfügung gestellten Leistungen keine rechts- und sittenwidrigen Inhalte zu verbreiten", begründete eine Unternehmenssprecherin von HanseNet gegenüber CareChild die Maßnahme.

Das Pädophilen-Forum war nach Angaben des Kinderschützer-Vereins mit Sitz in Münster zuvor bereits über einen DSL-Anschluss des Providers freenet erreichbar, bis im Juli dieses Jahres im Rahmen einer Hausdurchsuchung ein entsprechender Server beschlagnahmt wurde. Kurze Zeit später sei das Kinderschänder-Forum über den Alice-DSL-Anschluss erreichbar gewesen.

Auch der Dresdner Webhoster Funpic.de [Link entfernt] , der Internetnutzern kostenlos Webseiten zur Verfügung stellt, hatte sich zuvor gegen die Pädophilen-Plattform gewehrt und mehrfach Benutzerkonten der Forums-Teilnehmer gelöscht. Nur wenige Minuten nach dem Hinweis sei das Forum nicht mehr erreichbar gewesen, berichtet CareChild. Inzwischen arbeitet der Webhoster nach eigenen Angaben an einer technischen Lösung, um das ständige Wechseln der Pädophilen auf neue, unter falschen persönlichen Angaben angelegten Accounts und so einen Missbrauch seiner Dienste zu verhindern.

CareChild: "Noch immer stellen sich viele Provider taub"

Vor einigen Tagen hat die Schweizer Polizei mehrere Männer einer aus Deutschland heraus operierenden Pädophilen-Bande festgenommen. Sie stützte sich dabei auf Erkenntnisse, die sie unter anderem schon vor längerem über den mit den Behörden kooperierenden Schweizer Internetprovider MHS Internet AG erhielt, bei dem das Pädophilen-Forum eine Zeitlang gehostet wurde. "Keine Selbstverständlichkeit", urteilen die Kinderschützer, "denn noch immer stellen sich viele Provider taub und dumm, wenn es darum geht, zahlende Kunden zu halten." Auf manche Internetprovider müsse regelrecht massiver Druck ausgeübt werden, bevor sich etwas bewege, sagt CareChild-Pressesprecher Michael Kappe. Allerdings habe sich diese Situation durch die veränderte öffentliche Problemwahrnehmung in letzter Zeit sehr verbessert.

Berichten von Internetnutzern zufolge ist seit einigen Tagen auch die in die Kritik geratene Website Rottenneighbor.com über die DSL-Anschlüsse diverser deutschen DSL-Anbieter nicht mehr erreichbar - allerdings aus Gründen des Datenschutzes. Hier können Internetnutzer ihre Bewertungen ihrer Nachbarn eintragen, wobei deren Wohnorte auf Google-Maps-Karten sichtbar sind. Im Februar dieses Jahres hatte das Landgericht Frankfurt geurteilt, dass ein Internetprovider nicht verantwortlich ist für den Inhalt einer Website. Der DSL-Anbieter Arcor hatte daraufhin, die zuvor angewiesene Sperrung der Website Youporn.com wieder aufgehoben

Update: Auch freenet sperrt DSL-Anschluss fürs Forum

Nachdem Hansenet den Alice DSL-Anschluss der Betreiber gesperrt hat, um den Weiterbetrieb zu verhindern, sind die Betreiber des Fourms zu freenet gewechselt und betrieben den Server nun an einem freenetDSL-Anschluss. Jetzt hat auch freenet diesen DSL-Anschluss gesperrt, knapp eine Woche nach dem Hinweis darauf. Das teilte inzwischen CareChild mit. Im April dieses Jahres habe freenet offenbar die Situation falsch eingeschätzt und lediglich die IP-Daten der Kunden gesichert.