asgoodas.nu

Gebrauchte Handys so gut wie neu

Eine Start-up-Firma hat sich auf das Handy-Recycling spezialisiert
Von ddp / Marie-Anne Winter

Kamil Glowacki sitzt mit Lupe und Pinzette an seinem Arbeitsplatz in dem kleinen Büro im Frankfurter Business- and Innovationcentre (BIC). Der polnische Informatikstudent inspiziert ein aus Gelsenkirchen eingesandtes Handy, prüft die Funktionen, reinigt das Gerät mit Druckluft. Der 19-Jährige ist einer von vier Mitarbeitern der Start-up-Firma asgoodas.nu [Link entfernt] (zu deutsch: so gut wie neu), die sich auf das Recycling gebrauchter Mobiltelefone spezialisiert hat.

Es handelt sich um die erste Ausgründung des im Sommer gegründeten "Centre for Entrepreneurship" der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), wie dessen Chefin Liv Jacobsen sagt. Es will Studenten und Absolventen der Hochschule für die Selbstständigkeit sensibilisieren. "asgoodas.nu"-Geschäftsführer Christian Wolf und Mitgründerin Katharina Petza möchten mit ihrer Idee eine Marktnische erobern. In Deutschland würden Millionen gebrauchter Handys in Schubladen liegen, das sei ein Riesenmarkt, sagt der 31-jährige Wolf und fügt an: "Man muss diesen Rohstoff nur heben."

Angebot fürs alte Handy

Im Internet bauten die beiden Viadrina-Absolventen eine Plattform auf, auf der Interessenten ihr altes Handy bewerten lassen und sich ein Kaufangebot machen lassen können. Die eingesandten Geräte werden dann in Frankfurt aufbereitet, technisch geprüft, mit neuer Software bespielt und meist über das Internet-Auktionshaus Ebay wieder angeboten. Die Geschäftsidee des Gründerduos kam so gut an, dass die beiden zum November das erste an die Viadrina vergebene "EXIST"-Stipendium des Bundeswirtschaftsministeriums für besonders innovative Gründungsideen erhielten.

Seither arbeiten der Rheinländer Wolf, der zuvor eine Ausgründung der Telekom geleitet hatte, und die zuletzt beim Mautunternehmen Toll Collect mit Gebührenerfassungsgeräten befasste Petza in der eigenen Firma Vollzeit. "Die Leute nehmen das Angebot an", sagt die 29-Jährige. Seit dem Sommer seien Handys im Gesamtwert von über 30 000 Euro aus ganz Deutschland eingesandt worden. "Wir sind noch unterhalb der Gewinnschwelle", sagt Wolf. Die liege bei 400 Geräten im Monat, derzeit seien es etwa 100. Aber die jetzigen Zahlen zeigten, "dass die Sache funktioniert".

"Das ist eine Idee, die großes Potenzial hat", sagt auch Betreuerin Jacobsen und betont: "Die beiden haben sich viele Gedanken gemacht, wie man das Projekt technisch umsetzen kann. Von der Abwicklung her gibt es so etwas noch nicht." Es sei ein großer Erfolg, dass die beiden ein "EXIST"-Stipendium nach Frankfurt holen konnten, bisher seien nur sehr wenige nach Brandenburg vergeben worden. Im kommenden Jahr solle an der Europa-Universität ein weiteres "EXIST"-Projekt aus dem kulturwissenschaftlichen Bereich an den Start gehen.

Riesiger Markt in Osteuropa

Für Frankfurt als Firmensitz entschieden sich die beiden Viadrina-Absolventen, die kürzlich selbst von Berlin an die Oder zogen, nicht nur wegen des aus ihrer Sicht "sehr gründerfreundlichen Klimas". Immerhin stellt das BIC die Räume in den ersten Monaten mietfrei bereit. Ein wichtiger Grund sei auch die Nähe zu Polen. "In Osteuropa ist der Markt für Gebrauchthandys riesig, und dort gibt es praktisch keine Konkurrenz für uns", sagt Petza. Wolf ergänzt: "Wir wollen vorrangig Richtung Osten wachsen, da haben wir durch den Standort in Frankfurt und unser gemischtes deutsch-polnisches Team den Fuß in der Tür."

Zunächst soll im ersten Halbjahr 2009 in Polen ein ähnliches Portal wie in Deutschland aufgebaut werden, um auch dort Handys aufzukaufen. "Es ist kein Problem, auf den polnischen Markt zu gehen, ich bin dort geboren und spreche die Sprache", sagt Petza. Und die beiden Gründer haben weitere Pläne: Ab 2009 sollen bei "asgoodas.nu" neben Handys auch iPods, später Spielkonsolen und Navigationsgeräte recycelt werden. "Ich denke, dass wir im nächsten Jahr zwei bis drei weitere Mitarbeiter einstellen", sagt Wolf.

Das Gründerrisiko sei "ganz gut kalkulierbar", sagt er und führt an: "Wir müssen freilich schnell die Mengen steigern und zusätzliches Kapital akquirieren." Die nächsten zehn Monate - so lange wird das Gründerstipendium gezahlt - seien für das Unternehmen entscheidend.