Familien-PC

Ein Zweikern-Prozessor reicht für den Familien-PC

Experten raten von stärkeren Prozessoren ab, auf die Grafikkarte komme es an
Von ddp / Sascha Recktenwald

Viele aktuell im Handel angebotene PCs besitzen nicht nur zwei, sondern bereits vier Rechenkerne. Doch dem Nutzer bringen Vierkern-Prozessoren derzeit kaum Nutzen. Im Gegenteil: PCs mit diesen Prozessoren sind unnötig laut und verbrauchen mehr Strom als Zweikern-Geräte in der gleichen Preisklasse, schreibt die Zeitschrift c't (Ausgabe 1/09). In der Praxis erledigen derartige Rechner einige Aufgaben sogar langsamer.

Der Familien-PC braucht nur zwei Kerne

In regelmäßigen Abständen bewerben Fachhändler, aber auch Discounter wie Aldi und Lidl, sogenannte Familien-PCs mit umfangreicher Ausstattung zu Preisen zwischen 600 und 800 Euro. Diese Rechner eignen sich grundsätzlich für nahezu alle klassischen PC-Anwendungen von Office-Programmen über die Internetnutzung und die Bearbeitung der Urlaubsbilder bis hin zu Computerspielen.

Aktuelle Familien-PCs sind mittlerweile teilweise mit Vierkern-Prozessoren bestückt. "Dafür sind die meisten Rechner dieser Klasse sehr laut und energiehungrig", sagt c't-Hardwareexperte Benjamin Benz. Er fügt hinzu: "Sie können einfach vieles ganz gut, begeistern aber an keiner Stelle richtig."

Wer die Beratung beim Händler oder Discounter der Wahl sucht, bekommt in einigen Fällen unwichtige Daten angepriesen. In anderen Fällen leidet die Informationsgebung unter dem Zeitdruck des Verkäufers oder eine Beratung findet gar nicht erst statt. Dies hätten Testkäufe der Redaktion gezeigt, berichtet die Zeitschrift weiter.

Zweikern-CPU oftmals sogar überlegen

"So hat kaum ein normaler Anwender einen Vorteil von vier Prozessorkernen, denn die werden auch in absehbarer Zeit nur von Spezialsoftware in Anspruch genommen", sagt Benz. Im Test habe ein System mit Zweikern-CPU und flotter Grafikkarte die Vierkern-Rivalen sogar abgehängt. Auch der oft beworbene eingebaute Arbeitsspeicher von vier Gigabyte komme bei installiertem 32-Bit-Windows gar nicht zum Einsatz, weil dieses Betriebssystem nicht mehr als drei Gigabyte Arbeitsspeicher nutzen kann. "Vier GByte-Arbeitsspeicher lohnen sich also nur bei einem 64-Bit-Windows", rät Benz.

Von der vermeintlich stärkeren Leistung des Familien-PCs mit Vierkern-Prozessor sollte man sich also nicht blenden lassen. Werden auf dem Familiencomputer anspruchsvolle aktuelle Computerspiele wie grafisch aufwendige Egoshooter gestartet, geraten einige PCs dieser Preisklasse leicht ins Hintertreffen. Denn vor allem große Displays verlangen hochklassige Grafikkarten.