Hintergrund

Breitband-Ausbau: Mehr Zank als Verkabelung

Es geht um Konditionen, Technik und Standards
Von Daniela Eckstein

Für Kooperationen von Konkurrenten mit der Deutschen Telekom hat die Bundesnetzagentur in den vergangenen Monaten den Weg bereitet: Unter anderem muss der Konzern nun Schaltverteiler installieren, die es den Mitbewerbern ermöglichen, ihre Technik näher als bisher an den Kunden zu bringen und damit höhere Bandbreiten auch in ländlichen Bereichen zu erreichen. In Düren bei Köln übergab die Telekom vor wenigen Tagen die erste dieser Anlagen, welche die Telekom an öffentlichen Straßen aufgestellt, an einen Konkurrenten. Doch noch scheinen nicht alle Player damit zufrieden zu sein: Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) kritisierte am Freitag die neuen Pauschalpreise für die Schaltverteiler.

Bei den Konditionen musste die Telekom bereits nachgeben: Die Wunschpreisliste des Unternehmens für die Überlassung ihrer Infrastruktur an Mitbewerber kürzte der Regulierer drastisch zusammen. Zum Beispiel hatte der Konzern für den Zugang zu Leerrohren, die Konkurrenten mit eigenen Leitungen füllen dürfen, 43 Cent pro genutztem Meter und Monat verlangt. Die Bundesnetzagentur genehmigte nur 12 Cent.

Hoffnung auf Stadtwerke

Modernste Netze mit höchsten Bandbreiten fallen für die meisten Deutschen noch in den Bereich der Wunschvorstellungen. Nur in wenigen Städten sind Glasfaserleitungen bereits bis zu den Häusern verlegt. Die meisten Projekte stecken noch in der Pilotphase. Das Hauptproblem stellt der aufwendige Tiefbau dar, der bis zu 80 Prozent der Kosten verursacht.

Kooperationen bieten sich auch den Bürgermeistern an. Auskünfte über bereits vorhandene Anlagen in ihren Gemeinden können sie schriftlich bei der Bundesnetzagentur einholen, die einen detaillierten Infrastrukturatlas betreibt. Hoffnung auf schnelleres Internet können sie sich oft dann machen, wenn ohnehin Straßen aufgerissen werden müssen und sich die Gemeinde dann am besten an den Kosten für die neuen Leitungen beteiligen.

Hilfe bekommen sie zunehmend von Stadtwerken und Energieversorgern: Zum Beispiel verlegt derzeit im Städtchen Neresheim auf der Schwäbischen Alb die Firma ODR, eine Tochter des Energieversorgers ENBW, im Stadtteil Elchingen neue Leitungen. Die Gemeinde lässt Glasfaserkabel gleich mitvergraben. Demnächst wird der Ort vom Netzbetreiber Kabel BW mit Turbo-Internet via Fibre-to-the-Building versorgt. Das Unternehmen realisiert FttB-Projekte auch in Freiburg und der Gemeinde Ottenbach bei Göppingen. Bei künftigen Modernisierungen und Neubauprojekten ihres TV-Kabelnetzes will es stets Glasfaser einsetzen.

In Thüringen verhilft die Firma Netkom, die zum Eon-Konzern gehört, derzeit 25 Gemeinden zu schnellem Internet via Glasfaser. Sie nutzt dafür ein 4 000 Kilometer langes Glasfasernetz, über das bisher Erdgas- und Stromleitungen überwacht und gesteuert wurden.

Trendsetter beim Glasfaserausbau sind die Stadtwerke

Zu den Trendsettern beim Glasfaserausbau zählen vor allem Stadtwerke, die schon vor etlichen Jahren eigene Telekommunikationsunternehmen gründeten – etwa in Köln oder München. Die Kölner NetCologne betreibt seit Ende 2006 FttB-Anschlüsse und hat auf diese Weise mehr als 26 000 Gebäude vornehmlich im Innenstadtbereich angeschlossen. Das Ziel, das voraussichtlich in vier bis fünf Jahren erreicht wird: Glasfaseranschlüsse für alle 55 000 Mehrfamilien- und Geschäftshäuser in Köln. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen, das zum Stadtwerkekonzern gehört, auch 1-GBit/s-Leitungen anbieten. Außer in Köln baut NetCologne die Glasfaserinfrastruktur in Siegburg und – über sein Partnerunternehmen NetAachen – in Aachen.

Der bayerische Regionalcarrier M-net, Tochterfirma von sechs Energieversorgern, baut seit 2007 Glasfaserdirektanschlüsse in München, Augsburg und Erlangen aus. In der Landeshauptstadt soll in den kommenden drei Jahren das gesamte Gebiet innerhalb des mittleren Rings mit rund 30 000 Gebäuden angeschlossen werden. Neben FttB realisiert das Unternehmen vornehmlich in Neubaugebieten auch FttH-Anschlüsse. Derzeit bietet das Unternehmen Bandbreiten bis 100 MBit/s.

Auch Telekom plant Glasfaseranschlüsse bis in Gebäude

Auch die Deutsche Telekom plant Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude: Zehn Prozent (etwa vier Millionen) aller deutschen Haushalte will sie bis 2012 damit versorgen und ihnen Bandbreiten von mindestens 100 MBit/s anbieten. Frühestens Ende dieses Jahres will der Konzern Pläne dazu veröffentlichen.

Unabhängig davon testet die Telekom in einem Pilotversuch eine neue Technologie (Gigabit Passive Optical Network, GPON), mit der das in den 90er-Jahren vornehmlich in den neuen Bundesländern gebaute Opal-Netz modernisiert werden könnte. 35 000 Wohnungen in den Dresdener Stadtteilen Striesen und Blasewitz werden mit dieser FttB-Technologie versorgt und können darüber Bandbreiten von bis zu 50 MBit/s nutzen – ebensoviel, wie das VDSL-Netz bringt, das der Konzern in 50 Städten installiert hat und das mit einer Kombination aus Glasfaser und Kupferleitungen arbeitet. Ob GPON auch in weiteren Opal-Netzen der Telekom eingesetzt wird, hat der Konzern noch nicht entschieden.

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