Mobilfunk-Markt

Aldi Talk und congstar dominieren den Discounter-Markt

Der Zusammenschluss von Telefónica o2 und E-Plus hat den deutschen Mobilfunkmarkt ordentlich durcheinandergewirbelt. Doch das Wegbrechen eines Anbieters hat den Preiskampf keineswegs erlahmen lassen. Der Tarifdschungel ist noch dichter geworden.
Von dpa /

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Eine gute Nachricht hielt die Bundesnetzagentur erst vor wenigen Tagen für die Verbraucher bereit: Seit Anfang Mai ist das Telefonieren und mobile Surfen im europäischen Ausland billiger. Damit passen sich die Preise immer stärker dem im Inland gültigen Tarifniveau an. Am 15. Juni 2017 ist dann endgültig Schluss: Keine Extrakosten mehr für das Durchschleusen von Telefonaten und Daten durch andere Netze. Herumschlendern wie zu Hause, "roam like at home", heißt dann die Devise.

Doch das Streunen durch Netze ist für Handy- und Smartphone-Nutzer nicht einfacher geworden, wenn sie nach passenden Tarifen suchen. Auch wenn die Preise heute keinesfalls mehr Schrecken auslösen und Roaming-Kosten im EU-Ausland bald ganz verschwinden, hat die Transparenz auf dem Markt mit der Ausbreitung der mobilen Datennutzung stark gelitten. "Selbst für uns als Branchenkenner ist es manchmal schwierig, bei der Vielfalt der aktuellen Tarifaktionen immer auf Ballhöhe zu bleiben", räumt Martin Knauer, Chef des Kölner Mobilfunkdiscounters congstar ein.

congstar rückt an Aldi Talk heran

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Die Telekom-Tochter congstar rückt derweil unter den großen deutschen Mobil­funk­discountern immer stärker an den Marktführer Aldi Talk heran. "Wir sind im vergangenen Jahr um 25 Prozent gewachsen und haben die Kundenzahl inzwischen auf vier Millionen gesteigert", sagte Martin Knauer der Nachrichtenagentur dpa. Damit habe sich das Unternehmen, das vor neun Jahren als Zweitmarke von der Telekom gegründet worden war, bereits auf den zweiten Platz im Discountsegment emporgearbeitet. Aldi Talk kommt derzeit nach Angaben von Branchenexperten auf eine Kundenzahl von 5 bis 6 Millionen.

Knauer rechnet auch 2016 mit einem weiterem deutlichen Kundenwachstum und peilt beim Kundenbestand mittelfristig die Fünf-Millionengrenze an. Im Telekom-Konzern gehört congstar zu den Wachstumstreibern im Mobilfunk.

40 Prozent suchen billigsten Preis

Netzbetreiber wie Telekom, Telefónica o2 und Vodafone stehen einer Vielzahl von Anbietern gegenüber, die im Discountgeschäft stark sind. Aldi Talk, simyo, Blau, otelo, Base oder smartmobil funken in den Netzen der Großen und sind zum Teil deren Billigableger (congstar im Telekom-Netz, Base als ehemalige E-Plus-Marke, otelo als Vodafone-Discounter).

Inzwischen schätzen Experten den Anteil des preissensiblen Marktsegments auf mehr als 40 Prozent. Auch hier setzen die Anbieter alles auf die mobile Datenkommunikation und grenzen sich bei ihren Tarifen voneinander ab. "Das Thema ist heute komplex geworden", sagt Josefine Milosevic von der "Connect". Dass die Preise weiter in den Keller fallen, erwartet sie nicht. Die Netzbetreiber müssten sich refinanzieren und benötigten Geld für den Netzausbau.

Für Nutzer wird es trotzdem schwieriger, die Angebote vergleichbar zu machen: Flat-Tarife für alle Netze, Minuten-, Daten- oder SMS-Pakete, Bonusregelungen und Freimonate, mit und ohne Datenautomatik, Laufzeitvertrag oder monatliche Kündigungsfristen, Tarife mit und ohne neues Smartphone - kurz: der Einsteiger oder Umsteiger hat die Qual der Wahl.

Den passenden Tarif zu finden, ist aus Sicht von Verbraucherschützern heutzutage angesichts vieler Tarifmodelle ein großes Problem von Smartphone-Nutzern. "Vor der Auswahl sollte ein Kunde immer genau sein bisheriges Nutzerverhalten überprüfen", empfiehlt Miriam Rusch von der Verbraucherzentrale NRW.

Nutzer legen Wert auf viel Highspeed-Datenvolumen

Stellschraube für die Anbieter werden immer mehr das bestellte Datenvolumen und die Übertragungsgeschwindigkeiten. Doch für den wenig erfahrenen Smartphone-Besitzer ist es eine Kunst, bei der Tarifwahl das passende Datenvolumen zu schätzen.

Höhere Preise werden heute verknüpft mit mehr Leistung wie Datenvolumen oder Geschwindigkeiten. Der Markt sei gespalten, meint congstar-Chef Knauer, in ein gehobenes Segment, in welchem die Netzbetreiber die Preiserosion aufhielten. Aber es gebe weiterhin Anbieter, die sehr preisaggressiv im Online-Vertrieb vorgingen. Knauer: "Hier geht das Spiel unvermindert weiter". Und congstar kämpft trotz steigender Kundenzahlen damit, nach wie vor nicht das LTE-Netz der Telekom vermarkten zu dürfen.

Orientierung im unübersichtlichen Tarifdschungel bietet der Mobilfunk-Tarifrechner von teltarif.de. Hier können Mobiltelefonierer anhand ihres eigenen Nutzungsverhaltens den günstigsten Tarif finden. Dass Vertragstarife ohne Grundgebühr manchmal sinnvoller sein können als eine Prepaid-Karte, haben wir in diesem Hintergrund-Artikel erläutert.

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