Diskussion

HTML5 vs. Flash: Entwickler diskutieren über Vor- und Nachteile

Kann der neue Web-Standard die Multimedia-Technik Flash ablösen?
Von dpa / Rita Deutschbein

Hier kommt dann Flash ins Spiel, wie etwa bei der Sprachlern-Anwendung von babbel.com. "Die Entscheidung für Flash war völlig pragmatisch", sagt einer der beiden Geschäftsführer, Markus Witte. "Wir wollten schnell ein Produkt entwickeln, das sich anfühlt wie echte Software, und das lässt sich browserübergreifend am besten mit Flash machen." Jetzt fangen die Entwickler von babbel.com aber an, "unsere Seiten in HTML umzubauen und Flash punktuell einzusetzen" - ein Grund ist, dass HTML-Seiten besser von den Suchmaschinen gefunden werden.

Das größte Problem in HTML5 bereitet das neue Element "video". Damit können ganz ohne eine Zusatzsoftware Videos direkt in die Webseite eingebunden und abgespielt werden. Allerdings können sich die Hersteller der Browser nicht auf einen einheitlichen Codec einigen - das ist die Software, die den Datenfluss interpretiert und in Video- und Audiosignale umwandelt.

"Die kommerziellen Browser-Anbieter wie Apple und Microsoft haben kein Interesse daran, die freien Codecs zu implementieren", erklärt der HTML-Experte und Buchautor Peter Kröner aus Osnabrück. Und die Open-Source-Browser, also vor allem der Firefox des Mozilla-Projekts, "können die kommerziellen Codecs nicht implementieren".

Der ewige Streit - Apple und Flash

Für Apple-Chef Steve Jobs, der Flash von seinen mobilen Geräten verbannt hat, ist das kein Problem: Auf dem iPhone oder dem iPad läuft der Browser Safari, und der kann mit dem Video-Codec H.264 der MPEG-Gruppe umgehen. Auf andere Browser trifft das aber nicht zu - und so müssen Anbieter wieder auf unterschiedliche Anforderungen der Browser Rücksicht nehmen - was ein Standard ja gerade vermeiden will.

"Die Rücksichtnahme auf browserspezifische Besonderheiten sollte der Vergangenheit angehören", erklärt Tom Hensel, technischer Berater und Dienstleister im Bereich von Webtechnologien aus Hamburg. Niemand könne sagen, welche Lizenzkosten einmal bei der Nutzung von H.264 anfallen würden. Flash bediene die Browser mit seinen Plugins wenigstens relativ gleichmäßig.

Vielleicht gehört die Zukunft des Webs einer Lösung, die beide Welten miteinander verbindet. HTML5-Experte Kröner nennt die Möglichkeit, die Flash-Runtime, also die Plattform für das Ausführen von Flash-Code, in JavaScript zu übersetzen, um sie mit HTML-5-Mitteln nutzen zu können. "Von Flash bliebe dann die Entwicklungsumgebung und das Dateiformat erhalten. Die interaktiven Anwendungen könnten dann aber ohne Plugin mit den Bordmitteln des Browsers genutzt werden."

Schon seit Januar 2008 hat HTML5 den Status eines "Working Drafts", eines Arbeitsentwurfs. Die von Apple angestoßene Debatte hat den künftigen Standard in den Fokus der Webentwickler gerückt. Aber die Arbeit im W3C geht unbeirrt ihren eher langsamen Gang. Der bei Adobe für Standards zuständige Manager Dave McAllister erwartet, dass HTML52012 den Status eines vorläufigen Standardentwurfs (preliminary draft standard) erhalten wird. Bis zur endgültigen Verankerung werde es aber noch fünf bis zehn Jahre dauern.