Benutzer Gulasch schrieb:
Das Video war wirklich sehr gestört und nicht nachvollziehbar, aber der Brief eher und der Brief hat auch bei mir Mitleid ausgelöst.
Natürlich rechtfertigt trotzdem nichts das Einbeziehen unschuldiger Menschen. Wahrscheinlich hätte ich kein Mitleid gehabt, wenn der Amokläufer andere Menschen getötet hätte. Er hatte Sprengstoff dabei und hätte weit Schlimmeres machen können, schließlich wollte er sowieso selbst sterben. Er hat eigentlich nur mit sich selbst abgerechnet.
Klar müssen wir uns vor Vergewaltigern, Mördern usw. schützen und sie eher unbegrenzt als zu kurz wegsperren. Es kann nicht jeder alle anderen für seine Probleme verantwortlich machen und leiden lassen.
Schutz kann aber auch sein, es garnicht erst so weit kommen zu lassen.. mehr Lehrer, mehr Unterstützung für Jugendeinrichtungen, mehr Ganztagsschulen usw., es gibt ja einige Ansätze.
Mir ist eigentlich nur wichtig dass man nicht alles zu einseitig sieht.
Hallo,
ich glaube die Sache eigentlich nicht zu einseitig zu sehen, denn mir ist durchaus bewußt, daß man für das Verhalten des Amokläufers sicherlich Erklärungen finden kann. Will man ihn unbedingt verteidigen, so ist das Argumentationsmuster sehr einfach: Ist er schon als (potentieller) Mörder geboren worden, kann er natürlich nichts dafür, wurde er durch Mutter, Lehrer, Internet o.ä. erst dazu gemacht, ist er natürlich auch unschuldig. Die Vorstellung eines freien Willens wird dadurch natürlich ad absurdum geführt, aber möglicherweise gibt es ihn ja auch nicht. Nach dieser Argumentation, die menschliches Verhalten einfach als unmittelbares Resultat einer Kombination von Veranlagung und Prägung erklärt, wären Mutter Theresa und Charles Manson aber moralisch auf der gleichen Stufe anzusiedeln, beide taten ja nur das wozu sie durch ihre genetische Ausstattung und ihre Erfahrungen getrieben wurden. Das ist genau der moralische Relativismus von dem ich gesprochen habe.
Tatsächlich geht eine derartige Argumentation aber vor allem am Kern des Problems vorbei. Mir geht es weniger um eine moralische Qualifikation solcher Täter, diese ist doch eher akademischer Natur. Stattdessen finde ich, daß in Deutschland einige Dinge wieder vom Kopf auf die Füsse gestellt werden müßten. D.h. Justiz und Strafvollzug sollten primär die Interessen der Opfer schützen und nicht die der Täter. Die Frage, wodurch diese wurden was sie sind ist dabei schlicht zweitrangig. Wenn Du Dir morgen eine gefährliche hochinfektiöse Krankheit zuziehst, wirst Du solange in Quarantäne gesteckt bis Du für Deine Umwelt keine Gefahr mehr darstellst, und zwar unabhängig davon, ob Du etwas für Deine Erkrankung kannst oder nicht. Warum eine analoge Maßnahme für gefährliche Gewaltverbrecher so unmenschlich sein sollte, kann ich wahrlich nicht nachvollziehen. Es geht dabei in erster Linie nicht um moralische Bewertung und oder Strafe bzw. Rache, sondern einfach um den notwendigen Schutz der Gemeinschaft.
Gruß Müller2