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Ach Bischof Huber


26.11.2006 15:27 - Gestartet von sushiverweigerer
Sie haben das wahre Problem doch selbst erkannt:

>"Wenn Jugendliche das Gefühl entwickeln, ihre Fähigkeiten nicht >einbringen zu können und "abgehängt" werden, keimt die Gefahr, >dass sie sich zurückziehen und abkapseln.

Was kann denn das Internet dafür, wenn Jugendliche "abgehängt" werden, sprich keine Chance im Leben bekommen? ist das nicht eher ein gesamtgesellschaftliches Problem? sind nicht eher Elternhäuser das Problem, die keine Grenzen mehr setzen, keine Regeln aufstellen und ihren Kindern Liebe, Zuwendung und Anerkennung verweigern und ein bildungsfernes Bildungssystem, das die Schüler von Anbeginn selektiert, anstatt sie individuell zu fördern?

Für Fehlentwicklungen sind immer die Menschen verantwortlich und nicht die Technik.
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[1] GKr antwortet auf sushiverweigerer
26.11.2006 17:01
Benutzer Gulasch schrieb:

Wahrscheinlich wäre der Amoklauf nie passiert, wenn die Kirche ihrer Verantwortung nachgekommen wäre und auch eine Anlaufstelle für den Amokläufer und seine Probleme gewesen wäre?

Das alles gibt es doch schon immer, solange es die Kirchen in Deutschland gibt. Nur muß man als Jugendlicher auch seinen Hintern dorthin bewegen und mitmachen. Und das gibt es nicht nur in der Stadt, sondern vor allem auch auf dem Land.

Man sollte ganz einfach ein Soziales Pflichtjahr einführen, sowohl für Jungs als auch für Mädchen. Sie sollen selbst wählen können, ob sie zur Armee gehen, Zivildienst machen oder sich anderweitig innerhalb einer der vielen bestehenden sozialen Einrichtungen betätigen. So würden sie lernen, wie das Leben funktioniert.

GKr
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[2] toco antwortet auf sushiverweigerer
26.11.2006 18:11
Benutzer Gulasch schrieb:

Wahrscheinlich wäre der Amoklauf nie passiert, wenn die Kirche ihrer Verantwortung nachgekommen wäre und auch eine Anlaufstelle für den Amokläufer und seine Probleme gewesen wäre?

Die Kirche kann nur anbieten, ein Angebot *freiwillig* anzunehmen.
Alles andere wäre doch eine Art zwanghafte Inquisition; und da sollten wir eigentlich froh sein, daß diese Insitution aus den Erfahrungen des Mittelalters gelernt hat.

Die andere Frage ist, ob die Aussage falsch ist.
Mir fällt in der ganzen Diskussion folgendes auf:
Sobald sich ein Staatsvertreter zu Wort meldet, wird die Ursache für Gewalttaten nur in Dingen beschrieben, deren Beseitigung den Staat kein Geld kostet.

Keiner spricht über gestrichene Lehrerstellen, viel zu wenig Schulpsychologen, über die Streichung von Zuschüssen für Jugendclubs o.ä.

Diese "wir zeigen mit dem Finger aufs Internet und Computerspiele"-Strategie beleuchtet nicht nur einen viel zu kleinen Aspekt der Realität, sie lenkt auch von den eigentlichen Problem ab.
Finde ich.
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[3] ezc antwortet auf sushiverweigerer
26.11.2006 21:36
Benutzer sushiverweigerer schrieb:
Sie haben das wahre Problem doch selbst erkannt:

>"Wenn Jugendliche das Gefühl entwickeln, ihre Fähigkeiten
nicht >einbringen zu können und "abgehängt" werden, keimt
die Gefahr, >dass sie sich zurückziehen und abkapseln.

Was kann denn das Internet dafür, wenn Jugendliche "abgehängt" werden, sprich keine Chance im Leben bekommen?

Nicht viel, aber das hat er auch nicht behauptet, oder?
Ich hab das eher so verstanden: wenn sie abgehängt werden, dann sind die Voraussetzungen da, dass sie sich abkapseln. Dann erst spielt das Internet eine Rolle, was draus wird, nicht schon beim Zustandekommen der Voraussetzung (anhängen).
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[4] sushiverweigerer antwortet auf sushiverweigerer
27.11.2006 01:30

Und sowas von einem Bischof. Ist es nicht die Kirche, die mit ihren mittelalterlichen moralischen Einstellungen (keine Verhütung, keine Homoehe, Enthaltsamkeit, ...) die inzwischen andersdenkende und selbstdenkende Gesellschaft auseinandertreibt

Da muss ich als Protestant doch mal widersprechen und den Huber verteidigen ;-), dass mit dem Kondomverbot, Homoehe und Enthaltsamkeit etc. sind die Katholen, bei "uns" ist das alles erlaubt ;-).

Und einen Gruß an den Troll, heute Arge-SB, morgen Fleischereifachverkäuferin und am Ende doch nur ein T-rottel ;-).
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[5] Gerko antwortet auf sushiverweigerer
27.11.2006 07:36

2x geändert, zuletzt am 27.11.2006 07:39
Benutzer Gulasch schrieb:
Da geb ich als Fleischereifachverkäuferin Dir trotz allem doch mal Recht :)
Lehrer und Eltern sind schwerer anzugreifen und können sich wehren, das Internet nicht.

Und sowas von einem Bischof. Ist es nicht die Kirche, die mit ihren mittelalterlichen moralischen Einstellungen (keine Verhütung, keine Homoehe, Enthaltsamkeit, ...) die inzwischen andersdenkende und selbstdenkende Gesellschaft auseinandertreibt und so auch fördert dass einzelne sich nicht zugehörig fühlen?...

Die Kirche hat eine Grundlage: die Bibel. Entweder sie verlässt ihre Grundlage und ist nicht mehr Kirche oder sie hält zu diesen Werten. (Obwohl Du hier auch was verwechselst. Du führst hier die Schlagworte der katholischen Kirche auf, Bischof Huber ist von der ev. Kirche.)

Wenn Du schon aufführst, was Du mittelalterlich nennst, dann darf ich noch ergänzen: Du sollst nicht töten, Du sollst nicht die Ehe brechen, etc. Darauf beruht unser Grundgesetz !!!!!


Wahrscheinlich wäre der Amoklauf nie passiert, wenn die Kirche ihrer Verantwortung nachgekommen wäre und auch eine Anlaufstelle für den Amokläufer und seine Probleme gewesen wäre?

Jetzt soll auf einmal die Kirche herhalten. Niemand interessiert sich für die Kirche, aber beim Amok-Lauf, da muss sie einspringen. Die Leute rennen nur an Weihnachten in die Kirche und wenn es irgendwo ein Gedenkgottesdienst gibt, weil jemand umgebracht wurde. Dann wird gefragt, warum Gott so was zulässt, sonst frägt niemand nach Gott.
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[6] Müller2 antwortet auf sushiverweigerer
27.11.2006 10:25

einmal geändert am 27.11.2006 10:27
Benutzer Gulasch schrieb:
Da geb ich als Fleischereifachverkäuferin Dir trotz allem doch mal Recht :)
Lehrer und Eltern sind schwerer anzugreifen und können sich wehren, das Internet nicht.

Und sowas von einem Bischof. Ist es nicht die Kirche, die mit ihren mittelalterlichen moralischen Einstellungen (keine Verhütung, keine Homoehe, Enthaltsamkeit, ...) die inzwischen andersdenkende und selbstdenkende Gesellschaft auseinandertreibt und so auch fördert dass einzelne sich nicht zugehörig fühlen?...

Wahrscheinlich wäre der Amoklauf nie passiert, wenn die Kirche ihrer Verantwortung nachgekommen wäre und auch eine Anlaufstelle für den Amokläufer und seine Probleme gewesen wäre?

Hallo,

das mit den "mittelalterlichen moralischen Einstellungen" kann man der evangelischen Kirche wirklich nicht vorwerfen. Die hat ihre Grundsätze schließlich schon lange über Bord geworfen und ihr Fähnchen in den Wind des Zeitgeistes gehängt. (Obwohl auch die katholische Kirche in Deutschland seit dem Tode des Erzbischofes Dyba keinen Vertreter einer streng konservativen Linie mehr hat.) Und möglicherweise ist ja auch der zunehmende Verlust sämtlicher Werte für Geschehnisse wie diesen Amoklauf verantwortlich, an dem der moralische Relativismus rot-grüner evangelischer Theologen wie Herrn Huber nicht ganz unschuldig ist. Aber vielleicht haben auch weder das Internet, noch die Schule, noch die Kirche, noch die Eltern Schuld an dieser Tat, sondern einzig der kleine Psychopath der geschossen hat? Dazu hat ihn nämlich niemand gezwungen.

Gruß Müller2
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[6.1] Müller2 antwortet auf Müller2
28.11.2006 00:47
Benutzer Gulasch schrieb:
Wenn Du mal den Abschiedsbrief gelesen hättest, wüsstest Du dass der Amokläufer kein "Psychopath" war bzw. nicht nur selbst schuld daran war einer geworden zu sein.
Er war anscheinend ein ziemlicher Außenseiter und da sollte sich die Gesellschaft (Lehrer und Mitschüler) AUCH fragen, ob sie sich selbst einen großen Gefallen damit getan haben, ihn auszugrenzen.

Ich verstehe nicht dass man es sich so einfach macht. "Ach der war einfach ein Psycho" oder "Das liegt an den Killerspielen" oder "Das Internet ist schuld"...
anstelle von "Sind wir Lehrer genug auf ihn eingegangen gerade weil er so schwierig war?" oder "Hat jemand geschaut dass er Anschluss an unsere Klasse hat?"

Es ging mir im überspitzten Beitrag vor allem darum dass man auch beide Seiten betrachtet, denn kaum jemand rastet nur von sich allein aus aus und ballert wild um sich. Es gibt zu viele Kommentare und Meinungen ala Bildzeitung von der "Mörderbestie" usw. Natürlich will ich ihn trotzdem nicht heilig sprechen..

Hallo,

den Abschiedsbrief des Täters habe ich nicht gelesen, aber ich habe das Video gesehen, in dem er die Tat ankündigte und da war ein sehr aggressiver (und meines Eindrucks nach äußerst gestörter) junger Mann zu sehen, dessen brutale Ankündigungen nicht geeignet waren, in mir besonderes Mitleid auszulösen.
Die heute weit verbreitete Tendenz jeden Mörder, Vergewaltiger und Kinderschänder geradezu reflexartig von der Verantwortung für seine Taten freizusprechen und stattdessen seiner Mutter, seinen Klassenkameraden, den Lehrern,dem Internet oder am besten der Gesellschaft die Schuld zuzuweisen, erregt in mir inzwischen nur noch Brechreiz. Tatsächlich sollten gerade Theologen, die ja geradezu von Amts wegen an den freien Willen des Menschen glauben, nicht in diesen Chor einstimmen. Die meisten Menschen haben irgendwann in ihrem Leben wohl einmal Ablehnung, manche vielleicht auch Ausgrenzung erfahren, zu (Möchtegern-)Massenmördern werden sie trotzdem nicht. Tatsächlich haben viele "Außenseiter" stattdessen großartige Leistungen in Kultur und Wissenschaft erbracht. Die Neigung jede Untat irgendwie entschuldigen zu wollen, die auch in Deinem Beitrag zum Ausdruck kommt, spielt solchen haltlosen, charakterschwachen und soziopathischen Figuren in die Hände und sorgt durch ihren Einzug in Justiz und Strafvollzug dafür, daß sie immer wieder eine zweite, dritte usw. Chance bekommen, sich an ihren unschuldigen Opfern zu vergehen. Diese Gefahr hat der Täter im vorliegenden Falle ja selbst gebannt, ansonsten aber muß der Staat seine Bürger effektiv vor Gewaltätern schützen da er ansonsten die Legitimation seines Gewaltmonopols verliert.

Gruß Müller2
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[6.1.1] GKr antwortet auf Müller2
28.11.2006 14:26
Benutzer Gulasch schrieb:
mehr Unterstützung für Jugendeinrichtungen, mehr Ganztagsschulen usw., es gibt ja einige Ansätze.

Joh. Deshalb gab es das Phänomen früher auch nicht, ja?
Weil es damals noch so viele Jugendeinrichtungen, Ganztagsschulen usw. gab?

Mir ist eigentlich nur wichtig dass man nicht alles zu einseitig sieht.

War Deine Beitrag zur Kirche nicht sehr einseitig?
https://www.teltarif.de/forum/s13836/34-2.html

GKr
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[6.1.2] Müller2 antwortet auf Müller2
28.11.2006 20:12
Benutzer Gulasch schrieb:
Das Video war wirklich sehr gestört und nicht nachvollziehbar, aber der Brief eher und der Brief hat auch bei mir Mitleid ausgelöst.

Natürlich rechtfertigt trotzdem nichts das Einbeziehen unschuldiger Menschen. Wahrscheinlich hätte ich kein Mitleid gehabt, wenn der Amokläufer andere Menschen getötet hätte. Er hatte Sprengstoff dabei und hätte weit Schlimmeres machen können, schließlich wollte er sowieso selbst sterben. Er hat eigentlich nur mit sich selbst abgerechnet.

Klar müssen wir uns vor Vergewaltigern, Mördern usw. schützen und sie eher unbegrenzt als zu kurz wegsperren. Es kann nicht jeder alle anderen für seine Probleme verantwortlich machen und leiden lassen.

Schutz kann aber auch sein, es garnicht erst so weit kommen zu lassen.. mehr Lehrer, mehr Unterstützung für Jugendeinrichtungen, mehr Ganztagsschulen usw., es gibt ja einige Ansätze.

Mir ist eigentlich nur wichtig dass man nicht alles zu einseitig sieht.

Hallo,

ich glaube die Sache eigentlich nicht zu einseitig zu sehen, denn mir ist durchaus bewußt, daß man für das Verhalten des Amokläufers sicherlich Erklärungen finden kann. Will man ihn unbedingt verteidigen, so ist das Argumentationsmuster sehr einfach: Ist er schon als (potentieller) Mörder geboren worden, kann er natürlich nichts dafür, wurde er durch Mutter, Lehrer, Internet o.ä. erst dazu gemacht, ist er natürlich auch unschuldig. Die Vorstellung eines freien Willens wird dadurch natürlich ad absurdum geführt, aber möglicherweise gibt es ihn ja auch nicht. Nach dieser Argumentation, die menschliches Verhalten einfach als unmittelbares Resultat einer Kombination von Veranlagung und Prägung erklärt, wären Mutter Theresa und Charles Manson aber moralisch auf der gleichen Stufe anzusiedeln, beide taten ja nur das wozu sie durch ihre genetische Ausstattung und ihre Erfahrungen getrieben wurden. Das ist genau der moralische Relativismus von dem ich gesprochen habe.
Tatsächlich geht eine derartige Argumentation aber vor allem am Kern des Problems vorbei. Mir geht es weniger um eine moralische Qualifikation solcher Täter, diese ist doch eher akademischer Natur. Stattdessen finde ich, daß in Deutschland einige Dinge wieder vom Kopf auf die Füsse gestellt werden müßten. D.h. Justiz und Strafvollzug sollten primär die Interessen der Opfer schützen und nicht die der Täter. Die Frage, wodurch diese wurden was sie sind ist dabei schlicht zweitrangig. Wenn Du Dir morgen eine gefährliche hochinfektiöse Krankheit zuziehst, wirst Du solange in Quarantäne gesteckt bis Du für Deine Umwelt keine Gefahr mehr darstellst, und zwar unabhängig davon, ob Du etwas für Deine Erkrankung kannst oder nicht. Warum eine analoge Maßnahme für gefährliche Gewaltverbrecher so unmenschlich sein sollte, kann ich wahrlich nicht nachvollziehen. Es geht dabei in erster Linie nicht um moralische Bewertung und oder Strafe bzw. Rache, sondern einfach um den notwendigen Schutz der Gemeinschaft.

Gruß Müller2