Benutzer Thunder115 schrieb:
R-Gespräche sind heute absolut unnötig. Funktelefon hat fast jeder und wenn die eigene Karte leer ist und wirklich ein Notfall vorliegt, dann findet man schon jemand der einem hilft.
Wenn man ganz verlassen irgendwo nachts ne Panne oder Unfall hatte, dann geht immer noch die 112 für lau.
echte Gründe kenne ich nicht - außer Kunden abzocken.
Nunja, man kann schon echte Gründe konstruieren, wenn man will. Nehmen wir generell bei allen folgenden Beispielen an, dass man grad kein Handy dabei hat, oder das Kartenguthaben ist leer oder man hat 3x die falsche Geheimzahl eingetippt oder was auch immer:
(1) Man ist mit dem Auto irgendwo einsam im Wald liegen geblieben, weil der Sprit alle ist. 110 oder 112 helfen einem da nicht weiter, das wäre missbräuchliche Nutzung von Notrufnummern.
oder
(2) Man hat nach langer Suche endlich ein öffentliches Telefon gefunden, dies ist aber nur ein Kartentelefon, und man hat keine Telefonkarte (weil man ja eigentlich das Handy hat). Man will aber jemandem ganz super dringend irgendwas mitteilen.
oder
(3) man steigt auf einem gottverlassenen Bahnhof aus, will sich grade ein Taxi rufen, das einem zum Fahrtziel (zB ein Bekannter) ein paar Kilometer weiter weg fahren soll, als man plötzlich bemerkt, dass man seinen Rucksack im Zug vergessen hat. Alles weg: Geld, Portemonnaie, Fahrkarte... Man will jetzt den Bekannten informieren, der vielleicht ein paar Kilometer weit entfernt wohnt, dass er einen abholen soll.
oder
(4) Man ist in einem Hotelzimmer, und muss/will dringend ein Auslandsgespräch führen. Das Hotelzimmertelefon ist aber für Auslandsgespräche gesperrt.
oder
(5) Man hat seiner alten manchmal etwas verwirrten Mutter ein Prepaid-Handy geschenkt, für den Notfall. Nun kann es sein, dass das Guthaben irgendwann verfallen oder aufgebraucht ist. Damit die Mutter den Sohn trotzdem telefonisch erreichen kann, wenn was ist, kann man dann seine Nummer mit der R-Gesprächs-0800-Vorwahl einprogrammieren.
Zugegeben: Diese Beispiele mögen etwas konstruiert klingen, und vermutlich kommen die meisten Menschen nie in eine Notsituation, in der sie auf ein solches R-Gespräch angewiesen wären. Trotzdem *kann* sowas im Einzelfall ausgesprochen wichtig sein.
Das Problem sehe ich daher nicht im Anbieten von R-Gesprächen *generell*, sondern in dem im Artikel geschilderten Problem: Der Angerufene hat viel zu wenig Zeit, sich auf das R-Gespräch einzustellen, alles geht viel zu schnell, und *wupps* hat er ein Gespräch angenommen, das er vielleicht gar nicht haben wollte. Z.B. können ja Werbe-Unternehmen ihr Glück jetzt mit solchen Anrufen versuchen. Es wird schon genug Doofe geben, die dann (versehentlich oder nicht) das R-Gespräch annehmen.
In den USA z.B. werden R-Gespräche handvermittelt, soweit ich weiß. Die sind dann zwar teilweise deutlich teurer, aber der Angerufene hat genug Zeit, zu verstehen, und sich dann zu überlegen, ob er das Gespräch annehmen will.
Ob und warum dann Leute solche R-Gespräche annehmen, hat unter *solchen* fairen Bedingungen dann eigentlich nicht mehr zu interessieren, das ist ihr Privatvergnügen. Es gibt ja auch Leute, die rufen freiwillig Stöhn-Tonbandansagen für 3 Euro nochwas die Minute an, oder geben ähnlich viel Geld aus für Klingeltöne oder Logos.
Des Menschen Wille ist sein Himmelreich :-)
Grüßlein,
REMchen