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Deutschland Breitband-Schlusslicht in der EU!


23.02.2005 21:19 - Gestartet von fruli
Der T-Com geht es ganz einfach zu gut.

Als einziger Incumbent der grossen EU-Volkswirtschaften braucht sie keine landesweite Schmalband-Flat anzubieten und hat deshalb keinerlei Interesse an einem zügigen DSL-Ausbau in wettbewerbsarmen Gebieten (Glasfaser: Leitungsmiete wesentlich zu hoch, Grundgebühr-Dumping und ländliche Gebiete).

Die Zwangs-Schmalband-Zeitticker-Surfer sind doch gemäss der derzeitigen Entwicklung bald die einzigen, die ihre Telekommunikationsgebühren noch zeitabhängig bezahlen - für Sprachtelefonie setzt sich inzwischen ja auch bei der T-Com die Flat-Abrechnung durch. Absurd.

... und dank immer mehr zunehmender Internet-Nutzung sprudeln diese Zwangs-Zeitticker-Gebühren natürlich immer kräftiger. Alternativen gibt es in solchen vom Wettbewerb ausgeschlossenen Gebieten kaum (Vodafone & O2 könnten dadurch in Kürze etwas ändern). Wenn die Einnahmen durch den Zwangs-Schmalband-Zeitticker ohne jegliche Investionen immer kräftiger sprudeln, ist es ja klar, dass keine grosse Motivation zum DSL-Ausbau in diesen Gebieten bei der T-Com vorherrscht.

Die T-Com hat den mit Abstand grössten Marktanteil aller etablierten Betreiber in der EU und beklagt sich da über eine zu straffe Regulierung? Gleichzeitig ist Deutschland bzgl. Breitband-Penetration Schlusslicht in der EU. Siehe aktuelle Golem-News über den Anfang Dezember veröffentlichten neuen EU-Kommunikationsbericht:
http://www.golem.de/0412/35057.html



... und die T-Com stellt trotzdem lediglich läppische 200 Mio dieses Jahr für den DSL-Ausbau zur Verfügung, während der etablierte Betreiber z.B. in der Schweiz z.B. schon Ende 2003 98% aller Festnetz-Anschlüsse mit DSL versorgen konnte und bei der France Telecom sieht es ähnlich aus.

Die T-Com tritt ihren moralischen Universaldienst-Auftrag mit Füssen und opfert die Zukunft des Technologiestandorts Deutschland kurzfristigen finanziellen Erwägungen über Monopol-Wuchergewinne (Zwangs-Schmalband-Zeitticker) in aus strukturellen Gründen wettbewerbsarmen Gebieten (Glasfaser-Miete verhindert Wettbewerb, ländliche Gebiete ohnehin strukturschwach).

Gleichzeitig investiert die DTAG Milliarden in UMTS und in finanzielle Auslandsabenteuer (Voicestream).

Wenn ein Politiker mal aufmuckt, dann wird er mit der Stellenabbau-Keule mundtot gemacht (siehe Roland Koch, der ursprünglich mehr DSL-Ausbau und Schmalband-Flat forderte, dann aber vom DTAG-Konzern bzgl. Stellenabbau von T-Online in Darmstadt die Pistole auf die Brust gesetzt bekam. Oder siehe erfolgreiche Aussetzung der Resale-Verpflichtung für entbündelte Schmalband-Produkte bis 2008 gemäß neuem TKG)

Da stellt sich doch die Frage, ob die T-Com auf den Köpfen der deutschen Politiker munter nach Gutdünken herumtanzen kann und ob sie irgendjemand in ihrer Hybris überhaupt noch stoppen kann. Einzige Hoffung ist IMHO da die EU.

Die T-Com verdient auch an allen Resale-DSL-Anschlüssen hervorragend - die Anbieter erhalten nur einen mickrigen Grosshandelsrabatt von lediglich 10%.
Immerhin 50% der DSL-Neueinsteiger nehmen sogar zusätzlich noch einen konzerneigenen T-Online-DSL-Tarif dazu.

... und an den DSL-Tarifen der Wettbewerber verdient die T-Com dank T-Com-Backbone-Resale (GMX/1&1) oder ZISP/ISP-Gate-DSL-Interconnection-Gebühren auch bestens.

wie gesagt: die T-Com hat mit Abstand den grössten Marktanteil aller etablierten Betreiber am Breitband/DSL-Markt in ganz Europa (90%) und Deutschland hat nahezu die mieseste Breitband/DSL-Penetration der EU, siehe offizieller EU-Kommunikationsreport vom Dezember 2004:

http://europa.eu.int/information_society/topics/ecomm/all_about/implementation_enforcement/annualreports/10threport/index_en.htm

Damit ist es offiziell:
http://europa.eu.int/information_society/topics/ecomm/doc/all_about/implementation_enforcement/annualreports/10threport/sec20041535VOL2en.pdf
(staff working paper):
siehe Abb 69, Seite 80, Staff Working Paper Vol. II: Deutschland liegt bzgl. den Breitband-Anschlüssen pro Kopf der Bevölkerung unter den EU-Alt-Mitgliedsstaaten (EU-15) abgeschlagen mit 6.6% (EDIT) auf dem sechstletzten Platz. Nur Portugal (6,4%), Italien (6,1%) und Luxemburg (5,7%) sind noch etwas schlechter - vor den absoluten Schlusslichtern Irland (1,7%) und Griechenland (0,2%).

Der Breitband-Durchdringungs-Zahlen der EU-15 im Juli 2004 im einzelnen:

1. Dänemark: 15,7%
2. Niederlande: 14,6%
3. Belgien: 14,0%
4. Schweden: 12,1%
5. Finnland: 11,0%
6. Österreich: 8,7%
7. Frankreich: 8,2%
8. Grossbritannien: 7,4%
9. Spanien: 6,7%
10. Deutschland: 6,6%
11. Portugal: 6,4%
12. Italien: 6,1%
13. Luxemburg: 5,7%
14. Irland: 1,7%
15. Griechenland: 0,2%

Man beachte, dass alle grossen EU-Staaten mit Ausnahme von Italien vor Deutschland liegen.

Womit hängt das wohl zusammen?

kurz: fehlender Wettbewerb auf dem Breitband-Markt in Deutschland.
siehe o.a. Quelle, Abb. 69, Seite 77 - Marktanteil der etablierten Betreiber Juli 2004:

Negativ-Rangliste des Marktanteils der etablierten Betreiber, EU-15:

1. Deutschland (T-Com-Marktanteil der Breitband-Anschlüsse): 87%
2. Portugal: 79%
3. Luxemburg: 74%
4. Finnland (mehrere etablierte Betreiber!): 72%
5. Italien: 70%
6. Irland: 69%
7. Dänkemark: 64%
8. Spanien: 56%
9. Belgien: 51%
10. Frankreich: 48%
11. Niederlande: 44%
12. Schweden: 40%
13. Griechenland: 40%
14. Österreich: 35%
15. Grossbritannien: 25%

Zu verantworten hat das die RegTP, die diese Monopolisierung sogar mutwillig gefördert hat, indem sie absurderweise davon ausging, Deutschland beim Breitband-Ausbau dadurch in eine Spitzenposition zu bringen: http://www.heise.de/newsticker/meldung/16706


Besonders gelobt wird übrigens Frankreich, wo dank vorbildlicher Regulierung eine Verdoppelung der Breitband-Penetration binnen Jahresfrist von Juli 2003 (4%) bis Juli 2004 (8%) zustande kam, getadelt dagegen Deutschland wegen des fehlenden Wettbewerbs und des extrem hohen T-Com-Marktanteils. Siehe Seite 56f, Staff-Working Paper Vol. I.:
http://europa.eu.int/information_society/topics/ecomm/doc/all_about/implementation_enforcement/annualreports/10threport/sec20041535VOL1en.pdf


Interessant ist, dass in Deutschland laut diesem EU-Report noch nicht einmal Schmalband-Internet-Zugang zu den Universaldiensten gemäss dem novellierten TKG gehört.

Zudem war die RegTP bzgl. Shared-Access so untätig, dass die EU selbst eingriff und die Shared-Line-Teilnehmeranschluss-Miete der DTAG regulierte (bzw. die DTAG sich gegenüber der EU zur Senkung verpflichtete).

Shared-Access ist der bevorzugte Zugang der Wettbewerber in Frankreich - kein Wunder, dass aufgrund dessen die France Telecom möglichst allen Dämpfungsopfern ADSL schaltet - denn ansonsten würden das nämlich die Wettbewerber mittels Shared-Access selbst machen, da bei Shared-Access im Gegensatz zum in Deutschland üblichen Resale die Wettbewerber die DSL-Schaltregeln in eigener Verantwortung selbst festlegen.

So long.
fruli
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[1] birdyy antwortet auf fruli
23.02.2005 21:35

Hi,

... und dank immer mehr zunehmender Internet-Nutzung sprudeln diese Zwangs-Zeitticker-Gebühren natürlich immer kräftiger. Alternativen gibt es in solchen vom Wettbewerb ausgeschlossenen Gebieten kaum (Vodafone & O2 könnten dadurch in Kürze etwas ändern). Wenn die Einnahmen durch den Zwangs-Schmalband-Zeitticker ohne jegliche Investionen immer kräftiger sprudeln, ist es ja klar, dass keine grosse Motivation zum DSL-Ausbau in diesen Gebieten bei der T-Com vorherrscht.

Wobei ich zur Zeit (noch ein paar Wochen) auch per Modem
surfe, weil sich für die kurze Zeit ein DSL-
Anschluß wegen der Einrichtungsgebühr nicht lohnt.

Ich surfe nun nur sagen wir mal doppelt so lange wie
der "Durchschnittsuser" (und vielleicht ein Drittel so lange,
wie ich mit Flatrate auch passiv online sein würde), meine erste Rechnung betrug keine 20 EUR. Und ich surfe wie gesagt mit Sicherheit mehr als der Durchschnitt.

Bei Minutenpreisen von ca. 0.5 cent (und von diesem Geld
bleibt ja auch nur ein Teil bei der Telekom hängen) glaube
ich nicht, daß die Telekom hier den großen Reibach macht!

Nur würde sie in den ländlichen Gebieten bei Installation von DSL-Technik vermutlich mangels großer Nachfrage auch nichts
dran verdienen.

Aber meiner Meinung nach ist die RegTP gefragt, per Dekret für flächendeckende Verfügbarkeit zu sorgen.
Bei ISDN, oder z.B. bei der postalischen Briefzustellung,
klappt es doch auch!

Gruß
Birdy

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[1.1] fruli antwortet auf birdyy
23.02.2005 21:47
Hi,
Benutzer birdyy schrieb:

Ich surfe nun nur sagen wir mal doppelt so lange wie der 'Durchschnittsuser' (und vielleicht ein Drittel so lange, wie ich mit Flatrate auch passiv online sein würde), meine erste Rechnung betrug keine 20 EUR. Und ich surfe wie gesagt mit Sicherheit mehr als der Durchschnitt.

Ja, aber weit über die Hälfte der Haushalte surfen auch mittlerweile, und unter diesen Haushalten gibt es auch viele, die eben sehr viel surfen (mehrere schulpflichtige Kinder, Studenten, Journalisten, etc) - da kommen dann gleich 100-200 Stunden/Monat zusammen.

Bei Minutenpreisen von ca. 0.5 cent (und von diesem Geld bleibt ja auch nur ein Teil bei der Telekom hängen)

Da liegst du daneben. Die T-Com erhält genau 0,49Ct/min netto = 0,57Ct/min brutto ganztags an IC-Gebühren bei 019*-Schmalband-Internet-Einwahl. siehe http://www.regtp.de/reg_tele/01434/22/ Interconnection-Grundangebot; 1.6 Leistung Telekom-O.12 (Verbindungen mit Ursprung im Telefonnetz national der Telekom zum Online-Dienst)

Alles unterhalb 0,57Ct/min Endkundenpreis ist schon allein von den IC-Gebühren her Dumping.


glaube ich nicht, daß die Telekom hier den großen Reibach macht!

Du kannst es dir ja ausrechnen. Es gibt immer mehr Leute, die auch geschäftlich auf ständigen Internet-Zugang angewiesen sind.

Klar, an 30h/Monat Nutzung verdient die T-Com nicht so viel, aber bei 100 Stunden/Monat, wie es auch in Privathaushalten immer mehr üblich wird (Frau, Mann, 2 Kinder surfen, chatten, informieren sich, Microsoft-Windows-Updates, etc.), sieht die Sache schon ganz anders aus.



Nur würde sie in den ländlichen Gebieten bei Installation von DSL-Technik vermutlich mangels großer Nachfrage auch nichts dran verdienen.

Das glaubt nicht mal die T-Com selbst. Jeder normale Surfer nimmt doch heutzutage DSL, wenn er nicht nur wenig surft (< 30h/Monat). Auch in ländlichen Gebieten ist die Internet-Nutzung längst omnipräsent.

So long.
fruli
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[1.1.1] cf antwortet auf fruli
24.02.2005 09:40
Benutzer fruli schrieb:
Hi,
Benutzer birdyy schrieb:

Ich surfe nun nur sagen wir mal doppelt so lange wie der 'Durchschnittsuser' (und vielleicht ein Drittel so lange,
wie ich mit Flatrate auch passiv online sein würde), meine erste Rechnung betrug keine 20 EUR. Und ich surfe wie gesagt mit Sicherheit mehr als der Durchschnitt.

Ja, aber weit über die Hälfte der Haushalte surfen auch mittlerweile, und unter diesen Haushalten gibt es auch viele, die eben sehr viel surfen (mehrere schulpflichtige Kinder, Studenten, Journalisten, etc) - da kommen dann gleich 100-200 Stunden/Monat zusammen.

Bei Minutenpreisen von ca. 0.5 cent (und von diesem Geld bleibt ja auch nur ein Teil bei der Telekom hängen)

Da liegst du daneben. Die T-Com erhält genau 0,49Ct/min netto = 0,57Ct/min brutto ganztags an IC-Gebühren bei
019*-Schmalband-Internet-Einwahl. siehe
http://www.regtp.de/reg_tele/01434/22/
Interconnection-Grundangebot; 1.6 Leistung Telekom-O.12 (Verbindungen mit Ursprung im Telefonnetz national der Telekom zum Online-Dienst)

Alles unterhalb 0,57Ct/min Endkundenpreis ist schon allein von den IC-Gebühren her Dumping.


glaube ich nicht, daß die Telekom hier den großen Reibach macht!

Du kannst es dir ja ausrechnen. Es gibt immer mehr Leute, die auch geschäftlich auf ständigen Internet-Zugang angewiesen sind.

Klar, an 30h/Monat Nutzung verdient die T-Com nicht so viel, aber bei 100 Stunden/Monat, wie es auch in Privathaushalten immer mehr üblich wird (Frau, Mann, 2 Kinder surfen, chatten, informieren sich, Microsoft-Windows-Updates, etc.), sieht die Sache schon ganz anders aus.

Genau aus diesem Grund steht bei uns zu Hause ein alter 386'er mit Fli4l-Router und ISDN-LCR drin.... Beide Eltern sind Lehrer und mein Bruder spielt gern mal online. Da waren früher oft beide ISDN-Leitungen stundenlang im Internet.

Chris
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[1.2] fruli antwortet auf birdyy
25.02.2005 12:54
Hi,
Benutzer birdyy schrieb:
Wobei ich zur Zeit (noch ein paar Wochen) auch per Modem surfe, weil sich für die kurze Zeit ein DSL- Anschluß wegen der Einrichtungsgebühr nicht lohnt.

Bei T-DSL-Business (30€/Monat, auch für Privatkunden jederzeit möglich) entfällt die Einrichtungsgebühr komplett bis Ende März und die Laufzeit beträgt nur 1 Monat und man bekommt auch subventionierte Hardware. Dazu noch eine Anmeldung z.B. bei justDSL für alles was über 2GB hinaus geht, und schon lohnt sich DSL selbst bei nur sehr kurzer Nutzungsdauer des Anschlusses.

So long.
fruli
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[1.2.1] birdyy antwortet auf fruli
03.03.2005 18:13
Benutzer fruli schrieb:

Hi fruli,

Wobei ich zur Zeit (noch ein paar Wochen) auch per Modem surfe, weil sich für die kurze Zeit ein DSL- Anschluß wegen der Einrichtungsgebühr nicht lohnt.

Bei T-DSL-Business (30€/Monat, auch für Privatkunden jederzeit möglich) entfällt die Einrichtungsgebühr komplett bis Ende März und die Laufzeit beträgt nur 1 Monat und man bekommt auch subventionierte Hardware. Dazu noch eine Anmeldung z.B. bei justDSL für alles was über 2GB hinaus geht, und schon lohnt sich DSL selbst bei nur sehr kurzer Nutzungsdauer des Anschlusses.

Oha, wenn ich DAS früher gewußt hätte...

Naja, in 2 Wochen in ich sowieso wieder im
Studentenwohnheimnsland mit toller Festverkabelung :)

Gruß
Phil