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BNetzA-Chef Kurth schiebt Netzneutralität in den Fokus

"Internet der zwei Geschwindigkeiten" soll verhindert werden
Von Steffen Herget / dapd

BNetzA-Präsident Matthias Kurth BNetzA-Präsident Matthias Kurth
Bild: BNetzA
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, ist derzeit von einer Beibehaltung des derzeitigen Niveaus der Netzneutralität in Deutschland, also der Gleichbehandlung von Datenpaketen im Internet, überzeugt. So sagte Kurth, die Anbieter diskutierten zwar, ob man nicht ein Internet der zwei Geschwindigkeiten anbieten könnte. "Bisher gibt es darüber aber keine Vereinbarungen", fügte er hinzu.

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Bild: BNetzA
Die Frage betrifft besonders die zeitkritischen Datenpaketen, etwa für das Ansehen und Herunterladen von Bildern und Videos. Diese können nur dann in anspruchsvoller Qualität beim Empfänger dargestellt werden, wenn die hohen Datenmengen schnell bei ihm ankommen.

"Gewisses Verkehrsmanagement" im Internet

"Im Moment werden im Internet die Datenpakete neutral behandelt. Das soll so bleiben", sagte Kurth. Die Diskussion werde im übrigen zwischen Mobilfunk und Festnetz zum Teil unterschiedlich geführt. Im Internet gebe es bereits ein "gewisses Verkehrsmanagement".

Bisher sei noch nicht transparent, wie die Netzbetreiber Prioritäten setzten, sagte Kurth. Es solle "jedenfalls so sein, dass alle Datenpakete einer Verkehrsklasse, egal von welchem Anbieter, immer gleich behandelt werden". Videos von YouTube etwa dürften nicht besser behandelt werden als Videos von Facebook oder einem anderen Videoanbieter. "Das ist im Prinzip der Grundsatz der Netzneutralität."

Anbieter wollen Unterschiede

Die Anbieter diskutierten überdies die Schaffung eines "Internets der zwei Geschwindigkeiten". Dabei würde bei einer Priorisierung bestimmter Verkehre auch mehr bezahlt. "Bisher gibt es solche Vereinbarungen mit niemandem", sagte Kurth, "jedenfalls nichts, was mir bekannt ist. Das ist eine sehr theoretische Diskussion." Er versicherte, es habe auch noch keine Abkommen zwischen Google und irgendeinem Netzbetreiber gegeben. Google als Eigentümer von YouTube habe erst kürzlich erklärt, sich nicht an so einer Priorisierung beteiligen, geschweige denn dafür zahlen zu wollen, dass ihr Verkehr priorisiert wird.

Technisch gesehen, müssten die Qualitätsklassen für den Transport von Datenpaketen zunächst festgelegt werden. "Das dürfte ja nicht nur in einem Netz standardisiert werden, sondern es müsste in allen Netzen zu einer gewissen Abmachung kommen, und auch das liegt noch nicht vor", gab der Präsident der Bundesnetzagentur zu bedenken. Bei weiterem starken Wachstum des Datenverkehrs und nach einer Einigung über die Transparenz sei das nicht auszuschließen, "aber konkret sehe ich solche Lösungen für den deutschen Internet-Markt nicht", sagte Kurth.

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