Datenvolumen

Corona Warn App: Zero Rating war laut BNetzA zulässig

Die Bundes­netz­agentur sieht durch das Nicht-Berechnen des Daten­ver­kehrs bei Nutzung der Corona Warn App keinen Verstoß gegen die Netz­neu­tra­lität.
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BNetzA äußerst sich zur CWA BNetzA äußerst sich zur CWA
Screenshot: Robert Koch-Institut, Fotos/Montage: teltarif.de
Wie berichtet haben die deut­schen Mobil­funk-Netz­betreiber den bei der Nutzung der Corona Warn App anfal­lenden Daten­ver­kehr nicht berechnet. Ähnlich wie bei den Optionen Telekom StreamOn und Voda­fone Pass kam somit das soge­nannte Zero Rating zum Einsatz. Während Telekom und Voda­fone ihre Strea­ming-Optionen auf Anord­nung der Bundes­netz­agentur einstellen mussten, hält der Regu­lierer das Zero Rating bei der Corona Warn App für statt­haft.

Nach Angaben der Bundes­netz­agentur haben die Netz­betreiber schon im Sommer 2020 mitge­teilt, das für den Einsatz der Corona Warn App anfal­lende Daten­volumen nicht zu berechnen. "Der Bundes­netz­agentur war dies bekannt", so die Pres­sestelle der Behörde in einer der teltarif.de-Redak­tion vorlie­genden Stel­lung­nahme. Nach Einschät­zung des Regu­lie­rers stellte diese Rege­lung seiner­zeit keinen Verstoß gegen das Gebot der Netz­neu­tra­lität dar.

"Endnut­zer­rechte sind durch diese kommer­zielle Verein­barung nicht im Sinne von Artikel 3 Absatz 1 in Verbin­dung mit Artikel 3 Absatz 2 Verord­nung (EU) 2015/2120 beein­träch­tigt. Dies galt insbe­son­dere, da es nur eine offi­zielle Corona Tracing App in Deutsch­land gab und diese App öffent­lichen Zwecken dient", so der Regu­lierer in einer Stel­lung­nahme.

Keine Ände­rung nach EuGH-Urteil

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Screenshot: Robert Koch-Institut, Fotos/Montage: teltarif.de
Auch nach dem Urteil des Euro­päi­schen Gerichts­hofs vom 2. September 2021, das letzt­end­lich für die Anord­nung zur Einstel­lung von StreamOn und Voda­fone Pass sorgte, ergebe sich aus Sicht der BNetzA kein anderes Ergebnis. Zero Rating bei der Corona Warn App sei aus Sicht der Behörde gerecht­fer­tigt. "Es bestand der poli­tische Wille, die öffent­lich geför­derte Corona Warn App im Inter­esse des Gesund­heits­schutzes für die Bürger ohne Kosten - also ohne Anrech­nung auf das Daten­volumen - verfügbar zu machen", so die Pres­sestelle der Bundes­netz­agentur.

Die zum 1. April 2023 endgültig einge­stellten Optionen StreamOn und Voda­fone Pass seien anders zu bewerten, da hier der Daten­ver­kehr zu Part­ner­diensten von Telekom und Voda­fone anders behan­delt worden sei wie "Nicht-Part­ner­ver­kehr", der weiterhin auf das Daten­volumen ange­rechnet worden sei. Damit sei "der Verkehr zu Diensten verschie­dener Anbieter ungleich behan­delt" worden.

Ein "Ausnah­metat­bestand" habe bei StreamOn und Voda­fone Pass nicht vorge­legen. Öffent­liche Inter­essen oder gar eine akute Notsi­tua­tion wie während der Corona-Pandemie seien nicht erkennbar. Daher seien diese Optionen anders als das Zero Rating bei der Corona Warn App zu beur­teilen.

Eine Einschät­zung von Markus Weidner

So gut das Zero Rating bei der Corona Warn App gemeint gewesen sein mag: Es war nunmal Zero Rating - ähnlich wie bei StreamOn und Voda­fone Pass auf bestimmte Dienste bzw. auf eine einzige App beschränkt. Dass allein der "poli­tische Wille" ausreicht, um hier anders als bei StreamOn und Voda­fone Pass zu entscheiden, ist schon ein starkes Stück.

Niemand wurde gezwungen, die Zero Rating Optionen von Telekom und Voda­fone zu buchen. Die Ange­bote wurden nicht auto­matisch, sondern nur auf ausdrück­lichen Kunden­wunsch einge­richtet. Wer kein Zero Rating haben wollte, musste dieses nicht nutzen. Zudem waren Telekom und Voda­fone jeder­zeit für weitere Part­ner­dienste offen. Wer nicht mitma­chen wollte, der wollte halt nicht.

Die Leid­tra­genden sind nun die Kunden, die beim Strea­ming in bezahl­baren Tarifen weiterhin auf den Daten­ver­brauch achten müssen, um nicht am Ende des Inklu­siv­volu­mens noch jede Menge Monat übrig zu haben. Handy-Nutzer müssen zudem aktuell eher Preis­erhö­hungen fürchten und können keines­falls auf die von der Bundes­netz­agentur erwar­teten güns­tigeren Flat­rates hoffen. Das Beispiel o2 hat erst vor wenigen Wochen gezeigt, wohin die Reise bei den Mobil­funk-Tarifen derzeit geht.

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