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Glasfaser-Überbau: Sonderbehandlung für die Telekom?

In Zukunft soll besser doku­men­tiert werden, wenn sich zwei Glas­faser-Netz­betreiber am selben Ort gegen­seitig über­bauen. Bekommt die Telekom dabei nun eine Sonder­behand­lung von der Bundes­netz­agentur?
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Sonderbehandlung für die Telekom beim Glasfaser-Überbau? Sonderbehandlung für die Telekom beim Glasfaser-Überbau?
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Über einen beson­deren Irrsinn beim Glas­faser-Ausbau berichtet teltarif.de schon seit einiger Zeit: Beim sinn­lose Glas­faser-Überbau baut ein zweiter Netz­betreiber dort, wo bereits ein anderer Netz­betreiber den Glas­faser­ausbau geplant, begonnen oder bereits abge­schlossen hat. Gleich­zeitig warten andere Kommunen sehn­süchtig auf einen Ausbau.

Überbau zerstört meist die Kalku­lation der Anbieter, aber trotzdem lehnt die Politik bei dem Thema bislang eine "Plan­wirt­schaft" ab. Zu einem immer wieder gefor­derten Überbau-Verbot kam es daher bislang nicht. Immerhin schaut sich das Bundesver­kehrs­minis­terium die Vorwürfe genauer an.

BNetzA und Minis­terium sammeln Beschwerden

Meist ist es die Deut­sche Telekom, die beim Thema Überbau am Pranger steht. Der Vorwurf: Zuerst hat die Telekom kein Inter­esse, dann baut ein anderer Netz­betreiber Glas­faser am Ort, doch dann baut auch die Telekom plötz­lich doch genau dort. Die Masche nervt nicht nur die Anwohner, sondern kann für die Wett­bewerber Exis­tenz bedro­hend sein. Es gibt aber auch umge­kehrte Fälle, in denen alter­native Netz­betreiber dort ausbauen, wo die Telekom bereits aktiv ist.

Sonderbehandlung für die Telekom beim Glasfaser-Überbau? Sonderbehandlung für die Telekom beim Glasfaser-Überbau?
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Die Süddeut­sche Zeitung berichtet unter dem Titel Doppelt hält nicht besser nun ausführ­lich über weitere pikante Details. Seit vergan­genem Sommer sammelt die "Moni­toring­stelle" bei der Bundes­netz­agentur laut dem Bericht Beschwer­defälle zum Überbau. Seit Monaten warten Bran­chen­beob­achter, Verbrau­cher, die Presse und die Glas­faser-Wirt­schaft auf einen ersten Bericht.

Plötz­lich ganz viele Beschwerden der Telekom - nach­träg­lich?

Laut dem SZ-Bericht soll die Bundes­netz­agentur bereits Ende Januar eine erste Auswer­tung an das Bundes­minis­terium für Digi­tales und Verkehr (BMDV) geschickt haben. Das hätten beide auch bestä­tigt. Doch veröf­fent­licht wurde davon gar nichts. Statt­dessen würden sich plötz­lich die Meldungen auf dem Portal der Bundes­netz­agentur häufen. Mehr als 100 neue Beschwer­defälle seien binnen zweier Monate zu den vorhe­rigen etwa 300 hinzu­gekommen. Die Bundes­netz­agentur bestä­tigt, dass es sich dabei zum Groß­teil um Meldungen der Deut­schen Telekom handeln soll.

Das hat wohl bei den Wett­bewer­bern der Telekom zu einer großen Verär­gerung geführt. Diese haben offenbar ihre Beschwerden alle recht­zeitig einge­reicht. Der konkrete Vorwurf lautet nun, dass die BNetzA und das Minis­terium der Telekom "eine Nach­spiel­zeit verschafft" hätten. Die Telekom würde nun "wie wild eigene angeb­liche Überbau-Fälle" nach­melden, damit nicht der Eindruck entsteht, nur die Telekom sei immer der "böse" Netz­betreiber, der andere über­baut.

Verschärfte Berichts­pflicht für die Telekom?

Die SZ will aus Kreisen der Bundes­netz­agentur und des Minis­teriums gehört haben, dass die Telekom in dem unver­öffent­lichten Bericht wohl tatsäch­lich kein gutes Bild abgibt. Offenbar soll es wohl durchaus Anhalts­punkte für einen stra­tegi­schen Doppel­ausbau durch die Telekom geben. Es wäre eine große Blamage für die Telekom, wenn man ihr mit so einem Bericht nach­weisen könnte, dass sie wirk­lich mit Absicht dort ausbaut, wo andere Netz­betreiber bereits mit Planung oder Bau begonnen haben.

Als Lösung empfiehlt der Zwischen­bericht wohl die Möglich­keit, eine verschärfte Berichts­pflicht für die Telekom einzu­führen. Die Telekom könnte beispiels­weise dazu verpflichtet werden, neun Monate im Voraus in einer nicht-öffent­lichen Liste zu beschreiben, wo sie einen Glas­faser­ausbau plant. Und dann dürfte sie auch nur dort ausbauen. Doch das Minis­terium verhalte sich in dieser Sache wohl eher zurück­hal­tend. Der Staat ist durch eine direkte sowie indi­rekte Betei­ligung immer noch der größte Aktionär der Telekom - mit rund 30 Prozent der Anteile.

Nachdem also in Medienbe­richten der BNetzA eine Bevor­zugung der Telekom unter­stellt worden war, veröf­fent­lichte die Behörde inzwi­schen den Zwischen­bericht der Moni­toring­stelle für Glas­faser-Doppel­ausbau. Wie schlimm ist der Überbau wirk­lich?

Die Deut­sche Telekom hat einen neuen WhatsApp-Kanal mit Details zum Netz­ausbau in Fest­netz und Mobil­funk einge­richtet.

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