Glasfaser: Die Konsolidierung steht vor der Tür
„Es muss erst einmal gebaut werden, bevor konsolidiert werden kann", sagte Johanna Reinkemeier, Vice President Telecommunications bei der KfW IPEX-Bank im vergangenen Jahr auf dem Investorenpanel der Fiberdays. In diesem Jahr besteht das Panel aus zwei Politikern, einem Banker, dem Geschäftsführer eines Glasfasernetzbetreibers und eben Uwe Nickl, der in seiner Zeit als Geschäftsführer der Deutschen Glasfaser als Glasfaserkönig bezeichnet wurde. „Die großen Investoren sind nicht hier, weil sie überlegen, wie sich der Markt entwickelt“, sagte Nickl, der heute Investor ist und im Aufsichtsrat des TK-Diensteanbieters Ecotel sitzt – für ihn ein Zeichen dafür, dass sich die Rahmenbedingungen für den Glasfaserausbau geändert haben.
Uwe Nickl, Cordelius Ilgmann, Andreas Mayer und Dominic Hereth (v. l. n. r.) diskutierten auf den Fiberdays über die Zukunft des Glasfasermarktes. Zugeschaltet war Peter Stuckmann aus Brüssel.
Foto: Marc Hankmann
Das legen auch die ersten Netzverkäufe und Entlassungen nahe. Dominic Hereth, Head of Energy & Infrastructure der Triodos Bank N. V. Deutschland, erklärte auf den Fiberdays zwar, dass er nicht besorgt sei, aber bei Triodos stelle man sich dennoch auf eine Marktkonsolidierung ein. „Das wird in den nächsten zwei bis drei Jahren noch spannend, wie sich die Investoren aufstellen“, sagte Hereth in Wiesbaden.
Zinswende erschwert Finanzierung für den Netzbau
Cordelius Ilgmann stellte die Frage, ob der derzeitige Infrastrukturwettbewerb für den Glasfaserausbau hilfreich ist
Foto: Marc Hankmann
Was hat sich geändert? Auf dem Investorenpanel war die Rede von der Zinswende, die das Fremdkapital verteuert hat. „Dadurch stiegen aber auch die Eigenkapitalkosten“, ergänzte Hereth. Cordelius Ilgmann aus dem Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft geht zudem davon aus, dass die Finanzierungsbedingungen auch weiterhin schwierig bleiben werden. Aus seiner Sicht müsse man überlegen, ob der derzeitige Infrastrukturwettbewerb für den Glasfaserausbau hilfreich sei. „Wir werden das Spannungsfeld zwischen dem volkswirtschaftlich Sinnvollem und dem, was die Investoren wollen, nicht auflösen, wenn wir weiter beim heutigen Infrastrukturwettbewerb bleiben“, erklärte Ilgmann.
Abgesehen von wettbewerblichen und finanziellen Herausforderungen zeigt sich nun auch, dass die Glasfasernetzbetreiber zu viel auf Strecke und zu wenig auf Anschlüsse und Kunden gesetzt haben. Daher betitelte Tobias Dürschinger, Senior Manager bei EY Business Consulting, seinen Vortrag auch mit „Währungswechsel“. Die „Homes passed“ zeigen den Erfolg im Netzausbau, die „Homes Activated“ den Erfolg im Netzbetrieb. Und der muss steigen. Der Fokus auf „Homes passed“ führt zwar auch zu steigenden Zahlen bei den „Homes Activated“, aber die Businesspläne, die von einem linearen Wachstum bei „Homes Activated“ ausgingen, haben sich laut Dürschinger nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Der TK-Experte sprach von einer rückläufigen „Homes Activated“-Quote. Für EY ist das bereits ein Zeichen der Marktkonsolidierung. Auf jeden Fall verliere der Glasfasermarkt laut Dürschinger für Investoren an Attraktivität.
Glasfaser in wettbewerbsintensiven Regionen
Investor Uwe Nickl interpretiert das Wegbleiben der großen Investoren von den Fiberdays als Zeichen dafür, dass sie überlegen, wie sich der Glasfasermarkt entwickelt
Foto: Marc Hankmann
Die Herausforderung liegt für die Glasfasernetzbetreiber nun darin, in urbanen und sub-urbanen Räumen die Glasfaser bis in die Wohnungen (Netzebene 4, NE4) zu führen. „Die NE4 ist der Zugang zu ‚Homes Activated‘, und das ist die Zukunft im Glasfaserausbau“, sagte Nickl in Wiesbaden. Im ländlichen Raum nutzen laut Nickl ca. 40 bis 50 Prozent der Haushalte ihren Glasfaseranschluss. Der anderen Hälfte reiche ihr DSL- oder Kabelanschluss aus. Für Nickl gibt es nur einen Weg, wie man diese Haushalte auch von der Glasfaser überzeugen kann: Über eine Subventionierung mit Vouchern. „Das will niemand hören, aber die Migration von Kupfer auf Glasfaser funktioniert nur, wenn der Nachanschluss bezuschusst wird“, sagte Nickl auf den Fiberdays.
Weitaus positiver sah Andreas Mayer, Geschäftsführer der Glasfaser Nordwest die Zukunft. Zwar stoße der Glasfaserausbau nun auch in Regionen vor, in denen der Wettbewerb mit DSL und Kabelinternet intensiver wird, aber da die ländlichen Regionen inzwischen versorgt seien, ziehe auch die Vertriebspower der Glasfasernetzbetreiber in die wettbewerbsintensiven Regionen nach. „Wir schauen, wie wir Kunden aufs Netz bekommen und nicht auf die Marktkonsolidierung“, sagte Meyer. Dennoch stehen die Zeichen im Glasfasermarkt auf Wandel.