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Ich würde gern besser verstehen wollen, ...


29.02.2024 21:58 - Gestartet von BBKOKO
warum die Implementierung dieser Technologie in DE so ist, wie sie derzeit ist. Sind das bestehende markteingreifende, regulatorische Vorgaben oder sind diese unzureichend oder fehlen ganz?

Meine persönliche Erfahrung in DE mit Bestandsimmobilie:

Nach FTTH-Ausbau im Parallel-Straßenzug durch einen Anbieter auf dessen Anfrage alle relevanten Dokumente zur Verfügung gestellt. Unter anderem Katasterauszug, Flurstückskarte, Wegerecht eingeräumt, etc. - nie wieder etwas von der Firma gehört.

Anfang 2023 kommt Anbieter Nummer 2. Benennt sein Agieren zwar als "Vorvermarktung", verlangt allerdings vollumfänglich unterzeichnete Beauftragungs- und Bestellverträge. Präzisierung: Anbindung nur mit gleichzeitiger Produkt-Beantragung. Gern geschehen, nie wieder etwas von der Firma gehört.

Anfang 2024 kommt Anbieter 3 mit groß angelegter Kampagne und der Behauptung, Anbieter 1 und Anbieter 2 hätten ihre Aktivitäten eingestellt und verlangt, wie kann es anders sein, die vollständigen Vertragsunterlagen.

Was alle drei kommunikativ vereint: Jeder übt Druck aus, innerhalb von Fristen zu unterschreiben. Anderenfalls koste eine Anbindung tausende Euro. Wie und woran sich diese Fantasie-Beträge bemessen, wird nirgendwo erläutert, auch nicht auf Anfrage. Keiner meldet sich jemals mehr. Möglicherweise kann der Innendienst nicht halten, was der Außendienst verspricht. Gemutmaßt könnten es natürlich auch die üblichen Glasfaser-Fördermittel-Heuschrecken sein.

Meine persönliche Erfahrung in zwei anderen europäischen Ländern:

In DK: Es waren zwei Technologien verfügbar: Koax (10/1 GB) und eine standardisierte 1 GB-LAN-Schnittstelle. Erstere gehörte einem Anbieter, der auch ein Kombi TV Produkt vermarktete, Zweitere war eine Dark Fiber mit Anbieterwahlmöglichkeit.

In CZ:
Stadtrandlage, erdverlegte Infrastruktur war nicht verfügbar. Der gewählte Anbieter hat eine WLL-(WirelessLeasedLine) Mikro-Link Antenne aufs Dach gesetzt. Anbindung 1 GB/500 , in der Produktbeschreibung war in Normalschriftgröße und Prominent eine FUP-Regelung publiziert: 5 Anbindungen nutzen einen gemeinsamen Zugangspunkt, heißt wenn alle unter Volllast nutzen, ist die Bandbreite max 200 GB.

Beides gute Erfahrungen. In beiden Ländern gibt es schon seit mehr als 10 Jahren eine Abkehr von 2Draht-Leitungen aus Kupfer.

Vielleicht ist es auch so, dass hierzulande seit seiner Erfindung 2012 Vectoring/VDSL2 die Glasfasertechnologie ein Jahrzehnt ausgebremst hat. Im Vergleich mit und zu anderen Ländern ist jedenfalls ein deutlicher Rückstand sichtbar.

Das, egal welche, (höherwertigen) Kommunikationsprodukte alle einen ähnlichen Preis haben, lässt den Eindruck entstehen, dass hier ein Angebots-Oligopol entstanden ist - das keinen wirklichen Wettbewerb entstehen lässt. Das am deutschen Privatkunden-Markt die aufgerufenen Preise überhaupt nachgefragt werden, basiert möglicherweise -auch- auf der Hoffnungslosigkeit und Alternativlosigkeit, ansonsten von diesen Technologien ausgeschlossen zu bleiben.

Im europäischen Vergleich ist die Realisierung zudem nicht standardisiert. Die Erfahrungen, die im persönlichen Kontakt und in Foren geschildert werden sind oft wenig amüsant. Da werden Sub- und SubSub-Unternehmen beauftragt, Erdraketen geschossen, Anwohner jonglieren monatelang, manchmal noch länger über mit Metallplatten abgedeckte Kabelgräben. Oder eine bringt die Asphalt-Tragschicht auf, nur die Deckschickt kommt monatelang nicht, weil wieder irgendetwas nicht funktioniert und sich Auftraggeber, Subs und SubSubs gegenseitig die Schuld zuweisen, oder zwischenzeitlich die Geschäftstätigkeit eingestellt haben. Ob das, selbst bei einer Konsolidierung, zwingend so sein muss erscheint fraglich. Außerdem ist verständlich, dass solch ein Gebaren manchem Interessenten die Lust aufs Produkt killt.