Breitbandausbau

Auslaufmodell DSL: Erste Abschaltanträge für 2025 erwartet

Der BREKO geht davon aus, dass die Telekom ab 2025 erste Anträge bei der BNetzA zur Abschal­tung der DSL-Netze stellen wird. Das werden Glas­faser­netz­betreiber gerne hören, doch der BREKO befürchtet, dass die Telekom stra­tegisch zu deren Nach­teil vorgehen wird.
Von Marc Hankmann

Die DSL-Technik ist veraltet. Aus den Kupfer­netzen ist mit Super-Vecto­ring nicht mehr als 250 MBit/s heraus­zuholen. Dagegen schafft ein Glas­faser­anschluss locker die 1 GBit/s. Bis 2030 will die Bundes­regie­rung die Glas­faser flächen­deckend einge­führt haben und so das DSL-Netz der Telekom obsolet machen. Die Frage ist aller­dings, wie das Kupfer­netz abge­schaltet werden soll, sodass weder für die Telekom noch für deren Wett­bewerber Nach­teile entstehen.

Die befürchten nämlich, dass die Telekom in den Regionen, in denen sie allein ein neues Glas­faser­netz baut, das alte Kupfer­netz schneller abschalten könnte, als in Regionen, in denen auch Wett­bewerber Glas­faser­netze bauen. Die Folge: Dort, wo die Telekom allein Glas­faser ausbaut, kann sie die DSL-Kunden recht zügig aufs eigene Glas­faser­netz migrieren. Dagegen müssten sich ihre Wett­bewerber weiterhin der Konkur­renz durch DSL erwehren. Die Glas­faser­migra­tion verliefe lang­samer, die Netze der Telekom-Wett­bewerber würden weniger schnell ausge­lastet, wodurch deren Renta­bilität unter Druck gerät.

Im Zuge des Glasfaserausbaus soll das DSL-Netz der Telekom sukzessive abgeschaltet werden. Wettbewerber befürchten jedoch, dass die Telekom dies für den eigenen Glasfaserausbau ausnutzen möchte. Im Zuge des Glasfaserausbaus soll das DSL-Netz der Telekom sukzessive abgeschaltet werden. Wettbewerber befürchten jedoch, dass die Telekom dies für den eigenen Glasfaserausbau ausnutzen möchte.
Foto: Deutsche Telekom
Deshalb hat der BREKO ein Konzept vorge­stellt, dass eine diskri­minie­rungs­freie Kupfer-Glas­faser-Migra­tion gewähr­leisten soll. „Die Telekom darf keine Gele­gen­heit bekommen, die Abschal­tung ihres Kupfer­netzes stra­tegisch zu nutzen und damit dem Wett­bewerb im Glas­faser­ausbau zu schaden“, sagte BREKO-Geschäfts­führer Stephan Albers bei der Präsen­tation des Konzepts. „Deshalb muss die Bundes­netz­agentur die Kupfer-Glas­faser-Migra­tion proaktiv gestalten und einen konkreten Fahr­plan vorlegen, der sicher­stellt, dass auch in den Ausbau­gebieten der Wett­bewerber das alte Tele­fon­netz abge­schaltet wird, sobald Glas­faser dort flächen­deckend verfügbar ist.“

Gleich­behand­lungs­modell für Kupfer-Glas-Migra­tion

Basis des BREKO-Konzeptes ist die Gleich­behand­lung von Regionen, in denen allein die Telekom Glas­faser­netze baut, mit solchen, in denen auch die Wett­bewerber tätig sind. In ersteren soll das Kupfer­netz nur dann abge­schaltet werden, wenn es auch in Regionen mit aktiven Telekom-Wett­bewerber abge­schaltet wird. Das würde aus Sicht des BREKO einer­seits den Glas­faser­ausbau beschleu­nigen und die Auslas­tung der Glas­faser­netze erhöhen sowie ande­rer­seits durch die Abschal­tung der Kupfer­netze Strom und Ressourcen einsparen.

BREKO-Geschäftsführer Stephan Albers mahnt die BNetzA zur Eile, wenn im nächsten Jahr die ersten Abschaltanträge vorliegen BREKO-Geschäftsführer Stephan Albers mahnt die BNetzA zur Eile, wenn im nächsten Jahr die ersten Abschaltanträge vorliegen
Foto: BREKO
Für ein solches Gleich­behand­lungs­modell müsste die BNetzA aber zuerst die Details für die Kupfer-Glas­faser-Migra­tion klären, das heißt, sie müsste zum Beispiel eine Glas­faser­ver­sor­gungs­quote fest­legen, ab der eine Abschal­tung über­haupt infrage kommt, oder einen Zeit­plan für die Abschal­tung einer Region aufstellen sowie Fragen zur Kosten­über­nahme oder zur Kommu­nika­tion mit Endkunden oder der Wohnungs­wirt­schaft regeln.

Aus Sicht des BREKO ist Eile geboten, denn die Telekom testet bereits seit einigen Wochen in drei Pilot­pro­jekten die Abschal­tung der dortigen Kupfer­netze, sodass der Verband davon ausgeht, dass die Telekom even­tuell bereits Ende diesen, auf jeden Fall aber im nächsten Jahr erste Anträge für die Kupfer­abschal­tung bei der BNetzA stellen werde. Dann wird es aber sicher­lich noch ein Jahr dauern, bis ein solcher Antrag geneh­migt wird und die Abschal­tung tatsäch­lich beginnt. Ab 2026 dürften also die ersten DSL-Kunden damit rechnen, dass ihr Internet- und Tele­fon­anschluss bald nicht mehr funk­tio­niert.

Der BREKO geht davon aus, dass die Migra­tion von Kupfer auf Glas­faser sukzes­sive verläuft. Dabei werden wahr­schein­lich mehrere Kabel­ver­zweiger (KVz) zu größeren Gruppen zusam­men­geschlossen und abge­schaltet. Die Prognosen für den Zeit­raum einer solchen Abschal­tung liegen zwischen zwei Jahren für klei­nere KVz-Gruppen bis zu drei bis vier Jahren, etwa für Groß­städte.

Auch wenn im Rahmen der Kupfer-Glas­faser-Migra­tion viel Arbeit auf die BNetzA zukommt, trifft sie dieses Thema nicht unver­hofft.

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