Themenspezial: Verbraucher & Service Stiftung Warentest

Internet-Speed: Richtig einordnen und nachmessen

Hat der Bäcker ein, zwei Bröt­chen weniger in die Tüte gesteckt als man bezahlt hat, führt das direkt zu Unmut. Duld­samer sind die Menschen aber oft bei einem zu lang­samen Internet-Anschluss. Warum?
Von dpa /

Der Fehler liegt ein wenig im System. Internet-Provider dürfen mit einem Maxi­mal­tempo werben, das sie gar nicht immer liefern können. Entschei­dend ist die soge­nannte Normal­leis­tung, die der Anbieter für den jewei­ligen Tarif fest­gelegt hat, erklärt die Stif­tung Waren­test ("test"-Ausgabe 4/24).

Die Normal­leis­tung liege je nach Anbieter und Tarif meist bei 80 bis 95 Prozent, bei lang­sameren Leitungen sogar bei nur 60 Prozent der Maximal­leis­tung. Allein bei einigen Glas­faser­tarifen seien Normal- und Maximal­leis­tung iden­tisch.

Produkt­info­blatt wich­tiger als Werbung

Stiftung Warentest zu langsamen Internet-Anschlüssen Stiftung Warentest zu langsamen Internet-Anschlüssen
Bild: picture alliance/dpa
Weil die Anbieter in aller Regel nicht mit der Normal­leis­tung werben, sollten Verbrau­che­rinnen und Verbrau­cher gezielt danach suchen, bevor sie einen Vertrag schließen. Sie steht im soge­nannten Produkt­infor­mati­ons­blatt, das es zu jedem Tarif geben muss. Ist es im Internet beim jewei­ligen Angebot nicht zu finden, sollte man den Anbieter danach fragen.

Wer im Alltag das Gefühl hat, in Sachen Geschwin­dig­keit viel­leicht noch nicht einmal an die garan­tierte Normal­leis­tung heran­zukommen, sollte unbe­dingt nach­messen - und zwar mit dem Programm Breit­band­mes­sung der Bundes­netz­agentur, das für Windows, MacOS und Linux verfügbar ist.

Wichtig: Für die Messung muss der Computer per Netz­werk­kabel (LAN-Kabel) an den Router ange­schlossen werden. Eine WLAN-Verbin­dung würde das Mess­ergebnis verfäl­schen.

So wird rechts­sicher gemessen

Zunächst sollte die Messung ein paar Mal an verschie­denen Tagen wieder­holt werden. Zeichnet sich dann ab, dass die Inter­net­lei­tung grund­sätz­lich zu wenig Speed liefert, sollte man eine rich­tige Mess­kam­pagne starten, mit der das zu lang­same Tempo rechts­sicher nach­gewiesen werden kann. Auch das ermög­licht die Breit­band-App der Bundes­netz­agentur.

Für die Kampagne braucht es 30 Einzel­mes­sungen binnen 14 Tagen, verteilt auf drei verschie­dene Wochen­tage, mit jeweils mindes­tens einem Tag Pause dazwi­schen. Das Programm führt Schritt für Schritt durch jede Messung, erklärt alles Notwen­dige, misst und spei­chert alle rele­vanten Daten und stellt am Ende fest, ob eine "erheb­liche, konti­nuier­liche oder regel­mäßig wieder­keh­rende" Tempo­abwei­chung vorliegt.

Mindern oder kündigen

Ist das der Fall, erhält man über das Programm ein offi­zielles, von der Bundes­netz­agentur signiertes Mess­pro­tokoll im PDF-Format. Damit ist es möglich, dem Anbieter gegen­über eine zu geringe Leis­tung nach­zuweisen und seine Rechte geltend zu machen.

Man kann entweder den Preis für den Anschluss mindern oder auch den Anschluss vorzeitig ganz kündigen. Die Verbrau­cher­zen­tralen betreiben hierzu einen Minde­rungs-Rechner. Wie das alles genau funk­tio­niert, erklären wir auf einer sepa­raten Ratge­ber­seite.

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