Deloitte: Deutschland hängt beim Breitbandausbau hinterher
Die Geschwindigkeit privater Internetverbindungen in Deutschland ist im westeuropäischen Vergleich einer Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte zufolge besonders langsam.
Unter den sieben bevölkerungsreichsten
Ländern Westeuropas schnitt Deutschland nach den
veröffentlichten Ergebnissen der Unternehmensberatung am
schlechtesten ab. Nur 27 Prozent der 2000 Befragten aus der
Bundesrepublik gaben demnach an, dass sie mit einer Bandbreite von
mindestens 250 Megabit pro Sekunde (MBit/s) surfen. Beim
Spitzenreiter Spanien sei dieser Anteil mehr als doppelt so groß.
Wie gut wird die Internetqualität von Nutzern in Europa empfunden? Das wollte Deloitte wissen
Foto: Picture Alliance/dpa
Probleme mit Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit
Nicht nur die Geschwindigkeit der Internetverbindungen ist in Deutschland vergleichsweise schlechter, auch mit der Zuverlässigkeit ihres Anschlusses haben Menschen in Deutschland der Umfrage zufolge am häufigsten zu kämpfen. Knapp ein Drittel der Befragten habe mindestens einmal im Monat Verbindungsprobleme. Somit liege Deutschland auch hierbei auf dem letzten Platz, konstatieren die Unternehmensberater.
Allerdings fallen die Unterschiede zwischen den verglichenen Ländern bei den Verbindungsproblemen deutlich geringer aus. Frankreich führt den Vergleich zwar an, aber auch dort hat rund ein Viertel der Befragten mindestens einmal im Monat Schwierigkeiten mit dem Anschluss.
Drei Viertel sind mit DSL-Anbieter zufrieden
Dennoch seien über drei Viertel der Befragten in Deutschland mit ihrem DSL-Anbieter zufrieden, heißt es in den Umfrageergebnissen. Die Zufriedenheit ist also nicht viel geringer als bei denen, die schon über einen Glasfaseranschluss verfügen (84 Prozent).
Die Unternehmensberater vermuten, dass schnellere Übertragungsraten sich für viele Anwendungen bislang nicht ausspielen ließen und deshalb für die Nutzer keinen großen Unterschied machten.
Wer wurde befragt?
Für die repräsentative Umfrage wurden laut Deloitte rund 13.000 Teilnehmer aus den sieben bevölkerungsreichsten Ländern Westeuropas online zu ihren Interverbindungen befragt. 2000 Teilnehmer entfielen dabei auf Deutschland.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Deutschland ist zerteilt: Es gibt Regionen und Orte, wo es nur langsames Internet gibt, und eine Änderung ist so schnell nicht in Sicht. Es gibt Städte, wo 1 GBit/s und mehr buchbar sind, mitunter zu hohen Preisen.
Insgesamt kommt der Netzausbau kommt endlich voran, aber die Buchungsquote von schnellen Anschlüssen ("Take up Rate") bleibt hinter den Erwartungen zurück, weil die Kunden - von der wirtschaftlichen Situation gebeutelt - sich fragen: "Brauch ich wirklich mehr Tempo?" Dort, wo vergleichbare Preise für einen neuen Anschluss per Glasfaser wie bisher per Kupfer-DSL möglich sind, wird das sicher gebucht. Beim Internet über Koaxkabel ist eine gewisse Skepsis angebracht: Wie stabil ist das Angebot am Ende wirklich? Auch hier kann der Preis viele Skeptiker überzeugen.
Angebote über Glasfaser zu monatlichen Preisen im fast dreistelligen Bereich, wie sie hier und da aufgerufen werden, sind für Privatkunden kaum bezahlbar. Viele kleine und neue Glasfaser-Anbieter stecken in einem Dilemma, weil ihre Finanzinvestoren ihnen im Nacken sitzen, die schnell Erfolge sehen wollen.
Konservative Kunden möchten bei ihrem bewährten Anbieter bleiben und scheuen deshalb den Wechsel, weil er oft deutliche Nachteile hat (z.B. bei Anrufen zu Mobilfunk) oder weil sie Ärger durch endlose Baustellen mit Lärm und Dreck befürchten.
Regelmäßig berichten wir über den Glasfaserausbau im Land.