Breitbandausbau

Ahrtal: Nach der Zerstörung kommt die Glasfaser

Die Telekom errichtet im Ahrtal eine neue Vermitt­lungs­stelle, die zwei alte ersetzt. Das neue Multi­funk­tions­kabi­nett ist ausschließ­lich für Glas­faser ausge­legt.
Von Marc Hankmann

"Als das Wasser abge­flossen war, stand der Schlamm hier knapp 30 bis 50 Zenti­meter hoch", erin­nert sich Telekom-Projekt­leiter Michael Guthart. Über ein Provi­sorium konnten eine Woche nach der Kata­strophe die ersten Bewohner wieder online gehen. Sowohl die alte Vermitt­lungs­stelle als auch das Provi­sorium haben nun ausge­dient. Die Telekom hat eine Multi­funk­tions­kabine (MUK) errichtet, die zwei Vermitt­lungs­stellen ersetzen wird. "Das ist der Ersatz für Altenahr und Ahrbrück", sagt Guthart. Die Hard­ware ist kompakter geworden, denn es ist die erste Vermitt­lungs­stelle, die ausschließ­lich für Glas­faser­ver­bin­dungen konzi­piert wurde. Damit diese vor einer etwa­igen neuen Flut geschützt ist, vermied die Telekom weitest­gehend Querungen der Ahr. Außerdem steht die MUK in Hang­lage, gesi­chert durch Drai­nagen und eine Hang­siche­rung, damit Wasser abfließen kann.

Noch ist der Wieder­aufbau im Ahrtal nicht abge­schlossen. Die Telekom errichtet weiterhin Glas­faser­anschlüsse für die Bewohner der betrof­fenen Gemeinden. Das Unter­nehmen mit Sitz in Bonn ist darüber hinaus einer von zahl­rei­chen Netz­betrei­bern, die auch in Berlin aktiv sind. In Köpe­nick, Neukölln und Gesund­brunnen hat die Telekom inzwi­schen mit den Ausbau­arbeiten begonnen. Es entstehen Glas­faser­anschlüsse für insge­samt knapp 45.000 Haus­halte. Nach Angaben des Unter­neh­mens sollen die Bauar­beiten "nur wenige Monate dauern".

Dort, wo der Glas­faser­ausbau nicht eigen­wirt­schaft­lich gestemmt werden kann, greift der Staat den ausbau­enden Kommunen und Tele­kom­muni­kati­ons­unter­nehmen unter die Arme - so wie in Stral­sund, wo die Telekom unter­ver­sorgte Teil­bereiche erschließt. Der Ausbau soll rund 1,6 Millionen Euro kosten. Der Bund bezu­schusst das Projekt mit 767.000 Euro, der Land­kreises Vorpom­mern-Rügen gibt etwa 255.000 Euro dazu, um die Region Stral­sund flächen­deckend mit High­speed-Internet zu versorgen. Im kommenden Jahr sollen die Bauar­beiten abge­schlossen sein.

Nieder­sachsen schließt Koope­ration mit weiterem TK-Unter­nehmen ab

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (l.) und GVG-Glasfaser-Geschäftsführer Thorsten Fellmann mit der Kooperationsvereinbarung Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (l.) und GVG-Glasfaser-Geschäftsführer Thorsten Fellmann mit der Kooperationsvereinbarung
Foto: Wirtschaftsministerium Niedersachsen
Der Staat fördert den Glas­faser­ausbau auch auf andere Weise: So hat das Land Nieder­sachsen eine Koope­ration mit der GVG Glas­faser abge­schlossen. Das Unter­nehmen ist bereits in den Land­kreisen Diep­holz und Osna­brück tätig. In der Verein­barung beab­sich­tigt die GVG, in Nieder­sachsen bis Ende 2025 bis zu 50.000 weitere Haus­halte mit FTTH zu erschließen, davon 30.000 im eigen­wirt­schaft­lichen Ausbau. Das Land sorgt seiner­seits für opti­male Rahmen­bedin­gungen, etwa mit Blick auf Geneh­migungs­ver­fahren und einer effi­zienten Verzah­nung des eigen­wirt­schaft­lichen und geför­derten Glas­faser­aus­baus.

Eine enge Abstim­mung mit den Kommunen sucht auch die NetCom BW. Die EnBW-Tochter hat in Zusam­men­arbeit mit der Stadt Hütt­lingen im Ostalb­kreis ein "groß­ange­legtes Ausbau­pro­jekt" für den Bau eines flächen­deckenden Glas­faser­netzes für 1500 Haus­halte auf den Weg gebracht, wie das Unter­nehmen mitteilt. Im gesamten Gemein­dege­biet star­tete Anfang April 2024 die Vorver­mark­tung. NetCom BW benö­tigt eine Abschluss­quote von 40 Prozent. Das heißt, die Bagger werden in Hütt­lingen nur kommen, wenn mindes­tens 600 der 1500 Haus­halte eine Anbin­dung an das neue Glas­faser­netz in Auftrag geben. Westconnect will ab Anfang 2025 ein Glasfasernetz in Rieden in der Eifel errichten. Im Münsteraner Stadtteil St. Mauritz hat das Unternehmen bereits mit dem Netzbau begonnen Westconnect will ab Anfang 2025 ein Glasfasernetz in Rieden in der Eifel errichten. Im Münsteraner Stadtteil St. Mauritz hat das Unternehmen bereits mit dem Netzbau begonnen
Foto: Westconnect
Eine solche Quote hat West­con­nect in Rieden in der Eifel bereits erreicht. Anfang 2025 soll der Glas­faser­ausbau im 1250 Einwohner zählenden Städt­chen beginnen. "Sicher­lich haben wir uns alle einen schnel­leren Ausbau gewünscht, aber die Perso­nal­kapa­zitäten im Stra­ßenbau lassen dies leider nicht zu", erklärt Orts­bür­ger­meister Andreas Doll. Dagegen konnte West­con­nect im Müns­teraner Stadt­teil St. Mauritz den offi­ziellen Spaten­stich feiern.

Für Münster gilt fast das Gleiche wie für Berlin: Neben West­con­nect sind noch etliche weitere TK-Unter­nehmen mit dem Bau von Glas­faser­netzen beschäf­tigt. Es droht ein unwirt­schaft­licher Doppel­ausbau.

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