Neues Glasfaserkabel verbindet Deutschland mit Skandinavien
Das Kabel besteht aus 96 Glasfaserpaaren, die über eine Gesamtbandbreite von über 3000 Terabit pro Sekunde verfügen. Das entspricht dem gleichzeitigen Streamen von einer Milliarde Netflix-Videos. Auf 800 Kilometern Länge führt das Glasfaserkabel durch die Ostsee. Um es durch den Meeresboden vor der Insel Rügen Ende November 2023 an Land zu führen, mussten mehr als 200 Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg aus der Ostsee entfernt werden. Eine Fläche von 1300 Quadratkilometern wurde zudem nach möglichen archäologischen Funden abgesucht. Allein das kostete GlobalConnect vier Millionen Euro. Insgesamt investierte das Unternehmen 60 Millionen Euro für den Bau der Glasfaserverbindung, der drei Jahre andauerte.
Auf 800 Kilometern wurde das neue Glasfaserkabel in den Meeresboden der Ostsee vergraben. Insgesamt kostet die neue Verbindung zwischen Skandinavien und Deutschland 60 Millionen Euro.
Foto: GlobalConnect
„Der größte Teil der digitalen Infrastruktur zwischen Schweden und Deutschland ist 20 Jahre alt, und die wenigen vorhandenen Kabel verfügen nur über eine begrenzte Kapazität für diese wachsende Nachfrage“, sagt GlobalConnect-CEO Martin Lippert. Für ihn ist die neue Verbindung die Grundlage für Unternehmen in Europa, in klimafreundliche skandinavische Rechenzentren zu investieren. Außerdem sieht Lippert darin auch für Deutschland die Chance, die Digitalisierungsversäumnisse in Wirtschaft, Behörden und Schulen nachzuholen. „Damit legen wir eine wichtige infrastrukturelle Grundlage“, sagt Christoph Völkel, Geschäftsführer von GlobalConnect in Deutschland.
Deutsche GigaNetz und Rheinland-Pfalz mit Absichtserklärung
Um den Rückstand aufzuholen, sind etliche Telekommunikationsunternehmen im Glasfaserausbau tätig. Mitte März 2024 feierte envia TEL den symbolischen Spatenstich für den Ausbau im Erzgebirgskreis. Die Arbeiten starteten in Niederdorf, das zum Cluster 1 gehört. Dazu zählen auch Lugau, Niederdorf und Zwönitz. Die südwestlichen Ausbaugebiete (Cluster 5 und 6) folgen voraussichtlich im zweiten Quartal 2024. Von dem Ausbau der envia TEL profitieren 29.000 Haushalte, Schulen, Krankenhäuser und Unternehmen in 21 Kommunen des Erzgebirgskreises. „Bund und Freistaat fördern diesen Ausbau für eine zukunftsweisende und vernetzte Region mit 118,2 Millionen Euro“, erklärte Sachsens Digitalminister Martin Dulig anlässlich des Spatenstichs in Niederdorf.
Symbolischer Spatenstich zum Start des Glasfaserausbaus im Erzgebirgskreis (v. l. n. r.): Rico Anton (Landrat Erzgebirgskreis), Patrick Kather (Vorstand Vertrieb envia Mitteldeutsche Energie AG), Martin Dulig (Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Freistaat Sachsen), Haiko Rennert (Geschäftsführer envia TEL GmbH) und Stephan Weinrich (Bürgermeister Gemeinde Niederdorf)
Foto: envia TEL
Auch Duligs Kollege aus Rheinland-Pfalz, Digitalisierungsminister Alexander Schweitzer, hat gute Neuigkeiten: Er unterzeichnete eine Absichtserklärung mit der Deutschen GigaNetz. Das Unternehmen will bis Ende 2030 215.000 Haushalte in Rheinland-Pfalz eigenwirtschaftlich mit Glasfaser versorgen. Dafür trat die Deutsche GigaNetz dem Netzbündnis und der Gigabit-Charta für Rheinland-Pfalz bei. Kurzfristig sollen rund 12.000 Glasfaseranschlüsse bis ins Gebäude realisiert werden, teilt das Digitalministerium mit.
TNG zieht sich aus drei Gemeinden in Hessen zurück
Auch in Bayern geht der Glasfaserausbau voran. Leonet wird den Markt Ruhstorf im Landkreis Passau und fünf seiner Ortsteile mit Glasfaser erschließen. Die Vorvermarktung erbrachte die erforderliche Zahl an Vorverträgen, damit sich der Ausbau für das bayerische TK-Unternehmen rentiert. Gleiches erhofft sich Leonet von den Gemeinden Reichertsheim und Kirchdorf, mit denen das Unternehmen eine Kooperationsvereinbarung für den Glasfaserausbau abgeschlossen hat. Unterschrieben wurde auch im oberbayerischen Penzberg. Dort wird M-net das Glasfasernetz der P-KOM, einem Tochterunternehmen der Stadtwerke Penzberg (SWP), nutzen, um eigene Internet-, Telefon- und TV-Produkte zu vermarkten. Dafür haben beide Unternehmen, die bereits seit 2018 zusammenarbeiten, eine Open-Access-Vereinbarung unterzeichnet. Davon profitieren derzeit 2500 Haushalte. Die SWP werden darüber hinaus das Glasfasernetz in den kommenden Jahren weiter ausbauen.
André Behre (Vorstand Stadtwerke Penzberg), Michael Futterknecht (Geschäftsführer P-KOM), Markus Niedermeier (Technischer Geschäftsführer M-net), Florian Wengert (Prozess- und Projektkoordinator M-net) und Dr. Oliver Baumann (Abteilungsleiter Expansion M-net) bei der Unterzeichnung der Open-Access-Vereinbarung (v. l. n. r.)
Foto: M-net
Keine guten Nachrichten gibt es hingegen für drei hessische Gemeinden, aus denen sich das Kieler TK-Unternehmen TNG zurückzieht. Betroffen sich die Orte Hohenroda, Schenklengsfeld und Haunetal. Inzwischen sind dort auch die Deutsche Telekom sowie Goetel aktiv, sodass das Projekt für TNG nicht mehr wirtschaftlich abbildbar ist. Bereits abgeschlossene Verträge würden ohne Aufwand für die Kunden storniert, teilt das Unternehmen mit. Insofern Goetel und Telekom für einen flächendeckenden Glasfaserausbau sorgen, kämen die Bewohner der drei Gemeinden mit einem blauen Auge davon.
Der Überbau von Glasfasernetzen, wie er in den drei hessischen Gemeinden passiert, ist Teil einer heftigen Diskussion zwischen der Telekom und ihren Wettbewerbern. Was ist dran am Überbau?