Breitbandausbau

Glasfaser: Wo die neuen Netze entstehen

Die bislang milden Winter­tem­pera­turen sorgen dafür, dass die Unter­bre­chungen wegen Frost im Glas­faser­ausbau nur von kurzer Dauer sind. Die Netz­betreiber lassen die Bagger weiter rollen, um private und gewerb­liche Haus­halte mit FTTH-Anschlüssen zu versorgen.
Von Marc Hankmann

Das ist unter anderem der West­con­nect geschuldet. Als Toch­ter­unter­nehmen des Ener­gie­riesen E.ON ist das Ruhr­gebiet sowie die Rhein­schiene quasi ein Heim­spiel für West­con­nect. In den Greven­broi­cher Orts­teilen Neurath und Südstadt begann der Netz­betreiber Anfang Februar 2024 mit der Vermark­tung. Mitte Februar wurde in Bönen der symbo­lische Spaten­stich gefeiert und ab dem 1. März 2024 soll die Vermark­tung in Herne Crange starten. Darüber hinaus ist West­con­nect auch in und am Rande der Eifel tätig, wie etwa in Baasem, Schmidt­heim, Bell, Alflen, Aude­rath, Bern­dorf, Kobern-Gondorf, Kaschen­bach und Alsdorf.

Westconnect ist insbesondere zwischen Ruhr und Rhein sowie in der Eifel tätig. So startete die E.ON-Tochter unter anderem in Alflen, Auderath, Berndorf, Kobern-Gondorf, Kaschenbach und Alsdorf die Vorvermarktung. Westconnect ist insbesondere zwischen Ruhr und Rhein sowie in der Eifel tätig. So startete die E.ON-Tochter unter anderem in Alflen, Auderath, Berndorf, Kobern-Gondorf, Kaschenbach und Alsdorf die Vorvermarktung.
Foto: Westconnect
Nörd­lich von der Eifel liegt das Bergi­sche Land, und dort an der Wupper die Stadt Wuppertal, in der Green­fiber mit Förder­gel­dern insge­samt rund 2000 FTTH-Anschlüsse erstellt. Etwa die Hälfte davon ist bereits fertig. Anfang März 2024 sollen die ersten Kunden ans Netz gehen. Von der 300 Kilo­meter langen Trasse wurden bislang 111 Kilo­meter fertig­gestellt. Ohne weitere Förde­rung wird Green­fiber nicht voran­kommen. Der Antrag ist gestellt, eine Antwort ist bislang aber ausge­blieben. Um Wupper­taler Gewer­bege­biete kümmert sich 1&1 Versatel. Sie will in sieben Gebieten mit 560 Unter­nehmen Glas­faser verlegen. Auch in Bremen plant 1&1 Versatel einen Glas­faser­ausbau für sechs Gewer­bege­biete mit insge­samt 460 Unter­nehmen.

Telekom erwei­tert Ausbau in Nord­hausen und über­baut Leonet

Von Bremen aus in Rich­tung Norden gelangt man in den Land­kreis Fries­land. Landrat Sven Ambrosy hat Anfang Februar 2024 mit Glas­faser Nord­west eine Koope­rati­ons­ver­ein­barung unter­zeichnet. Das Joint Venture von Telekom und EWE ist bereits seit 2021 im Land­kreis in 18 Ausbau­gebieten mit 27.000 Haus­halten aktiv. Die Koope­ration soll den Glas­faser­ausbau beschleu­nigen. Dafür will der Land­kreis Geneh­migungs­ver­fahren verschlanken und die Zusam­men­arbeit zwischen Glas­faser Nord­west und den Kommunen unter­stützen.

Landrat Sven Ambrosy (links) und Andreas Mayer, Geschäftsführer Glasfaser Nordwest, unterschreiben eine Kooperationsvereinbarung, um den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau im Landkreis Friesland voranzutreiben Landrat Sven Ambrosy (links) und Andreas Mayer, Geschäftsführer Glasfaser Nordwest, unterschreiben eine Kooperationsvereinbarung, um den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau im Landkreis Friesland voranzutreiben
Foto: Landkreis Friesland
Die Telekom selbst kündigte im thürin­gischen Nord­hausen an, den bereits 2022 begonnen Glas­faser­ausbau zu erwei­tern. Bislang wurden 4400 Haus­halte ange­schlossen. Die Erwei­terung soll dafür sorgen, dass in Zukunft weitere 13.680 Haus­halte über Glas­faser im Internet surfen können. Die Ausbau­arbeiten sollen laut Telekom in diesem Jahr beginnen.

Weniger erfreut über die Anwe­sen­heit der Telekom ist Lenoet. Der baye­rische Netz­betreiber baut in Bad Neustadt an der Saale Glas­faser­netze und koope­riert dabei mit der Kommune, sodass keines der bereits vorhan­denen Glas­faser­netze über­baut wird. Vom Ausbau durch Leonet profi­tieren 5100 Haus­halte in Bad Neustadt a. d. S. Nun will auch die Telekom im Stadt­teil Brend­lorenzen ein Glas­faser­netz errichten und damit Leonet über­bauen. Geschäfts­führer Martin Naber vergleicht das Vorgehen der Telekom mit einem Elefanten im Porzel­lan­laden. „Denn mit der Ankün­digung wird das gemein­same Projekt von Land­kreis und Leonet direkt torpe­diert", erklärt Naber und spricht weiter von einer Verschwen­dung von volks- und betriebs­wirt­schaft­lichen sowie ökolo­gischen Ressourcen. „Wir bieten der Telekom an, eigene Inter­net­dienste über unser Glas­faser­netz anzu­bieten“, sagt Naber. Sollten die Bonner nicht darauf eingehen, müsste Leonet den geplanten Ausbau in Bad Neustadt a. d. S. hinsicht­lich seiner Wirt­schaft­lich­keit noch einmal über­prüfen.

OXG und Tele Columbus mit neuen Koope­rationen

Im hessi­schen Schrecks­bach ist der Überbau kein Thema. Im Gegen­teil, Bürger­meister Andreas Schult­heis ist schlicht verwun­dert. „Mit einem so zügigen und sorg­fäl­tigen Ausbau hatten wir nicht gerechnet, vor allem bei einem Infra­struk­tur­pro­jekt dieser Größe“, sagt Schult­heis. Die TNG hat in Schrecks­bach am 1. Februar 2024 das Glas­faser­netz in Betrieb genommen. Fast zwei Drittel der versorgten Haus­halte (65 Prozent) sind nach Angaben des Netz­betrei­bers bereits ange­schlossen. Nachdem die ersten Anschlüsse frei­geschaltet wurden, erfolgt in den kommenden Wochen sukzes­sive auch die Akti­vie­rung der Anschlüsse in Holz­burg, Rölls­hausen und Salms­hausen. Damit versorgt das TNG die Gemeinde Schrecks­bach nahezu flächen­deckend.

Fast zwei Drittel der Haushalte in Schrecksbach sind erschlossen. Am 1. Februar 2024 nahm Netzbetreiber TNG zusammen mit Vertretern der Gemeinde das Netz in Betrieb. Fast zwei Drittel der Haushalte in Schrecksbach sind erschlossen. Am 1. Februar 2024 nahm Netzbetreiber TNG zusammen mit Vertretern der Gemeinde das Netz in Betrieb.
Foto: TNG Stadtnetz GmbH
Nicht ganz so groß sind die Pläne von OXG für Weißen­fels. Von den 35.000 Haus­halten der bevöl­kerungs­reichsten Stadt im Burgen­land­kreis in Sachsen-Anhalt will das Joint Venture von Voda­fone und Altice für 14.000 Haus­halte Glas­faser­anschlüsse bauen. Das Projekt befindet sich zurzeit in der Planungs­phase. Ab dem kommenden Sommer sollen die Bagger anrollen. Glas­faser­anschlüsse will OXG auch für die Immo­bilien der Wohn­bau­gesell­schaft Zittau errichten. Davon sollen 1600 Wohn­ein­heiten profi­tieren.

Eine weitere Koope­ration mit einer Wohn­bau­gesell­schaft schloss Tele Columbus mit der Berliner Hilfs­werk-Sied­lung GmbH (HWS) ab, dem Immo­bili­enun­ter­nehmen der Evan­geli­schen Kirche Berlin-Bran­den­burg-schle­sische Ober­lau­sitz. Bislang versorgte Tele Columbus 6000 Wohn­ein­heiten der HWS über sein Kabel­netz mit Fern­sehen, Tele­fonie und Internet. Weitere 1500 Wohnungen kommen durch die Koope­ration hinzu. Das Kabel­netz soll nun aufge­rüstet werden, um den Mietern auch Gigabit-Geschwin­dig­keiten bieten zu können. Auf lange Sicht plant Tele Columbus den Voll­ausbau mit Glas­faser.

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