Breitbandausbau

Glasfaserausbau: Rückt die Marktkonsolidierung näher?

Seit geraumer Zeit wird über eine Konso­lidie­rung im Glas­faser­markt speku­liert. Den ersten zwei Pleiten folgten jedoch keine weiteren. Nun verkauft die Deut­sche Giga Access (DGA) sechs Glas­faser­netze an West­con­nect und GVG Glas­faser baut Stellen ab.
Von Marc Hankmann

Wie das Fach­magazin Cable!vision Europe berichtet, müssen 110 von 450 Mitar­bei­tern bis Ende April 2024 bei der GVG ihren Arbeits­platz räumen. Als Ursa­chen für diese betriebs­bedingten Kündi­gungen nennt die GVG das verän­derte wirt­schaft­liche Umfeld: Auf der einen Seite sind die Kosten für den Netzbau gestiegen, auf der anderen die Zinsen, was die Finan­zie­rung der Baukosten unter Druck setzt. Als Folge konzen­triert sich die GVG zunächst auf die Fertig­stel­lung bereits laufender Ausbau­pro­jekte. Die Vermark­tung neuer Glas­faser­netze werde laut Cable!vision Europe ausge­setzt. Mitte Januar 2024 wurde berichtet, dass auch die Deut­sche Glas­faser aus Kosten­gründen 100 von insge­samt rund 2000 Arbeits­plätzen abbaut. Miroslav Broser (Westconnect-Manager für regionale Kooperationen), Sandra Zeh (Dezernentin für Personal, Digitalisierung und Wirtschaft der Stadt Wuppertal) sowie Wuppertals Bürgermeister Uwe Schneidewind und Westconnect-Geschäftsführer Matthias Krause (v.l.n.r.) unterzeichnen die Absichtserklärung für den Glasfaserausbau Miroslav Broser (Westconnect-Manager für regionale Kooperationen), Sandra Zeh (Dezernentin für Personal, Digitalisierung und Wirtschaft der Stadt Wuppertal) sowie Wuppertals Bürgermeister Uwe Schneidewind und Westconnect-Geschäftsführer Matthias Krause (v.l.n.r.) unterzeichnen die Absichtserklärung für den Glasfaserausbau
Foto: Westconnect
Der GVG-Partner Deut­sche Giga Access (DGA) trennt sich zwar nicht von Mitar­bei­tern, dafür aber von Glas­faser­netzen. Die West­con­nect kauft der DGA ihre Netze in Nord­rhein-West­falen, Rhein­land-Pfalz und Nieder­sachsen ab – in den Bundes­län­dern, in denen die EON-Tochter selbst aktiv ist. Zum Preis wurde auch hier nichts genannt. Konkret geht es um die Netze in Emmels­hausen, Geseke, Haren und Warstein sowie in den Verbands­gemeinden Langen­lons­heim und Sprend­lingen-Gensingen. Die Gesamt­länge der Glas­faser­netze beträgt rund 250 Kilo­meter. An sie sind über 20.000 Wohn­ein­heiten ange­schlossen. Für sie entsteht durch die Über­nahme jedoch kein Hand­lungs­bedarf. Bereits zuvor wurden die Kunden auch mit den West­con­nect-Produkten der Marke E.ON High­speed versorgt.

Vor rund einem Jahr stri­chen mit helloFiber und Glas­faser Direkt zwei Netz­betreiber die Segel und auch damals wurde über eine Markt­kon­soli­die­rung speku­liert. Aller­dings blieb sie bislang aus. Die Inves­toren rech­neten damals nicht mit einer Plei­tewelle. Derweil vergrö­ßert West­con­nect die Netz­abde­ckung auch orga­nisch. In einer Absichts­erklä­rung hat sich die EON-Tochter bereit­erklärt, in Wuppertal 160.000 Wohn­ein­heiten mit Glas­faser zu versorgen. Die Vermark­tung soll am 1. April 2024 starten.

Glas­faser Nord­west und Telekom erwei­tern Abde­ckung

Auch andere Netz­betreiber arbeiten an der Auswei­tung ihrer Netz­abde­ckung. In der Gemeinde Südbrook­mer­land will Glas­faser Nord­west ein FTTH-Netz für 4500 Haus­halte errichten. Ebenso soll ein Netz in glei­cher Größe in Porta West­falica entstehen. Die Vermark­tung läuft bereits seit dem 1. Februar 2024. Seit einem Jahr ist das Joint Venture der Deut­schen Telekom und EWE in Lage aktiv. Zu den Ausbau­gebieten in Lage Nord (4400 Haus­halte) und Lage Süd (3200 Haus­halte) kommt nun auch Lage Mitte mit weiteren 3200 Haus­halten hinzu. Ab Mai 2024 soll die Vermark­tung beginnen. "Mit 1" haben wir in Lage, neben den Vermark­tungs­part­nern EWE und Telekom, schon bald einen weiteren flächen­deckenden Anbieter auf unserem Netz", sagt Carsten Höfing­hoff, Projekt­manager Kommu­nales und Politik bei Glas­faser Nord­west. Thilo Höllen, Senior Vice President Breitbandkooperationen Telekom Deutschland und Rolf Hoffmann, geschäftsführender Gesellschafter von Kabel + Sat Bergen (l.) besiegeln die erste Kooperation der Telekom für ein gefördertes FTTH-Netz eines Zweckverbands Thilo Höllen, Senior Vice President Breitbandkooperationen Telekom Deutschland und Rolf Hoffmann, geschäftsführender Gesellschafter von Kabel + Sat Bergen (l.) besiegeln die erste Kooperation der Telekom für ein gefördertes FTTH-Netz eines Zweckverbands
Foto: Deutsche Telekom
Die Telekom selbst verkün­dete in den vergan­genen Wochen eben­falls weitere Glas­faser­pro­jekte. Auf Rügen gibt es sogar ein Novum. Die Koope­ration zwischen Telekom und der Kabel + Sat Bergen über das mit Förder­mit­teln errich­tete FTTH-Glas­faser­netz des Zweck­ver­bands Wasser­ver­sor­gung und Abwas­ser­behand­lung Rügen (ZWAR) ist die erste Zusam­men­arbeit der Telekom mit einem Netz­pächter, die auf einem geför­derten FTTH-Netz eines Zweck­ver­bandes aufsetzt. Das Netz soll rund 11.000 Haus­halte mit High­speed-Internet versorgen. Außerdem kündigte die Telekom an, in Berlin über 17.500 Glas­faser­anschlüsse bauen zu wollen. Konkret geht es um die Bezirke Mitte (6400 Haus­halte), Weißensee (5645 Haus­halte) und Fried­richs­hagen (5500 Haus­halte).

NetCom BW wird in der Gigabit-Region der Telekom aktiv

Auch die Telekom-Wett­bewerber schlafen nicht, selbst in Gebieten, in denen die Bonner stark vertreten sind. Die EnBW-Tochter NetCom BW will zusammen mit der OEW Breit­band GmbH und der Komm.Pakt.Net über 8000 Glas­faser­anschlüsse im Land­kreis Reut­lingen erschaffen. Der Kreis gehört zur Gigabit-Region Stutt­gart, für die die Telekom Glas­faser­netze baut. Konkret geht es um die Gemeinden Eningen unter Achalm, Plie­zhausen, Wann­weil, Dettingen an der Erms, Graben­stetten, Hülben und St. Johann sowie um die Städte Bad Urach und Pful­lingen. Auch Green­fiber arbeitet in Wülfrath mit einem Partner. Zusammen mit den hiesigen Stadt­werken hat der Netz­betreiber nun die ersten 200 Kunden aktiv geschaltet. Insge­samt sollen noch weitere 2200 Haus­halte ange­schlossen werden. Dafür ist bereits ein Viertel der Trasse verlegt und ein Drittel der Haus­anschlüsse reali­siert worden. Noch schneit es in Neu-Eichenberg. Aber im März soll der Netzausbau beginnen. Darauf freuen sich Goetel-Projektleiter Kommunalvertrieb Arian Rink, Goetel-Regionalleiter Kommunalvertrieb Elmar Drefs, Gemeindebürgermeister Marcus Stolle, Gemeindemitarbeiterin Ann-Katrin Bergner sowie Herr Pires und Herr Amorin von der Baufirma Coof und Goetel-Bauleiter Steven Born (v.l.n.r.) Noch schneit es in Neu-Eichenberg. Aber im März soll der Netzausbau beginnen. Darauf freuen sich Goetel-Projektleiter Kommunalvertrieb Arian Rink, Goetel-Regionalleiter Kommunalvertrieb Elmar Drefs, Gemeindebürgermeister Marcus Stolle, Gemeindemitarbeiterin Ann-Katrin Bergner sowie Herr Pires und Herr Amorin von der Baufirma Coof und Goetel-Bauleiter Steven Born (v.l.n.r.)
Foto: Goetel/Felix Kadèra
Von den Netz­anschlüssen ist Goetel in Neu-Eichen­berg noch etwas entfernt. Hier sollen im März 2024 die Bagger der Tief­bau­firma Coof anrollen. "Wir werden in ganz Neu-Eichen­berg ein flächen­deckendes Glas­faser­netz bauen", erklärt Goetel-Regio­nal­leiter Kommu­nal­ver­trieb Elmar Drefs. In Ehlen beginnt der Netz­betreiber mit der Baupla­nung und in Bad Sooden-Allen­dorf konnte Goetel im Stadt­teil Hilgers­hausen die notwen­dige Teil­neh­mer­quote von 40 Prozent errei­chen, um mit dem Glas­faser­ausbau beginnen zu können. In den übrigen acht Stadt­teilen und in der Kern­stadt wirbt Goetel noch um weitere Anträge.

Pikantes Detail: Als der Rückzug des Netz­betrei­bers helloFiber bekannt wurde, prüfte die GVG eine Über­nahme der Glas­faser­netze der Liberty-Global-Tocher.

Mehr zum Thema Glasfaser