Benutzer Kai Petzke schrieb:
Benutzer 7VAMPIR schrieb:
Früher habe ich oft und gerne Busse rausgelassen in der Gewissheit sie an der nächsten Haltestelle wieder los zu werden.
Heute weiss ich, dass der laaaange vor mir bleibt und ich nicht nur ertragen muss wie langsam der fährt (was eigentlich noch das kleinste Problem ist) sondern auch jedesmal warten muss,
wenn der Riesenkasten (meist leer) nicht um die Ecke passt und ich eben an JEDER Haltestelle auswarten soll bis das Fahrgeschäft erledigt ist.
Unter diesen Umständen vermeide ich tunlichst hinter einen BUS zu geraten. Rauslassen gibts nicht mehr.
Und jetzt stellen Sie sich vor, es gibt plötzlich viermal mehr Busse, weil die Bahn abgeschafft wird. Das wäre dann doch endgültig der Horror pur! Selbst, wenn man an den Haltestellen viele neue Busbuchten baut, wie Sie das gerne hätten, werden die Busse zwischen den Haltestellen die Straße verstopfen.
Einerseits ist natürlich richtig, dass Verkehrsverlagerungen von Bahn auf Bus die Verkehrsmenge auf der Strasse erhöhen.
Tut man jedoch etwas den Verkehrsfluss auf den Strassen zu verbessern, wäre er gegenüber dem jetzigen Zustand immer noch besser. Wohlgemerkt, ich erwarte nicht den teueren und aufwändigen Strassenneubau. Als Erstmassnahme sollten überflüssige und teilweise gefährliche Hindernisse entfernt werden.
Typisch sind zB Inseln oder trapezförmig gestaltete enge Durchfahrten, die die Geschwindigkeit reduzieren sollen.
Oft sind diese mit einem einzelnen Schild gekennzeichnet aber mehrmals so breit wie dieses. Wer ortsunkundig bei Dunkelheit, Regen, oder einer leichten Schneeschicht dorthin kommt und die Grösse und Lage dieser Insel nicht "auswendig" kennt, ist selbst bei angepasster Geschwindigkeit in Lebensgefahr. Ebenso jeder der sich in der Nähe befindet.
Aber selbst wenn wir akzeptieren würden, dass Raser zu niedrigeren Geschwindigkeiten veranlasst werden sollen, müssen wir doch bedenken, dass diese "Todesstrafe für Raser" und natürlich alle in der Nähe wohl doch das Ziel (mehr Sicherheit) verfehlt.
Dadurch, dass letztlich Weg für LKW und BUS geschaffen werden muss, ist genug Platz, dass Raser sich dennoch beliebig austoben können.
Es wird eben nur noch gefährlicher für alle.
Will man wirklich eine bestimmte Höchstgeschwindigkeit durchseten, helfen letztlich nur intensive Kontrollen. Die aber wären billiger als Baumassnahmen und sorgen neben der Sicherheit auch noch für Einnahmen.
Kreisverkehre statt Ampeln würden ebenfalls den Verkehrsfluss entspannen. Zugleich senken sie die Spitzengeschwindigkeiten zwischen den Kreuzungen und sorgen für einen ruhigeren, gleichmässigeren und sichereren Verkehrsfluss.
Hinzu kommt, dass Bahnen deutlich schneller fahren als Busse.
Mag sein, dass dies auf längeren Fahrstrecken von Bedeutung ist. Bis etwa 7km ist das jedoch kaum von Bedeutung.
Für den Reisenden zählt ja auch nicht die Höchstgeschwindigkeit, sondern die Reisezeit. Warten an Bahnsteigen bei langen Taktzeiten und langes Warten auf Umsteigemöglichkeiten zuzüglich evtl Verspätungen könnte durch kürzere Taktzeiten mit mehreren Bussen statt 1 Bahn verbesert werden.
Die Fahrzeit meines Sohnes zur Schule in 7km Entfernung (Fahrstrecke) hat sich durch die Verwendung eines Mofas (25km/h) drastisch reduziert. Mit Mofa Hinweg <20min (Verkehrsspitzenzeit), Heimweg 13min.
ZUG • 30min Haustür->Schulhof
BUS • keine realistische Möglichkeit weil selbst mit Fussweg und Umsteigen ca 1Stunde erforderlich wäre. Zu Fuss ist schneller!
Mein Neffe hat eine ungünstige Busverbindung mit Umsteigen und ist 70min unterwegs für eine Strecke von ca 11km Luftlinie.
Fahrzeit selbst zur Verkehrsspitzenzeit mit PKW kaum 15min.
Da wäre bessere, kundenorientierte Organisation wirklich hilfreich.
Ein Regionalexpress erreicht typischerweise Tempo 120 bis 160 (je nach Strecke), bei Bussen ist bei Tempo 100 aus Sicherheitsgründen Schluss, und selbst das ist schon ein Zugeständnis: Andere so große Fahrzeuge (Laster) dürfen nur 80 fahren. In der Großstadt fahren die U-Bahnen unterirdisch im eigenen Gleis zumeist 70, die Busse maximal 50, und letztere müssen auch noch dauernd an der Ampel halten, was sie weiter bremst.
>
Die verlängerte Fahrzeit in den Bussen (statt Bahnen) würde noch mehr Menschen zur Nutzung des Autos bewegen, und die Straßen (neben den zusätzlichen Bussen!) noch weiter verstopfen!
Kaum. Wer eine gute Verbindung hat und diese nutzt würde vermutlich dabei bleiben, selbst wenn die Fahrzeit sich mal geringfügig erhöht. Wenn durch bessere Taktzeiten und flexiblere Strukturen mehr gute Verbindungen angeboten werden können wird mancher neue Kunde zu gewinnen sein.
Werbe und Imagekampagnen helfen jedoch nicht.
Wer den Komfort eines eigenen PKW (selbst im Stau) tauschen soll gegen Haltestellenstehen, Busstehen, Zugstehen bei reichlich Gedränge (mal in nem Bus voll Schüler gewesen?) muss überzeugt werden.
Was könnte besser überzeugen als gute Leistung?
Eine Taktzeit über 10min ist da schon grenzwertig. Eine über 30min unakzeptabel.
In meiner Nähe hat eine Stadt die fullsize Linienbusse abgeschaft und durch relativ kleine (Sprinter) ersetzt. Diese fahren öfter. Das alleine hat die Akzeptanz deutlich erhöht. Ausserdem hat es neue und bessere Linienführungen ermöglicht, da die grossen nicht überall in der Altstadt fahren konnten.
Trotzdem verbraucht die Bahn vergleichsweise wenig Energie, weil sie mit sehr geringem Rollreibungswiderstand fährt, und ein langer Zugverbund deutlich weniger Luftwiderstand hat, als viele einzelne Busse oder gar noch viel mehr einzelne Autos.
Der Luftwiderstand und die Reibung wachsen im Quadrat zur Geschwindigkeit. Doppeltempo ist gleich 4fach Widerstand.
Bei realistischen Geschwindigkeitsannahmen für Busse im Stadverkehr im Durchschnitt von 30km/h und eine Abstand zwischen den Haltepunkten unter 500m spielt das als Nachteil gegenüber der Bahn nur eine geringe Rolle.
Das extrem hohe Gewicht von Zügen (auch wenn sie leer sind) gegenüber angemessen kleinen Strassenfahrzeugen muss jedoch grundsätzlich beschleunigt und wieder abgebremst werden.
Aber wir brauchen da nicht zu spekulieren. Der Treibstoffverbrauch von Zügen und Bussen in den verschiedenen Nutzungsszenarien ist bekannt und kann nachgelesen werden.
Praktisch alle modernen U-Bahnen erzeugen beim Bremsen Strom, der zurück in die Leitung geht, so dass andere Züge, die gerade anfahren, ihn nutzen können.
Gibt es nicht grade in Berlin immer noch elektrisch angetriebene Busse mit Oberleitung? Ish hätte nichts gegen ein solches System einzuwenden wenn es sich als vorteilhaft erweist. Es muss ja nicht unbedingt auf Schienen stehen.
Bei all diesen Beispielen solltest Du aber nicht aus den Augen verlieren, dass ausser den Fahrzeugen ja auch noch eine komplette Verkehrsinfrastruktur extra dafür (und sonst nutzlos)geschaffen und erhalten werden muss.
Das sind dann ja nicht nur die Trassen sondern auch Bahnhöfe Brücken, Lärmschutz...
Würde man zB die Bahntrassen zu Strassen wandeln und zusätzlich zu dem vohanden Strassennetz nutzen können, würde das nicht nur grosse Summen einsparen durch einfachere und standartisierte Wartung und Pflege sondern auch leistungsfähige Verkehrswege auf idealen Linienführungen für alle verfügbar machen.
Ich wohne nahe an einem Bahnhof und bin schon etwas bestürzt, dass eine 2Gleisige Strecke auf Ideallinie nur genutzt wird um 2 Züge/Stunde und Richtung fahren zu lassen, die zudem meist leer sind.
Beispiel-Rechnung für eine U-Bahn (Daten von http://www.berliner-verkehr.de/uff7479.htm für den Zug F79.30):
800 m Abstand zwischen zwei Stationen, 70 km/h Tempo, U-Bahn-Zug mit 6 Wagen = 3 Doppeltriebwagen mit je 42,6 Tonnen Leergewicht und je 36 Fahrgästen zu je 90 kg (so dass die Hälfte aller Sitze belegt ist): Das Gesamtgewicht beträgt 138 Tonnen. Um den Zug auf 70 km/h zu beschleunigen, werden bei Elektromotoren mit 80% Wirkungsgrad ca. 32,5 Megajoule Energie benötigt, entsprechend 9 Kilowattstunden. Zu deren Herstellung benötigt ein ölbetriebenes Kraftwerk ca. 2 Liter Öl. 2 Liter pro 0,8 km entsprechen dann 250 Liter pro 100 km. Davon werden aber 108 Fahrgäste bewegt, also ca. 2,3 Liter pro Fahrgast und 100 km. Einen vergleichbaren Verbrauch kriegst Du bei heutigen Realitäten (i.d.R. eine Person pro Auto, Mindestverbrauch ca. 5-6 Liter/100 km) mit Individualverkehr nicht hin! Und bei einem übervollen U-Bahn-Zug (wie er in Berlin recht oft anzutreffen ist) bist Du bei weit unter einem Liter pro Person und 100 km.
Versteh mich bitte richtig. Es geht mir nicht um Abschaffung von ÖPNV. Im Gegenteil möchte ich den verbessert sehen. Auch habe ich keine vorgefasste Meinung über bestimmte Antriebskonzepte. Es sollten die Ingenieure entscheiden was da geeignet ist, nicht die Politiker aus ideologischen Gründen.
Die Möglichkeit des "Stromrecyclings" beim Bremsen wurde da noch gar nicht mitgerechnet.
Lokbestannte Regionalbahn-Züge der Bahn sind deutlich schwerer,
Die meinte ich...
haben aber auch mehr Sitzplätze
Bleibt aber nutzlos wenn sie leer sind.
und vor allem größere Abstände zwischen den Stationen, was auch wieder den Verbrauch drückt.
Man muss aber schon da halten wo die Leute sind. Es kann ja nicht jeder mit dem Auto zum nächsten Bahnhof fahren und Park&Ride pflegen.
Dort also wo grössere Strecken unbesiedelt sind und darum nicht gehalten werden muss, kommt dies dem BUS ebenfalls zu Gute.
Von der Sicherheit reden wir besser erst gar nicht: So viele Menschen, wie bei einer zugegebenermaßen schrecklichen ICE-Katastrophe vor einigen Jahren umgekommen sind, sterben im Straßenverkehr durchschnittlich jede Woche.
Von der Sicherheit sollten wir auch reden.
Nehmen wir mal die Personenkilometer als Grundlage, ist die Bahn sicherer als zB der PKW. Aber nur wo sie Angebote macht, kann sie genutzt werden. Wer keine Wahl hat muss den PKW nutzen. Zeitfaktor 10 bei ÖPNV gegen PKW ist nicht wirklich eine Wahl.
Ein Sicherheitsaspekt, der nur wenig Beachtung findet und nichts mit Unfällen zu tun hat ist die persönliche Sicherheit vor Übergriffen. Ich erlaube meinem Sohn (15) ohne grosse Bedenken zu jeder Tag/Nachtzeit mit seinem Mofa zu fahren.
Wartezeiten an Haltestellen, besonders an einigen speziellen Orten sind erfahrungsgemäss höchst gefährlich und daher nicht zu empfehlen.
Es gibt da einige Stellen mit einem nahezu 100% Risiko mindestens angepöbelt zu werden, selbst als robuster Erwachsener.
Das möchte ich keinem Kind zumuten.
Kai
Zu diesem Thema gibt es viel zu sagen und zu tun.
Aber nicht hier.
CU 7VAMPIR
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