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Regulierungswahn


08.05.2007 12:01 - Gestartet von stroh123
Schade das wir durch diesen Regulierungswahn wieder die Leidtragenden sind und wohl bis auf weiteres auf ein VDSL Netz verzichten müssen.
Es ist doch nachvollziehbar wenn ein Anbieter Milliarden für ein Netz ausgibt, er es sich aussucht wem und zu welchen Konditionen er sein Netz vermietet.
Würde Arcor und Co der Telekom Zugang zu ihrem Netz ermöglichen ?!?! Niemals !!
Ok auf Basis der TAL ist das so wie es ist ok - allerdings wird hier doch vollständig eine neue Infrastruktur aufgebaut die nichts mehr mit der normalen TAL zu tun hat - das gehört wirklich nicht reguliert.
Gut - die Nutzung der Kabelschächte sollte den alternativen Telco Anbietern ermöglicht werden. So wäre die absolute Chancengleichheit für Infrastruktur wiederhergestellt. Somit könnten Arcor und Co gerne jede Menge Millionen oder mehr investieren und VDSL oder andere Technik zu errichten !!
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[1] fruli antwortet auf stroh123
08.05.2007 12:34
Hi,

das glaubst du doch nicht im Ernst.

Die Deutsche Telekom schert sich einen feuchten Kehricht um die Breitbandversorgung der Bevölkerung. Die Swisscom konnte bereits Ende 2003 98% der Bevölkerung mit ADSL versorgen - bei der Deutschen Telekom ist man heute wie vor Jahren bei knapp über 90% laut offiziellen Zahlen - hierbei sind aber die vielen Leitungslängenopfer der weltweit einzigartigen reichweitenschwachen ADSL-over-ISDN-Schaltung (Annex B) in Deutschland gar nicht berücksichtigt. Wer hierzulande nicht in Ortschaften mit VSt. wohnt, wird von der DTAG mit 384/64kbit abgespeist oder gar nicht versorgt. In anderen Ländern wie in der Schweiz wird mit reichweitenstärkerem Annex-A-ADSL versorgt und in Frankreich beispielsweise mit Reach-Extended-ADSL2+ (ITU G.992.5 Annex L), was die von einer Vermittlungsstelle versorgbare Fläche um über 40% gegenüber dem schwachbrüstigen Annex-B-ADSL erhöht.

In der Schweiz ist ab 2008 Breitband als Universaldienst definiert - d.h. jeder Haushalt hat einen Anspruch auf einen Breitbandzugang mit 600kbit für einen Preis von max. 40€.

Hierzulande kassiert die Telekom für eine Schmalband-ISDN-Flat mit 64kbit 24€ (T-ISDN-Anschluss) + 80€ (T-Online-ISDN-Flat) = 104€


Die Fixed-Rate-Schaltung mit abgrundtief an der Praxis vorbeigehendem Schaltregime der T-Com bei ADSL1 mit niedrigen Bandbreiten ist auch völlig antiquiert - die Leitungskapazität wird oft nur zu einem Viertel oder noch weniger ausgeschöpft.
http://www.heise.de/ct/07/08/086/

Wie unfähig die Telekom ist sieht man ja daran, dass sie derzeit in den VDSL-Ausbaugebieten bei einer Vielzahl von Anschlüssen überhaupt nicht in der Lage ist, das Produkt zu liefern weil die EDV kläglich versagt (Querkabel).

Wer sich derart für die Bandbreitenversorgung der Bevölkerung ausserhalb der Ballungsräume engagiert wie die DTAG, disqualifiziert sich völlig.

Die Swisscom steht in der Schweiz vor der Wahl, VDSL auszubauen oder massiv Kunden an die Cablecom-Konkurrenz zu verlieren. 95% der Schweizer Haushalte sind an TV-Kabelnetz angeschlossen - und das ist überall rückkanalfähig ausgebaut, so dass Triple-Play via TV-Kabel schweizweit als Konkurrenz zum Festnetz der Swisscom vorhanden ist. Hierzulande dagegen beträgt der Marktanteil von Breitbandkabel-Internet gerade mal 3% (18 Mio. Breitband-Anschlüsse, knapp eine halbe Mio TV-Kabelinternet-Zugänge. In der Schweiz dagegen beträgt der Marktanteil der TV-Kabelinternetzugänge ca. 40%.

Wenn in der Schweiz VDSL von der Regulierung ausgenommen wird, dann hat das daher in keinster Weise auch nur ansatzweise ähnlich verheerende Auswirkungen auf den Breitband-Markt wie in Deutschland.



Die VDSL-Ausbaupläne der DTAG würden im übrigen nicht um einen Deut anders ausfallen ohne EU-Verfahren, wie die DTAG auch selbst zugibt.

Das DTAG-VDSL-Protektionsgesetz ist zudem nur mit Arglist und übelster Täuschung der Regierung und der Volksvertreter zustande gekommen. Es wurde perpetuierend von der DTAG proklamiert, dass ihr IP-TV ausschliesslich über VDSL zu realisieren sei; kaum war das Gesetz im Bundesgesetzblatt abgedruckt, wurde plötzlich lauthals der sofortige Ausbau von IP-TV in 750 Städten per ADSL2+ gestartet. Honi soit qui mal y pense.

Der Gesetzgeber hatte ausserdem Kenntnis über die EU-Rechtswidrigkeit des VDSL-Gesetzes, wie die entsprechenden Noten der Bundesrats-Rechts- und -Wirtschaftsausschüsse belegen.

So long.
fruli
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[1.1] docfred antwortet auf fruli
08.05.2007 15:31
Muss die SwissCom auch für nen Apfel 'nd 'n Ei in Vorleistung treten bei ADSL oder haben die einfach den gesetzlichen Grundversorgungsauftrag für ADSL bzw. allgemein Breitband erhalten, müssen demnach also ausbauen, dürfen den Rest vom Geschäft also einkassieren? Wäre wohl eindeutig das sinnvollere und zukunftsträchtigere Modell.

Leider unternimmt man in Deutschland ja absolut Null um alternative Netze der Sorte Kabel oder Wimax zu pushen sondern zerstört lieber den Telefonmarkt inkl. den neuen Anbietern die ebenfalls schon in Sackgassen stecken und bereitet alles für Übernahmen vor.
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[1.1.1] fruli antwortet auf docfred
08.05.2007 16:40
Hi,

die Swisscom muss bei ADSL in Vorleistung treten gegenüber den Wettbewerbern. Es gibt DSL-Anschluss-Resale und TAL-Miete.

Gegen ADSL-Bitstream, das auch vom Gesetz vorgesehen ist, kämpft die Swisscom derzeit erbittert mit allen Mitteln wie wir es auch von der T-Com in Deutschland kennen.

Die 2% Versorgungslücke gegenüber DSL wird von der Swisscom mit Wimax geschlossen werden: http://www.heise.de/newsticker/meldung/88129

Die Telekom dagegen "sorgt für eine hervorragende Breitbandversorgung in Deutschland" dediziert ohne Wimax.
http://www.t-online.net/c/95/24/76/9524760.html

Die Eindimensionalität des deutschen Breitband-Marktes, der nahezu vollständig (>95%) auf der Kupferanschlussleitung der Telekom basiert und wo nahezu alle ernsthaften Konkurrenten auf die Kollokation in den HVt. der T-Com setzen, ist ja auch das Problem, weshalb die Regulierungsfreistellung des VDSL-Netzes so gravierend wäre. Die HVt. verlieren in den VDSL/NGN-Ausbaugebieten ihre Funktion und damit könnte die T-Com mit deren Stilllegung die Konkurrenz, die auf die TAL-Miete und HVt-Kollokation als Vorleistung gesetzt hat, praktisch lahmlegen.

So long.
fruli
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[1.1.1.1] docfred antwortet auf fruli
08.05.2007 17:00
Benutzer fruli schrieb:

Die Eindimensionalität des deutschen Breitband-Marktes, der nahezu vollständig (>95%) auf der Kupferanschlussleitung der Telekom basiert und wo nahezu alle ernsthaften Konkurrenten auf die Kollokation in den HVt. der T-Com setzen, ist ja auch das Problem, weshalb die Regulierungsfreistellung des VDSL-Netzes so gravierend wäre. Die HVt. verlieren in den VDSL/NGN-Ausbaugebieten ihre Funktion und damit könnte die T-Com mit deren Stilllegung die Konkurrenz, die auf die TAL-Miete und HVt-Kollokation als Vorleistung gesetzt hat, praktisch lahmlegen.

Das heißt für dich also, man solle der Telekom am besten auch noch NGN verbieten oder sie dazu zwingen, die alte Infra, obwohl nicht mehr benötigt, weiter zu finanzieren?
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[1.1.1.1.1] fruli antwortet auf docfred
08.05.2007 17:28
Hi,
Benutzer docfred schrieb:

Das heißt für dich also, man solle der Telekom am besten auch noch NGN verbieten oder sie dazu zwingen, die alte Infra, obwohl nicht mehr benötigt, weiter zu finanzieren?

Nein, das heisst das nicht. Eine Modernisierung der Netzinfrastruktur ist zu begrüssen; das TKG bezieht sich wiederholt auf die sogenannten Kosten der effizienten Leistungsbereitstellung als Massstab. Ein Verharren auf veralteten Netzstrukturen aus reinen Netzzusammenschaltungsgründen ist daher nicht auch nicht im Sinn des TKG. Die RegTP hatte damals nicht umsonst sogar das EBC-Netzmodell mit 475 POIs bei der Schmalband-CS-Netzzusammenschaltung vorgegeben, da die damalige Netzstruktur der DTAG diesem Massstab nicht gerecht wurde.

Gleichfalls verdienen aber auch Investitionen, die im Vertrauen auf den derzeitigen Regulierungsrahmen erfolgt sind, einen gewissen Vertrauensschutz. Es ist Aufgabe des Regulierers, des etablierten Betreibers und der Wettbewerber, die Netzzusammenschaltung für derzeitige HVt-Kollokationsanbieter im Zuge von VDSL/NGN neu aufzurollen und zu tragfähigen Lösungen zu kommen.

So long.
fruli
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[1.1.1.1.1.1] docfred antwortet auf fruli
08.05.2007 21:23
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