Also ich

.. Ich fand's immer ganz lustig, wenn auf Tagungen ein Handy geklingelt hat.

Es gibt unterschiedliche Typen von Angerufenen:
- Die, die ganz rot werden und hektisch fuchteln, bis sie irgendwann nach ein paar Minuten ihr Mobiltelefon gefunden haben, das sie dann wegdrücken (meistens ruft derjenige dann sofort wieder an, dann beginnt das Spiel wieder von vorne)
- Die Pseudocoolen, die sofort rangehen, dabei genervt das Gesicht verziehen ("ich bin ja so wichtig, liebe Mittagenden, tut mir leid") und ihren Gesprächpartner mit "jetzt nicht" begrüßen
- Die, die vor Verlegenheit anfangen zu lachen und ihrem Gesprächspartner dann zehn Minuten lang erklären, warum sie jetzt nicht telefonieren können und weitere fünf Minuten ausmachen, wann denn dann (meist weiblich)
- Die richtig coolen, die einfach rangehen, rausgehen und wieder reinkommen als wäre nichts gewesen.

Dann gibt es unterschiedliche Typen von Reaktionen (kollektives Gruppentadeln mit vorwurfsvollem Blick), oder: Entspannen, zurücklehnen, Hände hinter den Kopf, oder: Leute, die schnell versuchen abzuschätzen, ob eine Zigarette draußen während der Störung drin ist (und Leute, die diese Leute darum wieder vorwurfsvoll ansehen). Oder Sätze, die jemand unbedingt noch an seinen Nebenmann loswerden wollte [ich frage dann oft irgendwen: Und es gibt wirklich und ganz sicher nachher auch was ohne Fleisch zu essen?]

Jedenfalls: Abwechslung mit interessanten Beobachtungen, die man an seinen Mitmenschen vornehmen kann und mal eine kurze Pause zwischendurch - die man häufig auch nötig hat, weil Tagesordnungplaner grundsätzlich keine Ahnung von Arbeitspsychologie haben. Danach kann man sich gleich wieder viel besser konzentrieren.

Aber für all diese Dinge braucht es natürlich die Regel, daß man sie nicht darf. Denn gäbe es diese nicht, dann wären die Rekationen der Umwelt nicht so verräterisch, und es wäre viel weniger spannend, solche Situationen zu beobachten.
Und die Tagungen wären langweiliger.
Also: Vielen Dank, Verlag für die Deutsche Wirtschaft!