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mobiles Internet


13.06.2010 18:26 - Gestartet von koelli
2x geändert, zuletzt am 13.06.2010 18:31
"Eines muss man den Netzbetreibern freilich zugute halten: Sie haben mit breitbandigen Datendiensten bis heute keinen einzigen Euro verdient...Und da SMS praktisch keine Kosten im Netz verursacht, sondern bei der eh nötigen Signalisierung für Sprachtelefonate quasi mit abfällt, ist SMS hochprofitabel und mobiles Internet hochdefizitär."

Ich weiß nicht, ob man behaupten kann, mobiles Internet sei für die Anbieter defizitär.
Es kommt schließlich darauf an, was INSGESAMT als Gewinn übrig bleibt.
Und so lange sich die Anbieter, wie oben erwähnt, an SMS, aber auch an Auslandspreisen, dumm und dämlich verdienen, bleibt unterm Strich ein ordentlicher Gewinn für die Mobilfunker.
Da ist es doch egal, dass fürs mobile Internet erst mal hohe Investitionskosten anfallen.
Im Übrigen sind die Preise fürs mobile Internet im Verhältnis zum DSL-Internet immer noch sehr hoch.
Auch in dem Bereich ist der im Artikel erwähnte Anbieter "3" in Österreich deutlich billiger: 15 GB für 15 Euro. Dabei dürfte auch dieser reine UMTS-Anbieter mit überlasteten Netzen zu kämpfen haben. Bei dem günstigen Preis.
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[1] spaghettimonster antwortet auf koelli
13.06.2010 23:50

3x geändert, zuletzt am 14.06.2010 00:11
Benutzer koelli schrieb:
Ich weiß nicht, ob man behaupten kann, mobiles Internet sei für die Anbieter defizitär.
Es kommt schließlich darauf an, was INSGESAMT als Gewinn übrig bleibt.

Was ich mich frage, ist, ob man das überhaupt genau auseinanderrechnen kann: Wäre der Netzunterhalt ohne UMTS wirklich viel billiger, so dass man eine solche "Einnahmen-Überschuss-Rechnung" für Daten aufstellen kann? Die Lizenzen haben zwar viele Milliarden gekostet, aber die Anbieter investieren seit jeher viele Milliarden in die (auch GSM-)Netze und setzen ebenfalls viele Milliarden um, insofern ist das für die eine normale Größenordnung. Hätte die Anbieter das überfordert, gäbe es sie längst nicht mehr oder sie würden langsam ihren Abgang vorbereiten wie E-Plus, wo ich allerdings keinen direkten Zusammenhang zwischen Geschäftssituation und UMTS-Kosten sehe. Dass ein paar DSL-Anbindungen von Basisstationen oder der Traffic so teuer sein sollen, leuchtet mir auch nicht ein. Im Gegenteil scheinen mir die Netzkosten trotz Daten eher niedriger zu werden, siehe fallende ARPUs und fallende Datenpreise. Außerdem muss bei Datenaufrüstung wenig neu gebaut, sondern es müssen nur die bestehenden Masten umgerüstet werden, wenn auch viell. hardwaremäßig. Wenn die Anbieter das nicht bezahlt bekommen, dann wundert mich das nicht angesichts der Datenpreise - die ja aber zum Glück, auch dank fehlender IC-Entgelte, allmählich sinken.

Im Übrigen wird ihnen wohl eh nichts anderes übrig bleiben, wenn sie LTE nicht für die Katz aufrüsten wollen, wo anscheinend Sprachtelefonie nur als eine Art NGN möglich ist. Ohne ein ordentliches Datennetze kommen sie da ja nicht weiter, was übrigens bei E-Plus spannend wird, wenn ob der miserablen Datenleistung - in der neuen c't bildet EP wieder mal das Schlusslicht, auch und gerade bei den HSPA-Latenzzeiten - künftig auch Voice zusammenklappt. Dann wird Voice eh abhängig von Daten.
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[1.1] Kai Petzke antwortet auf spaghettimonster
14.06.2010 14:06
Benutzer koelli schrieb:
Ich weiß nicht, ob man behaupten kann, mobiles Internet sei für die Anbieter defizitär.
Es kommt schließlich darauf an, was INSGESAMT als Gewinn übrig bleibt.

Die meisten Wirtschaftsunternehmen machen sehr wohl Einzelrechnungen pro Produkt. Stimmen die Zahlen nicht, dann wird eine Filiale geschlossen, eine Autoreihe eingestellt (z.B. smart forfour, Volkswagen Lupo etc.), ein Prozessor nicht mehr weiterentwickelt (z.B. Motorola 68000-Serie) oder gar eine ganze Sparte ausgegliedert und verkauft (z.B. wurde die Chip-Sparte von Siemens in Infineon ausgegliedert, deren Speicherchip-Geschäft dann abermals in Qimonda ausgegliedert wurde).

Benutzer spaghettimonster schrieb:
Was ich mich frage, ist, ob man das überhaupt genau auseinanderrechnen kann: Wäre der Netzunterhalt ohne UMTS wirklich viel billiger, so dass man eine solche "Einnahmen-Überschuss-Rechnung" für Daten aufstellen kann?

Viele Investitionen dienen sicher dem Sprach- und dem Datengeschäft. Immer möglich ist aber eine Grenzkostenbetrachtung: "Welche Investitionen und Kosten würden wir sparen, wenn wir kein mobiles Breitband-Internet anbieten?" Als Beispiel seien hier HS(D|U)PA und EDGE genannt: Diese "Datenturbos" bringen für Sprachtelefonie keine Vorteile. Zwar beherrschen (fast?) alle aktuellen GSM- bzw. UMTS-Basisstationen auch EDGE bzw. HSPA. In der Regel muss aber eine zusätzliche Software-Lizenz erworben werden, um die schnelleren Betriebsmodi auch freizuschalten. Analoges gilt für breitere Backbone-Anbindungen und die ganzen Marketing-Kosten für Datenanwendungen.

Es sind diese Kosten, wegen derer sich viele Netzbetreiber in Entwicklungsländern bewusst entschieden haben, erstmal nur GSM aufzubauen. Der führende Ausrüster Ericsson hat erst letztes Jahr den Höhepunkt des Verkaufs von GSM-Ausrüstungen erlebt. Wohlgemerkt: Viele dieser Netze in Entwicklungsländern sind hochprofitabel und gleichzeitig auch eine Bereicherung für die Bevölkerung, die bisher von Telekommunikation abgeschnitten war. Man denke nur an einen Bauern, der auf seinen Feldern einen ihm unbekannten Schädlingsbefall hat, und der nun viel einfacher um Rat fragen kann. Ähnliches gilt auch für medizinische Hilfe, Warnungen vor Unwetter etc. pp.

Im Gegenteil scheinen mir die Netzkosten trotz Daten eher niedriger zu werden, siehe fallende ARPUs und fallende Datenpreise.

Im Gegenzug zu den fallenden ARPUs steigt die Zahl der SIM-Karten. Die Gesamtumsätze der Mobilfunkbranche (= ARPU * Zahl der SIMs) in Deutschland sind (fast) stabil.

Auch die Investitionen sind bei den Netzbetreibern recht stabil. Aber nicht deswegen, weil die alte Voice-Technik so schnell kaputt geht. Sondern weil immer mehr Datentechnik daneben gestellt wird. Bezahlt wird das aber mit den weiterhin hohen Tarifen für mobile Telefonate.

Außerdem muss bei Datenaufrüstung wenig neu gebaut, sondern es müssen nur die bestehenden Masten umgerüstet werden, wenn auch viell. hardwaremäßig.

Wenn man eine UMTS-Basisstation neben eine GSM-Basisstation oder eine LTE-Basisstation neben eine GSM/UMTS-Basisstation baut, kann man, wenn man Pech hat, nicht einmal den Funkmasten "recyceln", weil dieser bereits bis zum Limit mit Antennen behängt ist. Und die aktive Technik muss sowieso einem kompletten Review unterzogen werden: Stromversorgung samt Notstromversorgung noch ausreichend? Kühlung? EMV-Grenzwerte? Backbone-Anbindung? Platz im Server-Rack?

Ist dann alles am Platz, müssen die Antennen eingemessen werden. Jede Frequenz breitet sich anders aus.

Wenn die Anbieter das nicht bezahlt bekommen, dann wundert mich das nicht angesichts der Datenpreise - die ja aber zum Glück, auch dank fehlender IC-Entgelte, allmählich sinken.

Die Anbieter verlangen, was die Kunden bereit sind zu zahlen, und freuen sich über ein paar Prozent Umsatzzuwachs. Sie können sich aber Jahr für Jahr Milliardeninvestionen in den Datenausbau leisten, weil Sprache weiterhin so teuer ist und den Umsatz sichert.

Im Übrigen wird ihnen wohl eh nichts anderes übrig bleiben, wenn sie LTE nicht für die Katz aufrüsten wollen, wo anscheinend Sprachtelefonie nur als eine Art NGN möglich ist. Ohne ein ordentliches Datennetze kommen sie da ja nicht weiter, was übrigens bei E-Plus spannend wird, wenn ob der miserablen Datenleistung - in der neuen c't bildet EP wieder mal das Schlusslicht, auch und gerade bei den HSPA-Latenzzeiten - künftig auch Voice zusammenklappt. Dann wird Voice eh abhängig von Daten.

LTE wurde in Rekordzeit "aus dem Boden gestampft" um WiMAX abzuwehren. Wie schon in einem früheren Editorial geschrieben, bin ich durchaus skeptisch bezüglich der Fähigkeiten der neuen Technik:
https://www.teltarif.de/lte-auktion-milliarde-...

Das sind übrigends generelle Einwände gegen NGN über LTE; die betreffen nicht nur E-Plus.


Kai
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[1.1.1] hafenbkl antwortet auf Kai Petzke
14.06.2010 19:21
Benutzer Kai Petzke schrieb:
Das sind übrigends generelle Einwände gegen NGN über LTE; die betreffen nicht nur E-Plus.

Äh, jetzt muss ich doch mal dumm fragen:
Ich dachte, E-Plus hätte gar keine LTE-Frequenzen ersteigert?
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[1.1.1.1] Telly antwortet auf hafenbkl
14.06.2010 20:13
Benutzer hafenbkl schrieb:
Benutzer Kai Petzke schrieb:
Das sind übrigends generelle Einwände gegen NGN über LTE; die betreffen nicht nur E-Plus.

Äh, jetzt muss ich doch mal dumm fragen:
Ich dachte, E-Plus hätte gar keine LTE-Frequenzen ersteigert?

Stimmt! So kann man sich übrigens auch aus der Affäre ziehen ;-)

Kein LTE - auch keine Probleme mit LTE ;-)

Telly
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[1.1.1.1.1] spaghettimonster antwortet auf Telly
14.06.2010 20:47
Kein LTE - auch keine Probleme mit LTE ;-)

EP hat lediglich keine 800-er-Frequenzen ersteigert, kann aber theoretisch LTE auf den übrigen Frequenzen anbieten, die eben ungünstigere Ausbreitungseigenschaften haben. Ob EP das vorhat, weiß ich nicht, zumal bei der derzeitigen Netzperformance LTE eigentlich Verschwendung wäre.

Vermutlich wird sich der LTE-Ausbau bei EP wieder erst mal ein paar Jahre auf einen PR-LTE-Ausbau beschränken (d.h. der Ausbau findet vorwiegend in Herrn Dirks PR-Meldungen statt), und ein paar Jahre später, wenn EP auch wirklich alle anspruchsvolleren Kunden vergrault hat, dackelt EP dann hinterher.
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[1.1.1.1.1.1] hafenbkl antwortet auf spaghettimonster
15.06.2010 09:55
Benutzer spaghettimonster schrieb:
Kein LTE - auch keine Probleme mit LTE ;-)

EP hat lediglich keine 800-er-Frequenzen ersteigert, kann aber theoretisch LTE auf den übrigen Frequenzen anbieten, die eben ungünstigere Ausbreitungseigenschaften haben...

Sie werden es wohl kaum in den bisherigen UMTS-Frequenzbereichen anbieten, wo sie sehr einfach und kostengünstig ihre Kapazität vergrößern können. DAS wäre wirklich hirnlos!

Welche Technik sie in den neuen 2600er Bereichen einsetzen werden, das wissen wir (und vielleicht auch e-plus selbst) noch nicht.

... und ein paar Jahre später, wenn EP auch wirklich alle anspruchsvolleren Kunden vergrault hat, dackelt EP dann hinterher.

e-plus ist bisher ganz gut mit der Follower-Strategie gefahren. Auf die paar anspruchsvolleren Kunden können sie ganz gut verzichten. Schau dir einfach mal an, wieviel Millionen sie in den letzten Jahren an ihre Mutter KPN überwiesen haben.
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[1.1.1.1.1.1.1] spaghettimonster antwortet auf hafenbkl
15.06.2010 14:18
Benutzer hafenbkl schrieb:
Benutzer spaghettimonster schrieb:
EP hat lediglich keine 800-er-Frequenzen ersteigert, kann aber theoretisch LTE auf den übrigen Frequenzen anbieten, die eben ungünstigere Ausbreitungseigenschaften haben...

Sie werden es wohl kaum in den bisherigen UMTS-Frequenzbereichen anbieten, wo sie sehr einfach und kostengünstig ihre Kapazität vergrößern können. DAS wäre wirklich hirnlos!

Zumindest angekündigt hat Dirks PR-LTE auf 2,1 GHz bereits. :)

https://www.teltarif.de/e-plus-ceo-dirks-...

Schau dir einfach mal an, wieviel Millionen sie in den letzten Jahren an ihre Mutter KPN überwiesen haben.

Das macht das Netz natürlich leistungsfähiger, wenn EP mit seinen relativ wenigen Kunden und dem niedrigsten ARPU seine Gewinne auch noch von der Mutter abgesaugt bekommt, weil die selbst sparen muss.
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[1.1.1.1.1.1.1.1] hafenbkl antwortet auf spaghettimonster
15.06.2010 15:58
Benutzer spaghettimonster schrieb:
Benutzer hafenbkl schrieb:
Sie werden es wohl kaum in den bisherigen UMTS-Frequenzbereichen anbieten, wo sie sehr einfach und kostengünstig ihre Kapazität vergrößern können. DAS wäre wirklich hirnlos!

Zumindest angekündigt hat Dirks PR-LTE auf 2,1 GHz bereits. :)

Naja, PR-LTE eben.
Wenn sie es wirklich in nächster Zeit machen würden, wäre das tatsächlich hirnlos.

Das macht das Netz natürlich leistungsfähiger, wenn EP mit seinen relativ wenigen Kunden und dem niedrigsten ARPU seine Gewinne auch noch von der Mutter abgesaugt bekommt, weil die selbst sparen muss.

Nein, das macht das Netz nicht leistungsfähiger.
e-plus ist, wie jeder andere Mobilfunkanbieter auch, auch nicht dazu da, ein leistungsfähiges Netz zu betreiben, sondern GEWINNE zu erwirtschaften. Das ist alles, was zählt.