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Designfehler?


13.03.2011 00:44 - Gestartet von niknuk
Bekanntlich ist die Notstromversorgung der Reaktoren ausgefallen, vermutlich durch Tsunami-Einwirkung. Erst das führte zum Ausfall der Kühlung mit den bekannten Folgen. Theoretisch hätte man doch aber die Notstrom-Generatoren vor einem Tsunami schützen können. Ich bin sicher, eine Unterbringung in einem entsprechend gesicherten Bunker hätte verhindern können, dass der Tsunami die Notstromgeneratoren erreicht und außer Gefecht setzt. Ist diese Annahme richtig? Wenn ja, handelt es sich um einen ganz offensichtlichen Designfehler, der sich angesichts der Erdbeben- und Tsunami-Erfahrung der Japaner recht schwer nachvollziehen lässt.

Gruß

niknuk

P.S.: Auch ich möchte meinen Dank an Kai für seine sehr informative Seite aussprechen. So etwas hat im allgemeinen Medien-Tohuwabohu wirklich gefehlt.
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[1] Kai Petzke antwortet auf niknuk
13.03.2011 09:38
Benutzer niknuk schrieb:
Bekanntlich ist die Notstromversorgung der Reaktoren ausgefallen, vermutlich durch Tsunami-Einwirkung. Erst das führte zum Ausfall der Kühlung mit den bekannten Folgen. Theoretisch hätte man doch aber die Notstrom-Generatoren vor einem Tsunami schützen können.

Ich bin gerade dabei, gau-japan.de zu aktualisieren, und wollte schon unabhängig von Deiner Frage hier auf die tiefe Lage der Reaktoren eingehen. Vermutlich ist diese Fluch und Segen zugleich: Fluch, weil der Tsunami schwere Schäden anrichten konnte. Segen, weil sie nun hilft, den gesamten Reaktorkomplex mit Wasser zu fluten.

TEPCO ist mit Informationen extrem zurückhaltend. Wir werden vermutlich erst in einigen Jahren erfahren, wenn die Aufräumarbeiten beginnen, was das Erdbeben und was der Tsunami kaputt gemacht hat. Sollte es einen Datenschreiber (analog der "Black Box" in Flugzeugen) geben, wissen wir evtl. auch schon in einigen Monaten bescheid, sobald eine unabhängigge Kommission diese Daten auswertet.


Vielen Dank für die Blumen!


Kai
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[2] RE: Notstromversorgung?
klaussc antwortet auf niknuk
13.03.2011 11:35
Benutzer niknuk schrieb:
Bekanntlich ist die Notstromversorgung der Reaktoren ausgefallen, vermutlich durch Tsunami-Einwirkung. Erst das führte zum Ausfall der Kühlung mit den bekannten Folgen.

Dazu habe ich auch eine Frage auf die ich bisher noch keine Antwort gefunden habe:

Wenn die Kühlung noch mehrere Stunden über Akkus sichergestellt werden konnte, war der Kühlkreislauf doch scheinbar noch funktionsfähig und fiel später "nur" wegen der fehlenden Stromversorung aus.

Kann es wirklich sein, dass man in diesen Stunden keine neuen Akkus oder Netzersatzanlagen anschließen konnte - das ist für mich wirklich unvorstellbar.

Gruß
Klaus
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[2.1] jos antwortet auf klaussc
13.03.2011 12:20
Benutzer klaussc schrieb:

Dazu habe ich auch eine Frage auf die ich bisher noch keine Antwort gefunden habe:

Die Antworten wird Dir niemand liefern können, da bestätigte Infos rar sind und viele Widersprüche kursieren.

Wenn die Kühlung noch mehrere Stunden über Akkus sichergestellt werden konnte, war der Kühlkreislauf doch scheinbar noch funktionsfähig und fiel später "nur" wegen der fehlenden Stromversorung aus.

Möglicherweise.
Vielleicht sind aber auch die Pumpen ganz oder teilweise zerstört und nur die Kontrolleinrichtungen liefen mit Akkuversorgung.
Akkuversorgung der Pumpen halte ich für unwahrscheinlich (s.u.).

Kann es wirklich sein, dass man in diesen Stunden keine neuen Akkus oder Netzersatzanlagen anschließen konnte - das ist für mich wirklich unvorstellbar.

Die Pumpen haben einen Leistungsbedarf von etlichen MW.
Das wird man vermutlich nicht aus Akkus decken können. Wenn da tatsächlich Akkus vorhanden sind, um die Kühlpumpen über mehrere Stunden in Betrieb zu halten, dann wären dafür knapp 1000t Akku nötig. Nichts, was man irgendwie in Kürze besorgen könnte.

Externe Notstromversorgung mit Dieselgeneratoren scheint aus irgendwelche Gründen nicht geklappt zu haben. Aber auch da wäre der Leistungsbedarf von mehreren MW, wofür mindestens 10-15 große Notstromversorgungsaggregate zusammengeschaltet und mit Sprit versorgt werden müssten. D.h. die müssten zur Synchsonisation geeignet sein, passende Anschlussleitungen müssten vorhanden sein und man braucht viele Tonnen Diesel.
Bei völlig zerstörter Infrastruktur wahrscheinlich ein unmögliches Unterfangen, sowas innerhalb weniger Stunden auf die Beine zu stellen.
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[2.1.1] klaussc antwortet auf jos
13.03.2011 16:25
Benutzer jos schrieb:
Benutzer klaussc schrieb:

Dazu habe ich auch eine Frage auf die ich bisher noch keine Antwort gefunden habe:

Die Antworten wird Dir niemand liefern können, da bestätigte Infos rar sind und viele Widersprüche kursieren.

Wenn die Kühlung noch mehrere Stunden über Akkus sichergestellt werden konnte, war der Kühlkreislauf doch scheinbar noch funktionsfähig und fiel später "nur" wegen der fehlenden Stromversorung aus.

Möglicherweise.
Vielleicht sind aber auch die Pumpen ganz oder teilweise zerstört und nur die Kontrolleinrichtungen liefen mit Akkuversorgung.
Akkuversorgung der Pumpen halte ich für unwahrscheinlich (s.u.).

Kann es wirklich sein, dass man in diesen Stunden keine neuen Akkus oder Netzersatzanlagen anschließen konnte - das ist für mich wirklich unvorstellbar.

Die Pumpen haben einen Leistungsbedarf von etlichen MW. Das wird man vermutlich nicht aus Akkus decken können.

Nachtrag, in einem anderen Forum habe ich zwischenzeitlich gelesen, dass die Pumpen der Notkühlung (dort) scheinbar mit Dampf betrieben werden und die Akkus lediglich zu deren Steuerung verwendet wurden.

Über die Leistung der Notkühlpumpen habe ich nichts gefunden, ich könnte mir aber vorstellen, dass sie deutlich kleiner sind als die Hauptpumpen, da sie ja "nur" noch die Restwärme abführen sollen, nachdem die Bremsstäbe hoffentlich eingefahren wurden, habe da etwas von einer Restwärmeleistung des Kerns von 5%, einige Stunden später 3% der "Normaleistung" gelesen.

Gruß
Klaus