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Regelbetrieb bei Touch&Travel??


01.11.2011 16:26 - Gestartet von Sebwin
Was im teltarif-Artikel und bei anderen Presseveröffentlichungen vergessen wurde ist, dass Touch&Travel derzeit für ca. 1/3 der deutschen Mobilfunkkunden gar nicht nutzbar ist. Und zwar für folgende Kunden: Provider im Vodafone-Netz, Vetragskunden und Provider im E-Plus-Netz, Vertragskunden und Provider im O2-Netz. Lediglich im T-Mobile-Netz können alle mitmachen. Es erscheint mir daher äußerst verfrüht, von einem Regelbetrieb zu sprechen, wenn 33% der Handy-Nutzer diesen (noch) nicht nutzen können.
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[1] Regelbetrieb für wen ?
noplease antwortet auf Sebwin
03.11.2011 15:24
Benutzer Sebwin schrieb:
Was [...] vergessen wurde ist, dass Touch&Travel derzeit für ca. 1/3 der deutschen Mobilfunkkunden gar nicht nutzbar ist.
[...]
Es erscheint mir daher äußerst verfrüht, von
einem Regelbetrieb zu sprechen, wenn 33% der Handy-Nutzer diesen (noch) nicht nutzen können.

Der passende Provider ist doch nur ein Teil des Puzzles.
Wie sollen bitte die verbleibenden 2/3 der deutschen Mobilfunknutzer Touch&Travel nutzen können, wenn über 50% bislang weder ein iOS-, noch ein Android-Gerät besitzen?
Das hast Du jetzt wohl vergessen, oder?
Nur weil fast nur noch darüber gesprochen wird, heißt das noch lange nicht, dass alle auch eins haben...
... wobei die einen es einfach 'bis jetzt noch nicht' haben und die anderen ein solches Gerät auch bewusst gar nicht erst haben wollen.

Dazu kommt, dass lustigerweise längst nicht alle, die schon ein iOS- oder Android-Gerät benutzen, auch einen geeigneten Datentarif dafür haben. Klingt komisch, ist mir aber bisher schon mehrfach aufgefallen.
Dabei sind das nicht nur die 'me-too'-User, die es bloß als Statussymbol herumtragen, sondern es gibt auch ganz andere, überaus ernsthafte und durchaus praktische Gründe, warum diese Geräte zwar erwünscht sind, ein 'always-on' aber überflüssig oder sogar unerwünscht ist.

Ob Du es nun mit Mengenlehre oder logischer Verknüpfung löst, überlasse ich Dir. In jedem Fall ist Touch&Travel bisher exklusiv nur für die nutzbar, auf die alles(!) zutrifft:
- richtiger Provider,
- richtiges Gerät
- und richtiger Tarif.
Also schätze ich den Anteil derer, die das aktuelle Verfahren tatsächlich nutzen könnten auf bestenfalls 25%.

Berücksichtigt man, dass von diesen verbleibenden 25% ein guter Teil
- niemals mit der Bahn fährt,
- Bus und Bahn kombiniert nutzen muss,
- fast nur Nahverkehrsverbindungen nutzt,
- sich fast nur in einem Verkehrsverbund bewegt,
- ein Mehrfahrten-, Rail&Fly-, Zeit- oder Dauerticket nutzt,
- beruflich veranlasste Fahrten wohl nicht wie von den Finanzbehörden gefordert abrechnen kann,
- etc.,
- ...,
dann haben wir wohl Glück, wenn das iOS-und-Android-only-Touch&Travel für satte 8% aller Bahnkunden zur erfolgreichen Minderheiten-App wird und am Ende vielleicht 3% aller Bahntickets über ein System gebucht werden, das zusätzlich zu den unverzichtbaren klassischen Buchungssystemen weitere Infrastrukturkosten in Millionenhöhe verursacht.


Keine Bange, ich bin durchaus und sehr energisch für Fortschritt - vor allem die Bahn hat da n.m.E. sehr dringenden Bedarf. Fortschritt darf dann aber nicht durch Technikphobiker, fachlich ungeeignete Gremien und veränderungsscheue Sesselbesetzer so lange durchgekaut werden, bis nur noch weicher Brei herauskommt.

Was war nicht alles schon als Buchungssystem-Technik vorstellbar... Mit einem entsprechenden Realtime Backbone, offlinefähigen Prüfalgorithmen, flexiblen Terminals an den Stationen und mobilen Handgeräten bei den Kontrolleuren wäre ein ganz großes Bündel an Buchungssystemen schon längst auf einen sicheren Nenner zu bringen gewesen.


Java - könnte plattformübergreifend seit irgendwann zwischen 1998 und 2000 laufen. Damit wäre es egal, ob man einen 10 Jahre alten Windows-PC nutzt, ein ebenso altes WAP1.0-Handy, einen PowerPC iMac, ein Linux-Netbook, irgendein Android-Handset (viele Apps sind in Java geschrieben) oder erst vor wenigen Minuten mit seinem neuen iPhone 4S aus dem Laden kam.
Schnörkellos programmiert, bräuchte man sogar keinen extra Datentarif, die Kosten blieben selbst mit ad-hoc-Preisen für GPRS noch im Rahmen.

Die Geldkarte könnte sogar schon seit 1996 laufen. Wohlgemerkt als Buchungs- und nicht nur als Bezahlsystem. Auf den Karten (auch auf den kontoungebundenen) war damals schon Platz für weitere Applikationen. Diverse Ticket- und Rabattsysteme für ÖPNV, Schwimmbäder, etc.,... waren der Beweis, dass das Konzept durchaus Potential hatte und eigentlich sehr gut ausbaufähig war.
Das von Haus aus nicht authentifizierende Geldkarte-System hätte dank einzigartiger Kartenkennung dafür sogar schon gereicht, es wären keine zusätzlichen Apps nötig gewesen, sondern einfach nur spottbillige Standard-Lesegeräte ... wenn man es einfach nur gewollt hätte. Seit fast 15 Jahren könnte jede GeldKarte auch BahnCard sein und umgekehrt.

Etwas neuer wäre die Nutzung des neuen Perso's gewesen - aber da wollte man wohl Diskussionen zu den Themen Anonymitätsverlust und Bewegungsprofile aus dem Weg gehen... wobei jede Form elektronischer Bezahlsysteme ja wohl an irgendeinem Ende eine Zuordnung ermöglicht. Die PersApp an allen Plätzen zu ergänzen, die schon electronic cash bieten, ist technisch mit recht überschaubarem Aufwand zu bewerkstelligen. Fahrkartenautomaten könnten durch die berührungslose Erkennung (RFID) sogar noch sicherer gegen Vandalismus werden.
So gesehen, ist das RFID des neuen Perso's dem NFC von Handys sogar noch vorzuziehen, da es in bezug auf Diebstahl oder Manipulation sicherer und nicht auf bestimmte Geräte beschränkt ist und kein Akku leer werden kann.

Auch schon seit 2000 verfügbar ist der Chip in der electronic-cash-Karte. 2008 hatten bereits 70% aller Karten den Chip, seit Anfang 2011 ist der Chip im Inland für Zahlungen zwingend vorgeschrieben. Auch da gäbe es analog zur Geldkarte die Möglichkeit, den Chip um eine Ticket-App zu ergänzen - nicht nur die Buchung, sondern auch Speicherung und Kontrolle wären damit machbar.


Wenn ich dann noch bedenke, ...
... dass die Deutsche Bahn selbst einer der Netzbetreiber für Electronic Cash ist, also ohnehin die für die letzten drei Vorschläge nötige Technik und Infrastruktur seit Jahren besitzt und nutzt, ohne dafür dann auch praktikable eigene mobile oder pass-through Booking-Lösungen zu entwerfen, ...
... muss ich befürchten, dass es bei Touch&Travel auch wieder nur um eine reine Image-Kiste geht und nicht um einen breit angelegten praktischen Nutzen.

Kurzum: ich könnte mir so manche sehr zukunftsfähige Lösung vorstellen, die zugleich noch barrierefreier und sozial noch weniger diskriminierend ist als Touch&Travel. Aber versteht bitte, dass ich das Forum hier nicht für den richtigen Platz halte, um dazu konkreter zu werden.


P.S.:
Bevor Ihr bemängelt, dass ich kartenbasierende Lösungen der kontaktlosen, rein mobilen Buchung von Touch&Travel gegenüberstelle:
Bus und Bahn halten für gewöhnlich für das Zu- und Aussteigen nur an dafür vorgesehenen Haltepunkten. Nach wie vor ist es, trotz aller technischen Fortschritte, für das Mitfahren noch immer unverzichtbar, sich selbst körperlich dort hin zu begeben. Selbst Apple konnte das Einsteigen bisher noch nicht erfolgreich virtualisieren.
Also hat man auch Gelegenheit, dort eine Karte zu verwenden.
Ob man vor Ort dafür 5 Minuten oder nur 10 Sekunden braucht, liegt nicht am Medium, sondern daran, wie 'smart' das System dahinter ist.
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[1.1] peso antwortet auf noplease
03.11.2011 15:34
Benutzer noplease schrieb:

Gutes -

Danke - Klasse Beitrag

peso