Lieber Herr Petzke,
vielen Dank für Ihre interessante und ausführliche Antwort,
die ich wieder und wieder gelesen habe,
um alle Infos aufzusaugen! :-)
Benutzer Ali.As schrieb:
... früher habe ich für ein möglichst scharfes Bild die Blende immer schön weit zugemacht.
Aber das natürlich, um die Schärfentiefe
zu vergrößern.
Denn die "Beugungsscheibchen" dürften bei
der hochwertigen und großvolumigen Optik einer Spiegelreflexkamera und (oder trotz?) der unerreichten "Megapixelzahl" einer
klassischen Fotoemulsion wohl keine Rolle gespielt haben.
Benutzer Kai Petzke schrieb:
Genau anders herum wird ein Schuh draus: Weil KB-Film sehr hoch auflöst, limitiert
die Beugung an der Blende auch bei
großvolumigen Kameras die Bildauflösung.
... Spätestens ab Blende 4 arbeitet man mit
dem genannten Film bereits beugungsbegrenzt,
Der Verdacht begann mir im Moment des Postens zu dämmern,
deshalb hab ich noch schnell "oder trotz?" eingefügt.
Ist ja auch klar:
Die Bildqualität wird begrenzt
- entweder durch das Objektiv
- oder durch das Aufnahmemedium (Film oder Fotosensor)
- oder eben durch das Genie hinter der Kamera, das von Beugungsscheibchen nichts weiß und deshalb immer schön bis zum Gehtnichtmehr abblendet! ;-)
Jetzt hab ich's von kompetenter Stelle also schriftlich, daß ich meine Fotos jahrelang durch großzügiges Abblenden vers... äh verdorben habe! ;-)
Und hab's damals noch nicht mal bemerkt! ;-)
Benutzer Kai Petzke schrieb:
wobei man bei 100-ASA-Film selten unter Blende 5,6 muss, weil der Film ja doch
recht viel Licht braucht.
"Muß" vielleicht nicht. "Kann" aber schon! ;-)
Ich hab eigentlich immer die "großen" Blenden(zahlen) von 8 an aufwärts bevorzugt, um ordentlich Schärfentiefe zu erzielen und so Fehlfokussierungen vorzubeugen (Autofokus gab's noch nicht, und Scharfstellen mit Mattscheibe, Schnittbildindikator und Mikroprismenring war so eine Sache - und erst recht für Schnappschüsse viel zu zeitraubend).
Benutzer Kai Petzke schrieb:
... wichtig, dass das Vergrößerungssystem mindestens dieselbe oder eine bessere
Blendenzahl hat wie die Kamera - sonst ist
die Vergrößerung Beugungslimitiert, nicht die Originalaufnahme!
Puh, na wenigstens hab ich DIESEN Fehler wohl meistens vermieden!
Aber der ist bei stark beugungsscheibchenverseuchtem Ausgangsmaterial ja auch gar nicht mehr so leicht zu machen! ;-)
Benutzer Ali.As schrieb:
bei ... der unerreichten "Megapixelzahl"
einer klassischen Fotoemulsion
Benutzer Kai Petzke schrieb:
400 "Pixel" pro Millimeter entspricht auf das Kleinbildformat 36x24 mm hochgerechnet
übrigens 140 Megapixel. Ich erwarte, dass
Vollformat-Digitalkameras in den nächsten 5 Jahren in die Nähe dieses Wertes kommen ...
Na, dann hatte ich mit meinem "unerreicht" ja noch so gerade eben Recht.
Hätte gedacht, das dauert noch 100 Jahre! ;-)
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Benutzer Kai Petzke schrieb:
Benutzer Ali.As schrieb:
Und die Tatsache, daß dadurch das Bild bei kleinerer Blendenöffnung = größerer Blende(nzahl) UNschärfer wird, fand ich total verblüffend:
Denn früher habe ich für ein möglichst scharfes Bild die Blende immer schön weit zugemacht.
Aber das natürlich, um die Schärfentiefe zu vergrößern.
Die höhere Schärfentiefe ist der positive Effekt einer kleinen Blende (= große Blendenzahl). Der negativen Effekte sind weniger Licht und mehr Beugungsunschärfe.
Denn die "Beugungsscheibchen" dürften bei der hochwertigen und großvolumigen Optik einer Spiegelreflexkamera und (oder trotz?) der unerreichten "Megapixelzahl" einer klassischen Fotoemulsion wohl keine Rolle gespielt haben.
Genau anders herum wird ein Schuh draus: Weil KB-Film sehr hoch auflöst, limitiert die Beugung an der Blende auch bei großvolumigen Kameras die Bildauflösung. Handelsübliche 100-ASA-Filme lösen bei ausreichend hohem Objektkontrast 200 Linien pro Millimeter auf, entsprechend 400 "Pixel" pro Millimeter (man muss ja ein helles und dunkles Pixel nebeneinander haben, um eine Linie darzustellen), entsprechend 2,5 µm Seitenlänge pro "Pixel". Bei Blende 2,8 hat man bei 590 nm Lichtwellenlänge (gelb-orange) bereits 4 µm dicke Beugungsscheibchen, d.h., zwei Linien, die im Abstand von 5 µm auf den Film projeziert werden, laufen noch gerade so nicht ineinander. Spätestens ab Blende 4 arbeitet man mit dem genannten Film bereits beugungsbegrenzt, wobei man bei 100-ASA-Film selten unter Blende 5,6 muss, weil der Film ja doch recht viel Licht braucht.
Die Beugungseffekte bei kleiner Blende sieht man (anders als die Effekte durch Lichtmangel) beim normalen Fotoabzug in Postkartengröße natürlich nicht, sondern allenfalls mit einem sehr hochwertigen Diaprojektor oder bei Ausschnittsvergrößerungen. Dabei ist dann zudem wichtig, dass das Vergrößerungssystem mindestens dieselbe oder eine bessere Blendenzahl hat wie die Kamera - sonst ist die Vergrößerung Beugungslimitiert, nicht die Originalaufnahme!
400 "Pixel" pro Millimeter entspricht auf das Kleinbildformat 36x24 mm hochgerechnet übrigens 140 Megapixel. Ich erwarte, dass Vollformat-Digitalkameras in den nächsten 5 Jahren in die Nähe dieses Wertes kommen, zum Beispiel 100 Megapixel. Die größten Probleme liegen dabei sicher nicht beim Sensor, sondern bei der Konstruktion von (Zoom-)Objektiven, die wirklich die nötige optische Qualität aufweisen.
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