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Danke Teltarif!


13.03.2013 13:40 - Gestartet von Leiter Kundenverarsche³
einmal geändert am 13.03.2013 13:49
Erstmal ein großes Lob, dafür, dass ihr nun doch so zeitnah ein Interview mit der Telekom über die Wichtigsten Themen geführt habt.

Der erste und vollkommen zufriedenstellende Teil beschreibt klar die Determinanten des Erfolgs der DTAG im aktuellen Marktumfeld:

Wir haben ja schon das größte HSPA-Netz in Deutschland. Wir haben hier in den vergangenen Jahren viel getan und werden das auch in diesem Jahr noch weiter machen.

Wir bieten im HSPA-Netz flächendeckend 42 MBit/s an.

Wir haben da aber auch keinen zeitlichen Druck, da unsere derzeitige Lösung mit dem Fallback auf bestehende Netze sehr gut läuft. Aber kommen wird die Telefonie per LTE.

Ja, einen großen Teil unserer Sendemasten haben wir mit Glasfaser angebunden und führen über diese Leitungen den Sprach- und Datenverkehr ab. Aber das, was Sie ansprechen, ist Teil unserer integrierten Netzstrategie mit den vier Punkten LTE, Fibre, Vectoring und der Anstrengung, Mobilfunk und Festnetz näher zueinander zu bringen. Das ist der Ansatz eines integrierten Players: Wir machen hier ja keine getrennten Planungen für LTE und Festnetz, sondern kombinieren diese.

Der letzte Punkt ist hierbei wohl der Entscheidende und erklärt gut, warum Vodafone (mit seiner präferierten, schlechteren Richtfunklösung), O2 (mit seinen äußerst geringen eigenen Festnetzkapazitäten) und E-Plus (ganz ohne Festnetz bzw. ohne einen festen Partner wie Versatel) ziemlich chancenlos sind.
Wenigstens Vodafone als ebenfalls vollintegrierter Konzern könnte durchaus auch anders mitspielen mit mit eigenen Kapazitäten. Man will bzw. darf (London!) ja aber kein Geld dafür in die Hand nehmen...

Und so wird eben alles so bleiben wie es bereits ist bzw. die Kluft im Mobilfunk (und Festnetz) wird in der bisher bekannten Rangfolge sogar noch eher anwachsen. Ganz weit vorne die Telekom, dann mit weitem Abstand Vodafone und relativ dicht dahinter Telefonica. Und ganz ganz unten, da kriecht dann E-Plus herum und krächzt "Bitte! Tötet mich!"... ;-)

Sehr gut fand ich auch die Frage zum Thema Bonding. Das ist aus meiner Sicht ein hochrelevantes Thema im Hinblick die Konkurrenz aus dem Kabel. Man sollte Bonding (gegen angemessenen Aufpreis)überall dort einsetzen wo es kundenseitig möglich ist. Die meisten Haushalte sind ja mit "doppelter Doppeladerstruktur", also 4-adrig angeschlossen. Da läge es eigentlich sehr nahe, hierüber eine Bandbreitensteigerung zu ermöglichen.
Für ADSL2+ und VDSL wäre es höchst lohnenswert, so lange "Glasfaser für alle" noch in weiter Ferne liegt. Auch und vor allem wenn die Vectoring-Pläne scheitern sollten, muss man das Thema dringend wieder aufgreifen. Und hier muss ich sagen, bin ich von der Telekom äußerst enttäuscht. Deren bisherige und aktuelle Haltung zu Bonding ist höchst arrogant und dumm.
Aber wir werden sehen...

In der Sache bezüglich Analoganschluss bin ich wiederum von Teltatarif und Herrn Neuhetzki ziemlich enttäuscht. Wo bleiben die ganzen bohrenden Detailfragen? Das kann's doch nicht gewesen sein zu diesem bedeutenden Thema?!? Wie sieht es aus mit ISDN? Die neuen NGN-MSANs werden doch wohl die Möglichkeit bieten, entsprechende Linecards für Analoganschlüsse und ISDN anzudocken. Warum also die aktuelle Nötigungsumstellung auf reine ALL-IP-Ports? Gedenkt die Telekom etwa, künftig überhaupt keine entsprechenden Linecards mehr einzustzen? Nichteinmal (im Vergleich zu analog) für weniger aufwändiges ISDN? Das kann/will ich mir einfach nicht vorstellen. Andererseits - warum wird man "am Ende nicht um Kündigungen von Altverträgen umhinkommen"??? Warum wurde da nicht weiter nachgebohrt Herr Journalist?

Zum Schluss heißt es ja dann auch noch:
Hier sind wir noch gefordert, um weitere Nachfolgeprodukte zu entwickeln. Kunden, die fürs Erste einen analogen Anschluss benötigen, werden wir diesen auch nicht kündigen, bis wir eine Alternative anbieten können.

Hier müssen wir Lösungen schaffen. Mehr lässt sich dazu heute noch nicht sagen, wir werden aber keinen Kunden im Regen stehen lassen, so viel ist klar.

WTF? Das Widerspricht sich doch alles irgendwie. Ich will wissen wie eine mögliche Zukunftslöung bei der DTAG aussieht! Ich möchte auch unbedingt wissen, wie sich das ganze NGN-Vorhaben auf DTAG-Konkurrenten wie Vodafone, Versatel & Co. auswirken wird! Das fehlt alles...
Bitte noch unbedingt nachholen!
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[1] hrgajek antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
13.03.2013 15:42

einmal geändert am 13.03.2013 17:39
Hallo,

Hier wird immer öfters der Begriff MSAN (=Multi Service Access Node) gebraucht, das ist eine "Wunderkiste", die auf der einen Seite mit IP ans "Netz" angeschlossen wird, auf "Kunden"-Seite aber Analog Telefonie, ISDN, DSL etc. etc. kann.

Der Einsatz von MSAN hätte den Charme, daß draußen beim Endkunden erst mal nichts geändert werden müßte.

Die Netzbetreiber tendieren aber dazu, ihre Netze komplet zu "streamlinen", sprich die Anzahl der Verteilerstationen (AKA "Vermittlungsstellen") zu reduzieren und alles in einem Super-Rechenzentrum zu konzentrieren. Sprich ein Anruf von Berlin Alt Moabit nach Berlin Niederschönhausen wird dann über München geroutet (willkürliches Beispiel.) Durch die extreme Konzentration können wohl Kosten eingespart werden.

Ein fast 10 Jahre alter, aber dennoch lesenswerter Artikel hat die Zeitschrift NET im Netz: http://www.net-im-web.de/pdf/2004_05s11.pdf

Ich denke der Dreh und Angelpunkt der ganzen Geschichte sind im Moment diametrale Anforderungen:

a) Die Forderung nach immer höhere Datengeschwindigkeiten beim Endkunden (die aus heutiger Sicht langfristig nur mit Glasfaser bis hin zum Kunden = FTTH sinnvoll zu lösen sind)

b) der immer brutalere Preisdruck von allen Seiten:
Kunden wollen nicht mehr, sondern eher weniger zahlen oder wenigstens mehr fürs Geld als bisher.

Hersteller wollen neue Technik verkaufen, die alles verspricht, die es aber nicht für umsonst gibt.

Mitarbeiter wollen Lohnsteigerungen, um Preissteigerungen der Lebenshaltungskosten auszugleichen und eine echte Steigerung dazu, die verkonsumiert werden kann und damit irgendwo auch Arbeitsplätze sichert.

Und dann natürlich noch die Shareholder, die ihre Rendite im Auge haben (womit telefonieren die bei Netzausfall?)

Alles nicht einfach.

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[2] Mobilfunk-Experte antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
14.03.2013 11:48
Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:

[...] Bonding [...] ist aus meiner Sicht ein
hochrelevantes Thema im Hinblick die
Konkurrenz aus dem Kabel. Man sollte Bonding
(gegen angemessenen Aufpreis) überall dort einsetzen wo es kundenseitig möglich ist.

Das Problem ist (auch) der angemessene Aufpreis. Datenprodukte, die zwei Adernpaare nutzen, werden Geschäftskunden meistens zu Preisen angeboten, die eine ganze Größenordnung über denen normaler Privatkunden-Anschlüsse liegen. Diese Preise will sich natürlich kein Anbieter gern kaputt machen.

[...] Die neuen NGN-MSANs werden doch wohl die Möglichkeit bieten, entsprechende Linecards für Analoganschlüsse und ISDN anzudocken. Warum also die aktuelle Nötigungsumstellung auf reine ALL-IP-Ports? Gedenkt die Telekom etwa, künftig überhaupt keine entsprechenden Linecards mehr einzustzen? Nichteinmal (im Vergleich zu analog) für weniger aufwändiges ISDN?

Dass eine ISDN-fähige Linecard weniger aufwändig sein soll als eine "analoge", kann ich mir höchstens bei sehr puristisch technischer Betrachtung vorstellen. Die Kostenseite dürfte da eine etwas andere Sprache sprechen.

Das kann/will ich mir einfach nicht vorstellen.

Ich könnte mir eher noch das Gegenteil vorstellen - dass es zum Teilnehmer hin weiterhin Analog-Ports geben wird, aber keine ISDN-Basisanschlüsse mehr.
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[3] talk antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
17.03.2013 17:58
Hallo,

Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:

Erstmal ein großes Lob, dafür, dass ihr nun doch so zeitnah ein Interview mit der Telekom über die Wichtigsten Themen geführt habt.

Dem möchte ich mich anschließen!

Aber auch ich habe an dem Teil, der sich mit der angedrohten
Umstellung auf All-IP beschäftigt, etwas herumzumeckern
(mehr dazu weiter unten) ... ;-)

Der letzte Punkt ist hierbei wohl der Entscheidende und erklärt gut, warum Vodafone (mit seiner präferierten, schlechteren Richtfunklösung), O2 (mit seinen äußerst geringen eigenen Festnetzkapazitäten) und E-Plus (ganz ohne Festnetz bzw. ohne einen festen Partner wie Versatel) ziemlich chancenlos sind.

Vodafone hat ja ein LWL-Netz an vielen Bahnstecken - das reicht
aber halt auch längst nicht zu jedem Sendemasten.

Telefonica o2 hat für das eigene DSL-Accessnetz eine große
Anzahl an Städten (genauer gesagt: deren Telekom-Hauptverteiler)
erschlossen und auch ein Backbone zwischen den Großstädten
aufgebaut, allerdings wohl eher mit gemieteter Infrastruktur
(Bandbreiten, Wellenlängen oder vielleicht auch Dark Fiber).
Die Frage ist, inwiefern man da Synergieeffekte zwischen
DSL/Festnetz und Mobilfunk schaffen kann. Es gibt ja aber auch
noch eine Vereinbarung mit der Telekom über den Bezug von
Glasfaserleitungen für diverse Mobilfunk-Standorte.

E-Plus müßte über KPN Eurorings auf LWL-Kapazitäten zwischen
ca. 15(?) deutschen Großstädten zurückgreifen können und hat
daneben für die regionale Ebene auch noch einen Vertrag mit
Versatel.

Insgesamt sollten Vodafone, o2 und E-Plus damit alle jeweils
einige wichtige zentrale Standorte mit LWL anbinden können.
Ggf. läßt sich über regionale Carrier (Stadtwerke etc.) auch
noch manches in der Region anbinden. Damit dürfte sich der
Richtfunk-Anteil vor allem auf die Zugangsnetze beschränken -
und da kann man dann mit heutigen Lösungen auch im GBit/s-
Bereich arbeiten.

Die Telekom hat auch nicht alle Stationen mit Glasfaser
angeschlossen. Teilweise setzt sie auch auf Richtfunk.

In der Sache bezüglich Analoganschluss bin ich wiederum von Teltatarif und Herrn Neuhetzki ziemlich enttäuscht. Wo bleiben die ganzen bohrenden Detailfragen? Das kann's doch nicht gewesen sein zu diesem bedeutenden Thema?!?

Ja, da hätte ich mir bei den Fragen auch etwas mehr
Hartnäckigkeit gewünscht. :-)

Wie sieht es aus mit ISDN? Die neuen NGN-MSANs werden doch wohl die Möglichkeit bieten, entsprechende Linecards für Analoganschlüsse und ISDN anzudocken.

Die Telekom setzt meines Wissens bei den MSANs auf Technik von
Nokia Siemens Networks, genauer gesagt die Surpass hix-Serie
(z.B. hix 5625).

Inzwischen wurde dieser ehemalige NSN-Teil an Adran
verkauft, wo diese Technik nur noch unter der Bezeichnung
"hix 5600-Series" läuft.

Siehe z.B.

https://www.adtran.com/web/page/portal/Adtran/group/4186

https://www.adtran.com/pub/Library/Presentations/hiX%205600%20Series%20Overview.pdf

Oder schon älter:
http://www.itm-group.com/web/fileadmin/itm/datenblaetter/NSN/hiX-56xx.pdf

Das nur als kleine spontane Auswahl.

Wie man diesen Links entnehmen kann, soll es auch ISDN-Linecards
für die "hix 5600-Serie" geben.

Ich habe in diesem Zusammenhang aber schon unterschiedliche
Angaben dazu gelesen, welcher Leitungscode bei ISDN-
Basisanschlüssen (nur 2B1Q oder auch 4B3T?) unterstützt
wird und ob es auch Linecards für ISDN-PMX-Anschlüsse
(also die 2 MBit/s-Anschlüsse für Geschäftskunden) gibt.

Andere bekannte MSAN-Hersteller sind z.B. Keymile und Huawei,
siehe:

http://www.keymile.com/de/products/milegate/MileGate.html

http://www.huawei.com/en/products/fixed-access/multi-service/index.htm

Wie man sieht, ist also theoretisch mit den MSANs eine ganze
Menge möglich. Wobei das "multi-service" je nach Hersteller
aber durchaus auch etwas unterschiedlich verstanden wird.
Es ist also durchaus denkbar, daß vielleicht Hersteller A
auch Linecards für Dienst X anbietet, Hersteller B dagegen
nicht...

Warum also die aktuelle Nötigungsumstellung auf reine ALL-IP-Ports? Gedenkt die Telekom etwa, künftig überhaupt keine entsprechenden Linecards mehr einzustzen? Nichteinmal (im Vergleich zu analog) für weniger aufwändiges ISDN?

Meine Vermutung:

DSL-Kunden haben in der Regel einen Router, der auch VoIP
unterstützt (oder können ihn ggf. von der Telekom mieten).
Also wird man wohl versuchen, diese Kunden großteils auf ein
All-IP-Produkt zu migrieren. Diese Kunden benötigen dann
im MSAN nur noch einen DSL-Port und keinen Voice-Port.

Kunden mit reinem Telefonanschluß (z.B. Rentner mit
Analoganschluß) wird man wohl auf eine Voice-Linecard im
MSAN schalten.

Für anspruchsvolle Privat- und Businesskunden, die unbedingt
DSL mit Analog/ISDN haben wollen, könnte man mit den MSANs
wohl auch eine äquivalente Lösung anbieten, die sich dann
nutzerseitig wie die bisherige Analog-/ISDN- mit DSL-Kombi
anfühlt, aber netzseitig komplett IP-basiert ist. Diese
Kunden dürften dann aber mehrere Ports belegen (DSL-Port
plus Voice-Port). Es gibt zwar auch Combo-Linecards, die
z.B. Analog und DSL kombiniert ausgeben können, diese dürften
aber vermutlich teurer sein, als eine reine DSL-Linecard.

Letztendlich wird es also wohl mehr Aufwand und mehr Kosten
bedeuten. Das könnte man aber natürlich abfangen, indem
man z.B. für ein solches Produkt einen kleinen Aufpreis
verlangt.

Meines Wissens gibt es in Österreich (Telekom Austria) und
Großbritannien (BT) längst einen vergleichbaren Netzumbau
auf MSAN-Basis, ohne die Kunden selbst zu All-IP zu zwingen.

Zum Schluss heißt es ja dann auch noch: Hier sind wir noch gefordert, um weitere Nachfolgeprodukte zu entwickeln. Kunden, die fürs Erste einen analogen Anschluss benötigen, werden wir diesen auch nicht kündigen, bis wir eine Alternative anbieten können.

Hier müssen wir Lösungen schaffen. Mehr lässt sich dazu heute noch nicht sagen, wir werden aber keinen Kunden im Regen stehen lassen, so viel ist klar.

WTF? Das Widerspricht sich doch alles irgendwie. Ich will wissen wie eine mögliche Zukunftslöung bei der DTAG aussieht!

Man kündigt ja heute schon die ersten Nutzer. Da dürfte sich
durchaus der eine oder andere "im Regen stehengelassen fühlen".

Ich möchte auch unbedingt wissen, wie sich das ganze NGN-Vorhaben auf DTAG-Konkurrenten wie Vodafone, Versatel & Co.
auswirken wird!

Ich meine mich zu erinnern, daß man bei der Telekom mal die
Vision hatte, mit der Umstellung auf All-IP/MSAN auch einen
Teil(?) der heutigen Hauptverteiler-Standorte aufzugeben.
Davon hörte man aber in der letzten Zeit irgendwie nichts
mehr. Ich halte das auch bis auf weiteres für nicht realisitisch.

Solange es die Hauptverteiler-Standorte gibt, können
Vodafone, Versatel und Co. auch weiterhin dort eine Kollokation
(engl.: Colocation) anmieten und ihre Technik dort betreiben.

cu talk