Hallo,
Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:
Erstmal ein großes Lob, dafür, dass ihr nun doch so zeitnah ein Interview mit der Telekom über die Wichtigsten Themen geführt habt.
Dem möchte ich mich anschließen!
Aber auch ich habe an dem Teil, der sich mit der angedrohten
Umstellung auf All-IP beschäftigt, etwas herumzumeckern
(mehr dazu weiter unten) ... ;-)
Der letzte Punkt ist hierbei wohl der Entscheidende und erklärt gut, warum Vodafone (mit seiner präferierten, schlechteren Richtfunklösung), O2 (mit seinen äußerst geringen eigenen Festnetzkapazitäten) und E-Plus (ganz ohne Festnetz bzw. ohne einen festen Partner wie Versatel) ziemlich chancenlos sind.
Vodafone hat ja ein LWL-Netz an vielen Bahnstecken - das reicht
aber halt auch längst nicht zu jedem Sendemasten.
Telefonica o2 hat für das eigene DSL-Accessnetz eine große
Anzahl an Städten (genauer gesagt: deren Telekom-Hauptverteiler)
erschlossen und auch ein Backbone zwischen den Großstädten
aufgebaut, allerdings wohl eher mit gemieteter Infrastruktur
(Bandbreiten, Wellenlängen oder vielleicht auch Dark Fiber).
Die Frage ist, inwiefern man da Synergieeffekte zwischen
DSL/Festnetz und Mobilfunk schaffen kann. Es gibt ja aber auch
noch eine Vereinbarung mit der Telekom über den Bezug von
Glasfaserleitungen für diverse Mobilfunk-Standorte.
E-Plus müßte über KPN Eurorings auf LWL-Kapazitäten zwischen
ca. 15(?) deutschen Großstädten zurückgreifen können und hat
daneben für die regionale Ebene auch noch einen Vertrag mit
Versatel.
Insgesamt sollten Vodafone, o2 und E-Plus damit alle jeweils
einige wichtige zentrale Standorte mit LWL anbinden können.
Ggf. läßt sich über regionale Carrier (Stadtwerke etc.) auch
noch manches in der Region anbinden. Damit dürfte sich der
Richtfunk-Anteil vor allem auf die Zugangsnetze beschränken -
und da kann man dann mit heutigen Lösungen auch im GBit/s-
Bereich arbeiten.
Die Telekom hat auch nicht alle Stationen mit Glasfaser
angeschlossen. Teilweise setzt sie auch auf Richtfunk.
In der Sache bezüglich Analoganschluss bin ich wiederum von Teltatarif und Herrn Neuhetzki ziemlich enttäuscht. Wo bleiben die ganzen bohrenden Detailfragen? Das kann's doch nicht gewesen sein zu diesem bedeutenden Thema?!?
Ja, da hätte ich mir bei den Fragen auch etwas mehr
Hartnäckigkeit gewünscht. :-)
Wie sieht es aus mit ISDN? Die neuen NGN-MSANs werden doch wohl die Möglichkeit bieten, entsprechende Linecards für Analoganschlüsse und ISDN anzudocken.
Die Telekom setzt meines Wissens bei den MSANs auf Technik von
Nokia Siemens Networks, genauer gesagt die Surpass hix-Serie
(z.B. hix 5625).
Inzwischen wurde dieser ehemalige NSN-Teil an Adran
verkauft, wo diese Technik nur noch unter der Bezeichnung
"hix 5600-Series" läuft.
Siehe z.B.
https://www.adtran.com/
web/page/portal/Adtran/group/4186
https://www.adtran.com/pub/Library/Presentations/hiX%205600%20Series%20Overview.pdf
Oder schon älter:
http://www.itm-group.com/web/fileadmin/itm/datenblaetter/NSN/hiX-56xx.pdf
Das nur als kleine spontane Auswahl.
Wie man diesen Links entnehmen kann, soll es auch ISDN-Linecards
für die "hix 5600-Serie" geben.
Ich habe in diesem Zusammenhang aber schon unterschiedliche
Angaben dazu gelesen, welcher Leitungscode bei ISDN-
Basisanschlüssen (nur 2B1Q oder auch 4B3T?) unterstützt
wird und ob es auch Linecards für ISDN-PMX-Anschlüsse
(also die 2 MBit/s-Anschlüsse für Geschäftskunden) gibt.
Andere bekannte MSAN-Hersteller sind z.B. Keymile und Huawei,
siehe:
http://www.keymile.com/de/products/milegate/MileGate.html
http://www.huawei.com/en/products/fixed-access/multi-service/index.htm
Wie man sieht, ist also theoretisch mit den MSANs eine ganze
Menge möglich. Wobei das "multi-service" je nach Hersteller
aber durchaus auch etwas unterschiedlich verstanden wird.
Es ist also durchaus denkbar, daß vielleicht Hersteller A
auch Linecards für Dienst X anbietet, Hersteller B dagegen
nicht...
Warum also die aktuelle Nötigungsumstellung auf reine ALL-IP-Ports? Gedenkt die Telekom etwa, künftig überhaupt keine entsprechenden Linecards mehr einzustzen? Nichteinmal (im Vergleich zu analog) für weniger aufwändiges ISDN?
Meine Vermutung:
DSL-Kunden haben in der Regel einen Router, der auch VoIP
unterstützt (oder können ihn ggf. von der Telekom mieten).
Also wird man wohl versuchen, diese Kunden großteils auf ein
All-IP-Produkt zu migrieren. Diese Kunden benötigen dann
im MSAN nur noch einen DSL-Port und keinen Voice-Port.
Kunden mit reinem Telefonanschluß (z.B. Rentner mit
Analoganschluß) wird man wohl auf eine Voice-Linecard im
MSAN schalten.
Für anspruchsvolle Privat- und Businesskunden, die unbedingt
DSL mit Analog/ISDN haben wollen, könnte man mit den MSANs
wohl auch eine äquivalente Lösung anbieten, die sich dann
nutzerseitig wie die bisherige Analog-/ISDN- mit DSL-Kombi
anfühlt, aber netzseitig komplett IP-basiert ist. Diese
Kunden dürften dann aber mehrere Ports belegen (DSL-Port
plus Voice-Port). Es gibt zwar auch Combo-Linecards, die
z.B. Analog und DSL kombiniert ausgeben können, diese dürften
aber vermutlich teurer sein, als eine reine DSL-Linecard.
Letztendlich wird es also wohl mehr Aufwand und mehr Kosten
bedeuten. Das könnte man aber natürlich abfangen, indem
man z.B. für ein solches Produkt einen kleinen Aufpreis
verlangt.
Meines Wissens gibt es in Österreich (Telekom Austria) und
Großbritannien (BT) längst einen vergleichbaren Netzumbau
auf MSAN-Basis, ohne die Kunden selbst zu All-IP zu zwingen.
Zum Schluss heißt es ja dann auch noch: Hier sind wir noch gefordert, um weitere Nachfolgeprodukte zu entwickeln. Kunden, die fürs Erste einen analogen Anschluss benötigen, werden wir diesen auch nicht kündigen, bis wir eine Alternative anbieten können.
Hier müssen wir Lösungen schaffen. Mehr lässt sich dazu heute noch nicht sagen, wir werden aber keinen Kunden im Regen stehen lassen, so viel ist klar.
WTF? Das Widerspricht sich doch alles irgendwie. Ich will wissen wie eine mögliche Zukunftslöung bei der DTAG aussieht!
Man kündigt ja heute schon die ersten Nutzer. Da dürfte sich
durchaus der eine oder andere "im Regen stehengelassen fühlen".
Ich möchte auch unbedingt wissen, wie sich das ganze NGN-Vorhaben auf DTAG-Konkurrenten wie Vodafone, Versatel & Co.
auswirken wird!
Ich meine mich zu erinnern, daß man bei der Telekom mal die
Vision hatte, mit der Umstellung auf All-IP/MSAN auch einen
Teil(?) der heutigen Hauptverteiler-Standorte aufzugeben.
Davon hörte man aber in der letzten Zeit irgendwie nichts
mehr. Ich halte das auch bis auf weiteres für nicht realisitisch.
Solange es die Hauptverteiler-Standorte gibt, können
Vodafone, Versatel und Co. auch weiterhin dort eine Kollokation
(engl.: Colocation) anmieten und ihre Technik dort betreiben.
cu talk