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Weichgespülte Drossel !?


14.10.2013 06:58 - Gestartet von demutnixgut
So drängend scheint das Problem der Power-User, wenigstens für O2, nicht zu sein. Im Vergleich zur Telekom sind die Drosselregelungen doch bereits ganz erheblich großzügiger ausgelegt. Die genauen Regelungen für das Prozedere beim Zu- und Abbuchen der "Unlimited-Option" stehen zwar noch aus aber es scheint wohl so zu sein, dass sich Leute theoretisch nur alle 3 Monate so was kaufen müssen, um unterm Strich eine ungedrosselte Flat zu haben. Bei Tarifen ohne MVLZ ist auch die Kündigung nach "versehentlicher" Scharfschaltung der Drossel denkbar.
Offenbar begnügt man sich bei O2, bezogen auf die Drosselung, damit, lediglich blindwütige Allessauger etwas abzuschrecken.

Auf alle Fälle aber bringt die Drossel den Markt ganz schön in Bewegung. Und nicht nur den Markt sondern auch die Politik, die das ganze Treiben zwar bislang recht lustlos aber doch immerhin mit einem gewissen, öffentlich geäußerten Argwohn beobachtet.

Denn Drosselungen haben bereits im Mobilfunkbereich dazu geführt, dass der Netzausbau erheblich reduziert wurde bzw. leistungsfähigere Ausbautechniken (LTE) für die Anbindung von entfernten Festnetzanschlüssen "umgenutzt" wurden.
Ähnliches steht nun (sehr zu Recht) für das Festnetz zu befürchten: Geworben wird mit ultra hohen Bandbreiten, die aber für den Einzelnen nur für kurze Zeit bzw. für ein begrenztes Volumen nutzbar sind. Dahinter steht das Desinteresse der Festnetzbetreiber, Techniken in der Fläche zu installieren, die echte Full-Flats auch in der Zukunft technisch möglich machen: Glasfaser mindestens bis in jedes Haus in Point to Point Technik.

"Drosselflats" ermöglichen es den Netzbetreibern faktisch, den bisherigen Ausbaustand erst mal einzufrieren (Koaxkabel wie DSL/Cu Doppelader) und das spart SEHR viel Geld.

Es ist die Frage, ob die Politik dem, so wie es beim Mobilfunk geschehen ist, auch beim Festnetz noch mal auf den Leim geht.
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[1] Leiter Kundenverarsche³ antwortet auf demutnixgut
14.10.2013 12:05
Benutzer demutnixgut schrieb:
So drängend scheint das Problem der Power-User, wenigstens für O2, nicht zu sein. (...)
Offenbar begnügt man sich bei O2, bezogen auf die Drosselung, damit, lediglich blindwütige Allessauger etwas abzuschrecken.

Das kann ich dir nur unterschreiben.

Auf alle Fälle aber bringt die Drossel den Markt ganz schön in Bewegung. Und nicht nur den Markt sondern auch die Politik, die das ganze Treiben zwar bislang recht lustlos aber doch immerhin mit einem gewissen, öffentlich geäußerten Argwohn beobachtet.

Ich denke, dass das der Politik, insbesondere post-electio, ziemlich egal ist. Warum sollte es irgendwen bekümmern, wenn die Flatrate nun durch die Provider neu definiert wird, solange die Neudefinition gewährleistet, dass die wichtigen Rudimentärfunktionen erhalten bleiben? Für's bloße Surfen, E-Mail und andere Banalitäten benötigt kein Mensch zwingend mehr als DSL 2k. Und das ist auch hier gegeben.

Denn Drosselungen haben bereits im Mobilfunkbereich dazu geführt, dass der Netzausbau erheblich reduziert wurde bzw. leistungsfähigere Ausbautechniken (LTE) für die Anbindung von entfernten Festnetzanschlüssen "umgenutzt" wurden.

Schwierig. Bzw. eher Nein. Es besteht kein direkter Zusammenhang zwischen Drosselung im Mobilfunk und Netzausbau. Im Gegenteil - Drosselungen verhelfen durch die daraus resultierenden Preisgestaltungsmöglichkeit doch erst, weitere Einnahmen für den Netzausbau zu erschließen.

Ähnliches steht nun (sehr zu Recht) für das Festnetz zu befürchten: Geworben wird mit ultra hohen Bandbreiten, die aber für den Einzelnen nur für kurze Zeit bzw. für ein begrenztes Volumen nutzbar sind. Dahinter steht das Desinteresse der Festnetzbetreiber, Techniken in der Fläche zu installieren, die echte Full-Flats auch in der Zukunft technisch möglich machen: Glasfaser mindestens bis in jedes Haus in Point to Point Technik.

Die Frage ist - wer ist "der Einzelne"? Die Betroffenen, gerade hier im Falle von o2, sind doch die Internet-Poweruser. Alle anderen werden von der Drossel wohl niemals etwas bemerken, weil Sie die Inklusivvolumengrenzen niemals reißen werden. Es ist daher legitim, die Poweruser extra zur Kasse zu bitten, da sie eine höhere Auslastung verursachen. Ob erforderliche Kapizitäten noch zu Hauf zur Verfügung stehen oder nicht, tut dabei übberhaupt nichts zur Sache. Das Verursacherprinzip ist in Ordnung und auch grundlegend in der natürlichen Wirtschaftsordnung. Bei den Heizkosten kommt schließlich auch keiner auf die Idee, dass man pro Kopf umlegt, obwohl rein energetisch betrachtet ja alle das Haus beheizen und Öl, Gas etc. ja schon gemeinsam in hinreichender Menge beschafft wurde. Oma Trude hat Winters 40°C im Schatten in Ihrer Oase, Student Müller im 20 Fachsemester lässt die Heizung den Winter über komplett uas und friert sich begnügsam seinen Hintern ab. Die #Drosselkom-Aktivisten sind die Oma-Trude des Internets. Gerade diejenigen mit Ihren nichtsnutzigen Ultrawichtigtuerblogs und anderem Online-Gedöhns wissen, dass es Sie kostenmäßig wohl eher treffen wird. Filesharer, P2Pler - bitte zur Kasse! o2 sagt: 100 GB für 5 €. Das ist fair. 15 € obendrauf - unlimitiertes Internet wie bisher. Auch nicht schlimm. Die Erde wird sich weiter drehen.

"Drosselflats" ermöglichen es den Netzbetreibern faktisch, den bisherigen Ausbaustand erst mal einzufrieren (Koaxkabel wie DSL/Cu Doppelader) und das spart SEHR viel Geld.

Ist doch nicht wahr. Einzig im Koaxkabel kann es momentan allerdings tatsächlich helfen, den dringend erforderlichen Ausbaubedarf ein wenig zu mildern.

Es ist die Frage, ob die Politik dem, so wie es beim Mobilfunk geschehen ist, auch beim Festnetz noch mal auf den Leim geht.

Nochmal: Die Politik ist niemandem auf den Leim gegangen. Es ist nicht ihre Aufgabe, aktiv in die Tarifgestaltung von Privatunternehmen einzugreifen. Unser schönes, altes BGB hat einen § 138. Das ist DER EINZIGE Maßstab, an dem sich die Tarifgestaltung der Provider messen lassen muss. Es ist Aufgabe der Justiz, im Zivilprozess im Einzelfall festzustellen, ob die Tatbestandsmerkmale verwirklicht worden sind. Es gibt keine anderen Öffentlich-Rechtlichen, einschlägigen Vorschriften, die in den Grundsatz der Privatautonomie bei der Gestaltung von Tarifordnungen für Endkundenprodukte eingreifen. Im ernst - was soll der ganze Zirkus. Liebe Netzaktivisten bucht doch einfach einen der neuen Tarife und klagt, wenn die Drossel bei euch greift. Der Klageweg steht - zu recht - auch dem hinterletzen Holzkopf offen. Wenn ihr meint, im Recht zu sein, dann tut das doch einfach. Wer aber nicht willens (oder in der Lage) ist, in Zukunft ein paar wenige € mehr im Jahr für seinen dringend benötigten, unlimitierten Internetanschluss hinzulatzen, der scheut wohl auch das Prozessrisiko. Denn insgeheim wissen doch gerade die besonders lauten Schreier, dass sie damit keinen Erfolg haben würden. Für Vielnutzer wird "das Netz" bald teurer werden. Daran gibt es nichts mehr zu deuteln und auch nichts mehr zu drehen.

@ Liebe Netzaktivisten, Unterstützer, Drosselbetroffene;
Statt vekrampft in Krokodilstränen auszubrechen, solltet ihr mit stolzgeschwellter Brust euren Obolus bezahlen und dann - völlig zu recht - öffentlich (und noch viel lautstärker als jetzt bei der Drossel) die Ausbauforderung gerade auf Basis eurer Zusatzgelder erheben. Dann tut ihr nämlich auch für alle etwas sinnvolles. Für euch selbst UND für den auskömmlichen Normalnutzer. Es darf nicht sein, dass "Entdrosselungsentgelte" in die Taschen von Anteilseignern fließen. Hier muss man den Providern auf die Finger klopfen. Bei den jetzigen Tarifpreisen und hohen TAL-Mieten an die Telekom ist via CuDa kein großangelegter Ausbau möglich. Das sollte jedem klar sein.
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[1.1] koelli antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
14.10.2013 14:06
Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:
Bei den Heizkosten kommt schließlich auch keiner auf die Idee, dass man pro Kopf umlegt.

Ist es bei Heizungskosten nicht so, dass man nur die Hälfte seines Verbrauchs selber zahlt und die andere Hälfte wird durch alle Mieter geteilt? Oder war das beim Wasserverbrauch so?
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[1.1.1] Mobilfunk-Experte antwortet auf koelli
14.10.2013 16:12
Benutzer koelli schrieb:

Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:

Bei den Heizkosten kommt schließlich auch keiner auf die Idee, dass man pro Kopf umlegt.

Ist es bei Heizungskosten nicht so, dass man nur die Hälfte seines Verbrauchs selber zahlt und die andere Hälfte wird durch alle Mieter geteilt?

Dort werden 50% bis 70% nach Verbrauch, der Rest nach Wohnfläche umgelegt. Man unterstellt dabei, dass das etwa der Kostenanteil ist, der direkt vom individuellen Wärmeverbrauch abhängt.

Bei DSL-Anschlüssen sind die Verhältnisse etwas anders. Da liegt der Anteil nutzungsabhängiger Kosten im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Das sollte man auch bedenken, wenn man vom "Verursacherprinzip" redet.
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[1.2] demutnixgut antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
14.10.2013 15:43

2x geändert, zuletzt am 14.10.2013 15:49
Nun, bei VDSL 50 (als Beispiel)sind (umgerechnet auf alle von einem Provider bei der Telekom georderten VDSL 50 Anschlüsse) knapp 100 GB/Monat inklusive (pro angemietetm Anschluss). Erst wenn die gerissen werden, muss der Provider extra dazu bezahlen.
Momentan liegt aber der Durchschnittsverbrauch bei, manche sagen 13 GB, woanders habe ich auch 20 GB/Monat gelesen. Sei es drum,
Das heißt dann aber: Poweruser verursachen (zu mindest dem Anmieter einer Telekom VDSL50 Leitung) überhaupt keine Extrakosten.
Und auch für die Telekom selbst ist Traffic ein praktisch irrelevanter Kostenpunkt.

Die Argumentationskette: Wer mehr saugt, verursacht mehr Kosten und soll auch mehr zahlen trifft momentan also überhaupt nicht zu.
Aber der Telekom geht es auch nicht ums Heute, sondern ums (Über)morgen und da werden die momentanen Grenzen recht bald erreicht werden.
Nochmal: Der Telekom (als Urheber der Drosselung) oder O2 geht es nicht um die Kosten der Poweruser. Es geht darum, dass a) die Telekom schlicht ihre Preise erhöhen will und b) (evtl.) zusätzliche Leitungsgebühren bei den Anmietern von Leitungen kassieren will aber vor allem um c) das möglichst lange Hinauszögern von durchschnittlichen Downloadraten, die VDSL (auch mit Vectoring) zur Bremse und Krücke machen.

Und das heißt eben, dass die Telekom ein falsches Spiel mit ihren Kunden (light UND Powerusern), Resellern wie z.B. O2 UND auch mit der Regulierungsbehörde/Politik betreibt.

Daher meine Empfehlungen:
- Verbot von Drosseltarifem im Festnetz (und auch im Mobilnetz)
- erhebliche Erhöhung des kostenfreien Kontingentes bei Bitstream (z.B. 500GB/Monat für VDSL50) oder sogar die komplette Abschaffung (=ausschließlich Pauschale pro Leitung)
- später sogar langsame Anhebung der Mindestbandbreiten (inkl.Berücksichtung von extremen "shared media" Engpässen (Kabelprovider), um alle Provider zum ständigen Netzausbau zu zwingen. Letztlich würde so ganau das erzwungen, was notwendig ist: Glasfaser für den Großteil des Landes, mit symmetrischen 200, 300 oder 1000 MBit (Festnetz) und vollständiger, engmaschiger LTE Ausbau, exklusiv für mobile Anwendungen mit echten Mobildatenflats oder wenigstens Volumenpaketen mit (weitgehend) wirklich erreichbaren Nennbandbreiten.

Die Drossel hat all dies schon im Mobilfunk verhindert und wird dies auch im Festnetz tun, wenn man der Telekom die Drosselnummer durchgehen lässt.

"Das Verursacherprinzip ist in Ordnung und auch grundlegend in der natürlichen Wirtschaftsordnung."
Dem wäre mit preislich gestaffelten Mindestbandbreiten (ohne Drosselung, natürlich) adäquat abgeholfen. Und wenn es ausnahmsweise doch mal mehr sein darf, könnte man ein schnelleres Volumenpaket oben drauf buchen.

Das Netz als Ganzes ist Infrastruktur wie Strom-, Gas-, Wasser, Straßennetz oder das alte Telefonnetz.
Nicht jeder fährt Auto, mancher hat keine Gasleitung, es soll sogar einige ohne Strom und Wasseranschluss geben. Trotzdem wurden diese Netze mit Steuermitteln oder Umlagen finanziert und mancher hat davon mehr profitiert als andere und manche haben nur geblecht und gar nichts bekommen.

Für ein Industrieland gibt es mitunter Wichtigeres als Kostenverteilungskl­einkleinspießerzoo. Und ein leistungsfähiges Internet (Fest- wie Mobilnetz) gehört einfach dazu.
Das man den Netzausbau in Privathand gegeben hat, war schon mal ein Riesenfehler denn eines galt schon immer: Infrastruktur: Jeder will sie nutzen aber keiner will sie bauen und bezahlen !

Damit das bereits im Brunnen liegende und japsende Kind nicht schlussendlich doch noch ertrinkt, muss man die Verantwortlichen nun deutlich härter ran nehmen und ihnen bei ihrem Kostensenkungsfirlefanz in die Parade fahren. Für die Gesellschaft gibt es Wichtigeres als die Gewinne der Telekomaktionäre.