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Was soll dieses Editorial?


02.03.2014 19:03 - Gestartet von IMHO
einmal geändert am 02.03.2014 19:07
Ich habe hier schon viele ausgezeichnete und hervorragende Editorials gelesen. Aber was soll dieses ellenlange Editorial, das mit "Die App-ifizierung von Sprache und SMS ist also bereits in vollem Gange." endet?

Worin liegt die Aussage? Teltarif hat etwas grob verkürzt als CbC-Low-cost-Beratungsseite angefangen. Es gibt nunmal nur die zwei Hauptkriterien: Preis und Qualität. Wobei häufiger die Frage sich stellt, wie kann ich eine Stunde lang telefonieren, ohne arm zu werden? Die Frage nach Qualität ist selten, wenn das 90Sekunden-Mobilfunkgespräch rauscht und kracht, ruft man halt am Abend nochmal an. Die Gretchenfrage wäre eh' ob es die Verbindung oder die Hintergrundgeräusche waren.
Ja nach HD-Voice-via-UMTS kommt Vo-X (egal ob VoLTE, VoLGA oder sonstwas Voice-over-irgendwie). Und nach VoLTE kommt Voice-Peering.
Oh! Das ist ja schon da! Bevor VoLTE am Markt richtig ankommt ist das Peering a la WhatsApp und Viber ja schon da! Das wars! Es ist aus und vorbei mit Einnahmen von mehr als 1ct/min Gespräch. Das wird n och alles schön kaschiert mit All-in-Flats, bei denen man ganz nebenbei für 8€ unter anderem 300Sprachminuten bekommt (zu den 300MB die im Solo-Verkauf schon mehr als 4€ kosten würden) Es werden also schon jetzt die 300Sprachminuten für 3€ verschenkt.
Deshalb gibt es kein Geld für VoLTE. vor jahren haben einige 10€ für die Flat ins Festnetz ausgegeben und zusätzlich mindestens für 3€ 33Minuten in die Mobilfunknetze telefoniert. Aber die sind jetz ja alle mit einer All-in-Flat für unter 10€ zufrieden. Die weichen bei 3€/300Minuten gar nicht erst auf Viber-Voice aus, denen reicht das für unterwegs. Und zuhause geht eh alles per DSL-Peering.
So sehr micht LTE fasziniert, für die Mobilfunkbranche ist es das Ende der goldenen Zeit. Egal was EU-Brüssel über E-plus entscheidet. In ein Paar Jahren wird es kaum noch 4 PLMNs geben können. Keine Roamingeinnahmen, kein DAU, der in Australien sich für 99ct/min Roamingpreis mehr anrufen läßt. Fallende Paketpreise im Inland und ständig populistisches Klagen, dass die PLMN-Netze verstopft seien.

Hingegen ist das andere Thema, das der Verschlüsselung, ein anderes Kaliber. Asymmetrische Relationen dienen per RSA-Verfahren oder per ECC-Verfahren als Grundlage einer Authentifizierung. Und erst per Authentifizierung ist ein MITM-freier Austausch von kurzlebigen Sessionkeys möglich. Dies wird irgenwann jemand auf den Markt werfen und die Letue werden sich für einen Anbieter entscheiden. So ein Anbieter wird nicht Dt.Telekom heißen, denn abgesehen von etablierten Unternehmern überwiegt in weiten Teilen der Handynutzer das Misstrauen gegenüber dem Staat. Es ist schon witzig, dass ein Ein-Mann-Programmierer aus der Schweiz mit Threema.ch Werbung macht mit "Verschlüsselung made in Switzerland". Unter dem Strich geht es da schon wieder um Vertrauen und wer die beste Show abliefert. Denn opemsource verschläft die Entwicklung. Und das sich bezahlbare "closed Software" keine Audits leisten kann, kann man so auch bei Threema.ch nachlesen. Ich wünsche dem Programmierer viel Erfolg und dass er so groß wird, dass er sich die Audits leisten kann und auf der Wegstrecke seinen Idealismus nicht verliert.

Aber um die Kritik am Editorial zusammenzufassen. Alle diese Bemerkungen über die Sprachdienste! Ja was wäre denn sonst zu erwarten in einem Quadropol von vier deutschen Anbietern? Eplus punktet notgedrungen mit innovativen Roamingtarifen, denn im Inland sind die Verbesserungsmöglichkeiten mit denen sich ein PLMN-Anbieter nicht ins eigene Umsatzfleisch schneidet, abgegrast.
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[1] GrößterNehmer antwortet auf IMHO
02.03.2014 22:14
Benutzer IMHO schrieb:
Ich habe hier schon viele ausgezeichnete und hervorragende Editorials gelesen. Aber was soll dieses ellenlange Editorial, das mit "Die App-ifizierung von Sprache und SMS ist also bereits in vollem Gange." endet?
Hab mich auch gefragt, wie Artikel und Schlusssatz zusammen passen.

Aber ganz davon ab frage ich mich auch schon seit Jahren: was geht hier nur vor? Im Wohnzimmer lauschen wir banale Vorabendunterhaltung in 7-Kanal-Ton, beim Telefonieren klingt der Gesprächspartner aber, als ob er einen Eimer auf dem Kopf hätte. Die Telcos waren einfach zu geizig und zu blöd vernünftige Sprachqualität anzubieten Ich kenne genug Leute, die damals den heftigen Aufpreis für ISDN nur wegen der Sprachqualität bezahlt haben. Denen war ganz klar: telefoniere ich von ISDN zu ISDN habe ich eine super Sprachqualität und haben entsprechend im Bekanntenkreis dafür Werbung gemacht.

Hätten die Telcos wenigstens zu Beginn von VoIP auf Sprachqualität statt auf Sparmaßnahmen gesetzt, hätten sie sich ersten damit einen Wettbewerbsvorteil sichern können und zweitens den Ruf von VoIP nicht ruiniert. Im Festnetzbereich bieten die meisten Anbieter heute nur noch VoIP-Anschlüsse an, aber das verbotene Wort "VoIP" wird bestenfalls noch in einer in hellgrau geschriebenen Fußnote verwendet, und selbst da meistens NGN. Der für Qualität bürgende Begriff ISDN wird lieber wieder aus der Schublade gekramt, um den Kunden zu täuschen. Und nicht ein einziger Mitarbeiter von Support-Hotlines verschiedener Anbieter, mit denen ich Kontakt hatte, weiß überhaupt was ISDN ist. Zum Teil werden die sogar echt unfreundlich, wenn man denen erklärt, das ISDN nicht zwei Leitungen und mehrere Rufnummern bedeutet. Das ist es nämlich, was in deren Unterlagen steht.

Aber ohne entsprechendes Marketing sind die meisten Telefonierer einfach auch zu blöd zu realisieren, dass es technisch überhaupt kein Problem ist, dass ein Telefongespräch genauso klingt, wie eine Sprachnotiz, die sie in ihr Handy diktieren oder ein Videochat per Headset.

Hätte einer unserer Netzbetreiber konsequent auf Sprachqualität gesetzt, dann wäre den Kunden schon aufgefallen, dass es sehr viel besser klingt, wenn man mit Kunden im eigenen Netz telefoniert. Da das aber keiner von denen gemacht hat, werden sie trotz immer billiger werdenden All Net Flats über kurz oder lang immer mehr Kunden an Dienste verlieren, die höhere Qualität "over IP" anbieten.
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[2] Kai Petzke antwortet auf IMHO
03.03.2014 11:49
Benutzer IMHO schrieb:
Es gibt nunmal nur die zwei Hauptkriterien: Preis und Qualität.

Da sind wir uns einig. Was mich verwundert, ist, dass selbst die Netzbetreiber, die die hohen Preise von ihren Kunden verlangen, nicht den Ausrüstern hohe Qualität der Sprachdienste ins Pflichtenheft schreiben!

Ja nach HD-Voice-via-UMTS kommt Vo-X (egal ob VoLTE, VoLGA oder sonstwas Voice-over-irgendwie

Genau das meine ich mit "App-ifizierung": Sprache wird nicht mehr als zentraler Teil des Dienstes gesehen und als solcher weiterentwickelt, sondern es wird Drittparteien (den App-Entwicklern) überlassen, das zu implementieren. Für den Netzbetreiber ist das dann "Voice-over-irgendwie". Beim Messaging sind wir schon so weit, dass die Nutzer die Apps dem Original-Dienst (SMS) vorziehen, beim Telefonieren wird das in den kommenden Jahren passieren.

>). Und nach VoLTE kommt Voice-Peering.
Oh! Das ist ja schon da! Bevor VoLTE am Markt richtig ankommt

Aber warum kommt VoLTE am Markt nicht richtig an? Doch nicht, weil die Kunden am hochpreisigen Ende es nicht wollen, sondern, weil sie es gar nicht kaufen können! Es ist mir nicht bekannt, ob die Mobilfunkbranche die Kosten und den Aufwand für eine hochwertige Implementation von VoLTE schlicht und einfach unterschätzt hat, und die Netzbetreiber mit dem, was sie von den Ausrüstern als "VoLTE" in Trials angeboten bekommen, nicht zufrieden sind, und folglich die Implementation auf die lange Bank schieben, weil die Qualität einfach noch nicht stimmt, oder, ob sie von den Ausrüstern zwar einen hochwertigen Sprachdienst angeboten bekommen, diesen aber nicht kaufen, nach dem Prinzip: "Lohnt sich eh nicht mehr, bevor Skype komplett die Sprachdienste übernimmt". Egal, was von beidem zutrifft: Faktisch überlässt man die Sprachdienste damit den App-Herstellern, und das meine ich mit "App-ifizierung".


Kai
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[2.1] IMHO antwortet auf Kai Petzke
03.03.2014 13:58
Benutzer Kai Petzke schrieb:
Benutzer IMHO schrieb:

>). Und nach VoLTE kommt Voice-Peering.
Oh! Das ist ja schon da! Bevor VoLTE am Markt richtig ankommt

Aber warum kommt VoLTE am Markt nicht richtig an? Doch nicht, weil die Kunden am hochpreisigen Ende es nicht wollen, sondern, weil sie es gar nicht kaufen können!

Das sind wir uns als Momentaufnahme schon einig.
Warum das aber so ist? Weil geschätzt ab 2017 kein Kunde mehr für VoLTE bezahlen will, sobald es Peering geben wird. Dann werden genauso wie bei der SMS der Gesamtumsatz der funk-kanalvermittelten Telefonie rückläufig werden. Wahrscheinlich werden dann schon die Verbindungsminuten rückläufig werden, während die Nachfrage nach voicefähigem QoS-LTE steigen wird.
Mobiles IP-Voice mit Latenzen <<100ms ist der Anfang vom Ende der simkarten-kontrollierten Telefonnummer. Dann kauft man sich ein QoS-priorisiertes Datenvolumen mit garantierter Latenz <50ms ein und will von der Voice-Tarifstruktur heutiger Prägung nichts mehr wissen. Solange O2 allerdings sein LTE-G3.9-Netz noch mit solch schlechten Backhauls ausstattet, dass die Latenzen in die Knie gehen, zögern die es noch ein wenig heraus, bzw. sie legen die Grundlage dafür, dass die Kunden für Spezialtarife mit geringen Latenzzeiten Aufschläge zahlen werden. (es reicht ja wenn 10% der 100Mbps-LTE-Zelle priorisiert <50ms überträgt)
Jetzt wird es mit VoicePeering over E-Plus-LTE losgehen. Genau weil Eplus das kleinste LTE-Netz haben wird, werden die dann die Innovativen sein, die mit Peering beginnen. Wahrscheinlich wird Eplus niemals in VoLTE investieren.
Egal ob der Facebook-WhatsApp-Voice-Deal klappt. Wenn es nicht mit Facebook klappt, dann halt mit einem anderen weltweiten Anwendung. Nur falls die Fusion zu OE+2 genehmigt wird, wird es etwas länger dauern. Womöglich bekommt dann VF die Rolle des Preisbrechers - die Rolle des Premiumanbieters hat VF ja wohl zur Zeit erfolgreich verspielt.
Wie schnell es exakt kommen wird, werden wir sehen.
Aber dass die Hardwarevermittelte Telefonie rückläufig ist, ist kein schuldhaftes Versagen der PLMNs, es ist vorausschauende Einschätzung derTechnologie-entwicklung.