Benutzer tommy0910 schrieb:
Benutzer GrößterNehmer schrieb:
Der Geniestreich (meiner Meinung nach) von Amazon war es, Prime mit dem Videostreaming zu kombinieren. Im Vergleich zu anderen Streaming-Diensten ist man preislich recht attraktiv und bietet dem potenziellen Käufer gleich zwei unterschiedliche Gründe das Abo zu buchen.
Das sehe ich komplett anders. Ich war rund 15 Jahre lang relativ treuer und zufriedener amazon-Kunde. Aber was da in letzter Zeit abgeht, veranlasst mich immer mehr dazu, mich anderweitig umzusehen. Eine Verschlechterung jagt die nächste.
Da bist du wahrscheinlich aber eine aussterbende Rasse. Letztendlich kriegt man den gleichen Mixer oder das gleiche Radio, egal wo man bestellt. Für die meisten dürfte das Produkt und der Preis im Vordergrund stehen, nicht wo man es bestellt. Der Markt verändert sich halt. Früher hat man bei Amazon und vielleicht ebay nach etwas gesucht, heute ist es für viele eher eine Preissuchmaschine und ebay.
Beispiel Versandkosten: Früher ab 20 Euro versandkostenfrei, jetzt ab 29 Euro.
Mal ganz ehrlich: wo gibt es sonst noch kostenlosen Versand ab 20 oder sogar 29 Euro? Das kann sich eigentlich nicht lohnen, wenn man einen Toaster für 25 Euro kauft und Amazon übernimmt die Versandkosten. Im Elektronik-Bereich kriegt man woanders den Versand ab 100 Euro oder drüber kostenlos, wenn überhaupt. Das ist eben auch eine Kundenbindungsmaßnahme, allerdings tragen Kunden, die immer nur knapp über den 29 Euro bleiben wohl in den seltesten Fällen zu "schwarzen Zahlen" bei.
Kleiner Tipp: es gilt ja immer noch, dass Bestellungen, die ein Buch enthalten kostenlos sind. Im Netz findet man Seiten, die dich Bücher auf Amazon für um die 1 Euro finden lassen.
Aber nur Monate zuvor(!) hat man den Prime-Versand an das Videostreaming gekoppelt und damit fast doppelt so teuer gemacht. Mich intressiert der Videokram nicht die Bohne und ich sehe nicht ein, warum ich ihn mitfinanzieren sollte. Im Zuge der erhöhten Grenze für Versandkostenfreiheit wäre dafür das klassische Prime für mich jetzt attraktiv, gibt's aber nicht mehr. Und deshalb bestelle ich inzwischen weit seltener, weil sich gerade Kleinigkeiten nicht mehr lohnen. Auf 20 Euro Bestellwert kommt man rasch, aber auf 29 Euro tu ich mich schwer.
Also hast du vorher auch kein Prime gekauft. Werden wohl auch nicht viele gemacht haben, weil es sich nicht sonderlich gelohnt hat. Wenn ich mal bei Amazon bestellt habe und die voraussichtliche Lieferdauer vom Standard- mit dem Expressversand verglichen habe, wurde mir meist der gleiche Tag angezeigt. Somit lohnte sich Prime einfach objektiv nur für Kunden, die oft Bestellungen unter der Freigrenze bestellt haben und das lohnte sich wiederum für Amazon nicht. Kann man sich eigentlich ausrechnen, dass 20 Euro im Jahr nicht für den Versand von 20 Paketen im Jahr ausreichen, die vielleicht im Schnitt 15 Euro Warenwert enthalten.
Ich bin mir sicher, dass Amazon jetzt mit dem teureren Prime deutlich mehr Prime-Kunden hat, als bevor das Videostreaming dabei war. Für Leute, denen es auf den Expressversand ankam, ist das Produkt natürlich deutlich uninteressanter geworden. Ich würde aber mal behaupten, dass nicht Prime teurer geworden ist, sondern eher, dass es jetzt eine kostenlose Zugabe zum Videostreaming ist, da sich Prime an sich wahrscheinlich nicht gelohnt hat. Mit dem Dienst schafft man jetzt Anreize für Leute, die vorher vielleicht nicht oder selten bei Amazon bestellt haben.
Beispiel Versand: Früher (vor der Prime-Video-Fusion) hat amazon auch als Nicht-Prime-Kunde meine Bestellungen immer schnellstmöglich versendet. In aller Regel hatte ich sie am nächsten Tag, was ich sehr geschätzt habe. Inzwischen habe ich den Eindruck, als Nicht-Prime-Kunde nur Kunde zweiter Klasse zu sein und vermute, dass amazon den Versand künstlich hinauszögert. Bestellungen treffen jetzt frühestens am übernächsten Tag ein, was zwar immer noch gut ist, aber da amazon in puncto Versand selbst Maßstäbe gesetzt hat, nimmt man das eben doch als deutliche Verschlechterung war.
Ich würde eher vermuten, dass es jetzt einfach mehr Prime-Kunden gibt, deren Bestellungen bevorzugt behandelt werden. Dadurch dauert es bei den anderen Bestellungen im Schnitt einfach etwas länger. Es macht keinen Sinn für Amazon den Versand künstlich zu verzögern, also die Pakete in der Ecke stehen zu lassen. Wegen einem Tag weniger bei ein paar Bestellungen im Jahr bucht keiner Prime. Amazon hätte also nichts zu gewinnen, wenn sie die Pakete absichtlich stehen lassen, sondern eher Kunden zu verlieren.
Beispiel Blurays: Früher versandkostenfrei, jetzt nicht mehr.
Warum sollten sie es sein? Bei Büchern hat es sich so etabliert, da diese in D preisgebunden sind. Blurays sind das aber nicht.
Beispiel Verfügbarkeit: Immer öfter sind Artikel erst einmal nicht verfügbar und brauchen 1-2 Wochen zum Versand. Das sind durchaus Artikel, die ich öfter bestelle (bestimmte Lebensmittel), und die früher stets sofort verschickt wurden. Früher war auch die Bestellung von Haushaltsgroßgeräten (z.B. Kühl- und Gefrierschränke) bei amazon kein Problem. Inzwischen Fehlanzeige, kaum noch im Sortiment.
Kann ich jetzt nicht viel dazu sagen. Denke mal, dass die Artikel, die nicht so häufig gekauft werden, eben nicht mehr in entsprechenden Mengen eingelagert werden. Weiße Ware in großen Mengen einzulagern ist natürlich teuer. Es wird sich wohl nicht lohnen von jedem Herd und Kühlschrank 10 Stück auf Lager zu haben. Wenn es sich lohnen würde, gäbe es garantiert Händler im Marketplace, die die Lücke füllen würden, selbst wenn Amazon selbst die Artikel nicht mehr anbietet.
Paradebeispiel E-Books: Mit seiner Kunden"bindung"sstrategie Kindle erreicht amazon bei mir genau das Gegenteil: Weil der Kindle kein epub-Format darstellen kann, habe ich mir als E-Book-Reader eben keinen Kindle gekauft. Weil es bei amazon aber nur Kindles gibt, habe ich meinen Reader woanders gekauft. Und weil amazon sich weigert, E-Books auch im epub-Format zu vertreiben, habe ich bislang kein einziges E-Book bei amazon gekauft und werde es wahrscheinlich auch nie tun.
Amazon will keine Kunden, die einen Kindle kaufen, aber keine Bücher. Es würde mich nicht wundern, wenn die die Teile mit negativem Gewinn verkaufen, also damit den Content-Verkauf subventionieren.
Beispiel Website: amazon war früher eigentlich Vorbild, was einen übersichtlichen Bestellprozess angeht. Inzwischen ist die Website viel zu überfrachtet und unübersichtlich. Und die ganze Javascripteritis, weil man ja unbedingt die Eingaben der Kunden automatisch vervollständigen muss, macht alles noch dazu quälend langsam.
Weiß jetzt nicht, was du meinst. Mein Notebook ist von 2008 und hat keine Probleme auf der Webseite (oder irgendeiner anderen). Automatisch Vervollständigen macht im übrigen meist der Browser.
Beispiel Versand: Früher wurde ausschließlich über Deutsche Post DHL versendet, heute muss ich mich mit etwas Pech mit den Pappnasen der anderen Transportunternehmen herumschlagen, die es dann, wenn sie mich nicht zu Hause antreffen, nicht schaffen, die Sendung irgendwo zu lagern, damit ich sie abholen kann.
Wenn das so ist, ist das allerdings tatsächlich ein Nachteil. Könnte natürlich aber dem Preisdruck geschuldet sein, der mit dem kostenlosen Versand einher geht. Aber hier siehst du doch schon das Problem: einerseits willst du für jede Computermaus den Versand kostenlos haben, andererseits möchtest du aber den "Premium-Versand" von DHL, die ja eben auch Kosten für das Filialnetz haben, auf das es dir anscheinend auch ankommt.
Ich warte eigentlich nur noch auf die nächsten ein, zwei Verschlechterungen, dann kann amazon mich weitgehend als Kunden abschreiben. So unersetzbar wie sie denken sind sie nämlich nicht. Und nein, daran ist nicht die böse Konkurrenz Schuld, sondern amazon selbst. Würden die sich mal wieder auf ihre Stärken besinnen, dann hätte ich nämlich auch garkeinen Grund zu einem Wechsel. Insbesondere sehe ich amazon als Warenhaus. Ich habe kein Interesse daran, dass die eigene Produkte entwickeln, eigene Videoportale aufmachen, etc. Die sollten einfach ihr Kerngeschäft attraktiv und im Sinne des Kunden abwickeln, denn damit sind sie auch groß geworden, das ist das, was amazon mal richtig gut konnte.
Ohne das jetzt negativ zu meinen: du bist auch nicht unersetzbar für Amazon. Wenn du tatsächlich hauptsächlich Bestellungen knapp über der Grenze zur Versandkostenfreiheit machst, kann es sein, dass Amazon dich gar nicht als Kunden haben will.
Was ist denn Amazons Kerngeschäft? Einfach nur Waren schnell und günstig verticken? Das reicht heute aber nicht mehr aus, um einen loyalen Kundenstamm zu halten. Da man bei Amazon fast alles kriegen kann, können die auch nicht überall am günstigsten sein. Es gibt einfach zu viel Konkurrenz und eben das Internet, was Amazon so groß gemacht hat, ist jetzt für sie in gewisser Weise ein Problem. Denn über Preissuchmaschinen kann man heute innerhalb von Sekunden Preise vergleichen. Und für die meisten Kunden ist eben der Preis das wichtigste Kriterium, wenn es darum geht, wo man etwas kauft. Wenn Amazon sein Versandgeschäft langfristig am Leben halten will, brauchen sie wieder Kunden, die einfach ihre Waren bei Amazon bestellen, ohne vorher woanders zu gucken. Guckt der Kunde erst woanders bzw. bei einer Preissuchmaschine, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er das Produkt irgendwo günstiger findet. Dann werden nicht viele trotzdem bei Amazon bestellen, weil sie den Service dort schätzen. Deswegen ist es für Amazon sinnvoll Prime praktisch allen Streaming-Kunden zu schenken. Ich bin mir absolut sicher, dass Prime nie konzipiert war, um durch den Service selbst Geld zu verdienen, sondern von Anfang an nur dazu bestimmt war, Kunden an Amazon zu binden. Genauso ist es mit ihren Telefonen, Tablets und TV-Boxen.